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VIII. JAHRGANG. Nr. 22

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3. JUNI 1934

E

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES 0RGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. h. II.,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
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Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 * Tel. B 5 Barbarossa 7228

Man abonniert be‘m Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk. 5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee § 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50



Eine Viertelmillion für die Sammlung Mosse

Der Erfolg der Mosse-Versteigerung, die
Rudolph Lepke in dem überfüllten Parterre-
saal des Palais am Leipziger Platz in Berlin
am 29. und 30. Mai durchführte, übertraf mit
einem Gesamtergebnis von rund einer Viertel-
million Mark die stärksten Erwartungen. Es
scheint sich zu bestätigen, daß ein vielfach
neues Sammlerpublikum, das den Kauf auf
Auktionen dem im freien Handel noch vorzieht,
sich bildet, so daß, bis auf wenige Stücke, wie
den großen Aubussonteppich (Nr. 249), der bei
6000 M. zurückgenommen werden mußte, alles
glatt und zu teilweise erstaunlich hoch liegen-
den Preisen abgesetzt werden konnte.
Den Hauptanteil an dem hohen Ergebnis be-
stritten die Gemälde. Hier sind vor allem zu
nennen Leibis Bildnis des Appellationsrats
Stenglein (Nr. 50, Abb. in Nr. 19 der „Welt-
kunst“) mit 16 000 M., Spitzwegs „Eremit und
Rabe“ (Nr. 91) mit 8800 M., von Uhdes „Gang
nach Bethlehem“ (Nr. 98) mit 7700 M. Menzel
wurde ausgezeichnet bewertet: sein „Werber“
(Nr. 68) erreichte 4600 M., die Pastelle „Dame

in roter Bluse“ (Nr. 70) und „Sitzender Herr“
(Nr. 69) 3000 und 2400 M. Preise von 4000 M.
für einen Israels (Nr. 43), von 3900 M. für
Grützners Wirtshausbild (Nr. 35), von 6300 M.
für Arnold Böcklins „Hehre Muse“ (Nr. 13),
1950 M. für L. v. Hofmanns „Frühlingssturm“
(Nr. 41), 4100 M. für Anders Zorns „Blondes
Bauernmädchen“ (Nr. 106) fielen auf.
Bei alten Meistern stiegen die „Dorflustbar-
keit“ des Adriaen van Ostade (Nr. 115) auf
16 500 M., Ruisdaels „Ruine am Wald“ (Nr. 116)
auf 7800 M., Jan Steens „Hochzeit zu Kana“
(Nr. 113) auf 2000 M. und das Bild „Venus
und Mars“ aus dem Rubenskreise (Nr. 112)
auf 2100 M.
Auch das Mobiliar verkaufte sich verhältnis-
mäßig leicht: 2700 M. für eine dreiteilige Salon-
garnitur (Nr. 205/7), 3600 M. für eine andere,
ebenfalls französische (Nr. 208/10), 3300 M.
für die chinesische Wandbespannung (Nr. 254)
waren hier bezeichnende Hauptpreise.
Man findet Preisbericht auf Seite 3.

und Zeugnis der Nation bewahrt und ver-
waltet und indem er durch seinen Auftrag der
Gegenwart den Mut zur Kunst erhält.
K. H. B.
Von der Biennale
in Venedig
Im Mittelpunkt der diesjährigen Biennale
von Venedig steht die Porträtausstellung des
vorigen Jahrhunderts. Nach den großen An-
kündigungen ist sie doch so etwas wie eine
leichte Enttäuschung; zu offiziell war die Aus-
wahl und manchmal auch zu unbedeutend. Mit-
unter steht der Dargestellte zu stark im
Vordergrund; seine Figur interessiert heute,
aber der Maler, der ihn abbildete, hat uns gar
nichts mehr zu sagen: so gehört das Bild
eigentlich nicht auf die Kunstausstellung, und
von den großen Malern des vorigen Jahr-
hunderts hüteten viele Museen zu sorgsam ihre
Schätze, schickten in die Lagunenstadt nur
zweite Werke und verminderten so jenen Ein-
druck, den das große Werk hätte hervorrufen

vom Westerwald, Fay-
encen, Porzellan, Sticke-
reien, Gobelins und
Möbel vervollständigen
und bereichern den Ein-
druck, den diese einzig-
artige Sammlung im
Betrachter haften läßt.
Aber trotz aller hin-
gebungsvollen Liebe zur
alten Kunst hat Ge-
heimrat von Schnitzler
die Gegenwart und ihre
Kunst nicht vergessen.
Das bezeugen die Bilder
von Hodler (Holzfäller),
Leibi, Menzel, Grefe-
rath und Hans Thoma.
Die Sammlungen der
Nachkommen, der Töch-
ter des Geheimrats von
Schnitzler (Frau Mela
A b e g g und Freifrau
von Schröder), zei-
gen an, daß der edle
Trieb des Sammlers
auch in ihnen lebendig
ist.
Echtes Sammlertum.
<las heute immer mehr
an Boden verliert,
äußert sich in der Köl-
ner Schau, die fast
sämtliche Räume des
Kunstvereins einnimmt,
wie ein letzter ermun-
ternder und beschwören-
der Zuruf, den Geist,
der aus der Sammlung
Schnitzler spricht, zu
bewahren, nicht um
sich den Genuß von
Schönheit oder großen
Werttümern zu sichern,
sondern weil der pri-
vate Sammler zu einem
bedeutsamen Teil das
Geschick der Kunst in
Händen hält, indem er
das köstlichste Erbe

Meister der Münchener Veronika, Kreuzigung
Sammlung Richard v. Schnitzler, Köln
Ausstellung: Kölnischer Kunstverein

Heilige Katharina. Köln oder oberer Nieder-
rhein, um 1330
Sammlung R. v. Schnitzler, Köln
Ausstellung: Kölnischer Kunstverein

deutsche private Sammlung dem
Blick der Öffentlichkeit erschließt.
Als wesentlichste Stücke der Sammlung des
1868 verstorbenen Karl Stein sind der Tho-
mas-Altar des Meisters des Bartholomäus-Alta-
res und das Hauptwerk des Meisters der Ver-

Kunstsammlungen dreier Generationen
einer Kölner Familie

Ausstellung im Kölnischen Kunstverein

herrlichung Mariä (jetzt im Museum Heylshof
in Worms) neben anderen zu sehen. Geheim-
rat Dr. Richard von Schnitzler, der
Ehrenvorsitzende des Kölnischen Kunstver-
eins, hat das Erbe seines Schwiegervaters Karl
Stein in fünfzigjähriger unermüdlicher und
opferbereiter Pflege zur berühmtesten west-
deutschen Sammlung alter Kunst wachsen und
sich mehren lassen. Von den Kölner Meistern
des 15. und 16. Jahrhunderts sind Stephan
Lochner, die beiden Bartholomäus Bruyn und
der Meister der Münchener Veronika (s. Abb.)
neben anderen vertreten. Aus der Fülle der
Einzelstücke und Kostbarkeiten, die fast
durchweg außerordentlich gut erhalten sind,
sei auf das Männerbildnis von Lukas Cranach
d. Ä., die Waldlandschaft mit der Versuchung
Christi von Johann König (früher als Elshei-
mer angesprochen), die Madonna Joos van
r” y>-—• ’ i. ... j. , ,
den Kopf eines weißbärtigen Rabbiners von
Rembrandt, auf Ruisdaels Landschaft mit dem
waldigen Flußtal und der Bergkuppe, auf Jan
Steen, Aelbert Cuyp, Willem de Porter, Nicolas
Maes, van Goyen, Lancelot Blondeel, Adriaen
Isenbrant und Joos van Craesbeeck hingewiesen.
Auch Italien, Spanien und Frankreich sind ver-
treten. Hier ordnet sich eins der stärksten Bil-
der der Ausstellung ein: Riberas „Schmerzens-
reiche Mutter Maria“-
Unter den plastischen Bildwerken nehmen
Köln und der Niederrhein einen breiten Raum
ein, aber auch Süddeutschland des 15. und
16. Jahrhunderts — darunter eine hoheitsvolle
stehende Muttergottes von Tilmann Riemen-
schneider — ist reich zur Anschauung gebracht.
Elfenbeinarbeiten, Limoger Email, süddeutsche
Goldschmiedearbeiten und Bronzen, kost-
bare venezianische und deutsche emaillierte
Gläser, Steinzeug aus Siegburg, Raeren und

Der Kölnische Kunstverein zeigt z. Z. eine
Ausstellung „Kunstsammlungen dreier Gene-
rationen einer Kölner Familie“, die aus dem
Rahmen der üblichen Ausstellungen weit her-
ausragt, da sie eine der bedeutendsten, viel-
leicht heute die bedeutendste west-
 
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