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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 8.1934

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Nr. 32 (12. August)
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12. AUGUST 1934

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V1I1..J A H KGANG. Nr. 32

LMONDEtAKIS

ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / EUCH / ALLE SAMMELGERIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weitkunst-Verlag, G.m.b.H.,
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reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

Neuerwerbungen
des Stadtgeschichtlichen- und des Kunst-
gewerbemuseums in Frankfurt a. M.

Im großen Erdgeschoßsaal des Frank-
furter Kunstgewerbemuseums hat Direktor
Feulner die Neuerwerbungen vereinigt,
die er seit seinem Amtsantritt in Frankfurt

im August 1930 für seine beide Museen, das
Kunstgewerbe- und das Stadtgeschichtliche
Museum, machen konnte. Diese Erwerbs-
tätigkeit war nicht leicht, denn die Stadt, die
durch die Sigmaringer Ankäufe die Samm-
lungen des Kunstgewerbemuseums, der Städti-
schen Galerie und des Liebighauses außer-
ordentlich bereichert hatte, mußte größte
Sparsamkeit üben. Da boten denn die beiden
Patronatsverejne, der Kunstgewerbe-Verein
und der Verein für das Historische Museum,
in verständnisvollster Weise ihre Hilfe und er-
möglichten dem Direktor, wichtige Stücke für
Frankfurt zu sichern, die man immer mit in
erster Reihe unter ihrem Sammlungsbesitz
nennen wird. Glücklicherweise bewährte sich
auch wieder die Frankfurter Bürgerschaft,
von alther der Hauptträger der Frankfurter
Sammlungen, und gab durch Schenkungen und
Vermächtnis wertvollen und erwünschten Zu-
wachs.
Ich nenne zunächst einige der wichtigsten
Ankäufe für das Kunstgewerbemuseum: Eine
reiche und dabei überaus zierliche Rokoko-
vitrine mit Perlmuttereinlagen, signiert Mar-
tini 1772; ein Augsburger Aufsatzschrank
von vortrefflichen Proportionen, aus dem Be-
sitz der Fugger, am Schloß datiert und sig-
niert von David Ottinger, Augsburg 1707; ein
zweigeschossiger Nürnberger Fassadenschrank
aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, ein Egerer
Prunkschrank mit kunstvollen Reliefintarsien
aus dem 17. Jahrhundert als Vermächtnis der
Familie Kessler-Kolligs; die prachtvolle sil-
berne Reiterstatuette Gustav Adolfs von dem
Augsburger Goldschmied Daniel Lang II nach
einem Modell Georg Petels. Der Zinnkruzi-

fixus Georg Petels, den Feulner bereits im
Städel-Jahrbuch 1933 veröffentlicht hat, ge-
hört zu den interessanten Nachbildungen von
Grünewalds „Klein-Kruzifix“. Wichtigste Er-
gänzung erfuhr die
große Sammlung des
Höchster Porzellans
durch Ankäufe und die
große Schenkung Kess-
ler-Kolligs, aus der fer-
ner wichtige Stücke für
die Glassammlung stam-
men. Künstlerisch noch
bedeutungsvoller sind
einige Überweisungen
Swarzenskis: ein pracht-
voller Kruzifixus in
Grubenschmelz, westfä-
lisch um 1230 (s. Abb.);
ein Gießgefäß, Halb-
figur eines jugendlicher
Mannes, Bronze, 2. H.
13. Jahrhundert; ein un-
gewöhnlich reiches In-
tarsienbild von David
Roentgen nach Entwurf
von Januarius Zick (s.
Abb.). Weiter, als
Schenkung Feulners, ein
gotisches Waidmesser,
mit feinen Perlmutter-
einlagen am Griff, süd-
deutsch oder burgun-
disch um 1450.
Grundsätzlich ist die Sammeltätigkeit für
das Stadtgeschichtliche Museum
anders orientiert als für das Kunstgewerbe-
Museum. Künstlerische Qualität ist nicht
allein ausschlaggebend für den Erwerb, son-
dern ebenso wichtig sind historische, kultur-
historische oder volkskundliche Gesichtspunkte.
Um so wichtiger ist aber, daß auch dabei
Qualitätsbegriffe wirksam sind. Sorgsam ge-
arbeitete Modelle alter Frankfurter Bauten,
ein kunstvoll geflochtener Meistergürtel der
Frankfurter Seilerzunft, eine naiv, aber kraft-
voll bemalte irdene Bauerntöpferei aus Hessen
bedeuten wertvollen Zuwachs. Das erstrebens-
werteste freilich sind Werke, in denen histo-
rische und künstlerische Qualität in gleichem
Maße vereint sind und dafür bietet die Aus-
stellung gerade eine ganze Anzahl guter Bei-
spiele: Eine Scheibe aus dem Katharinen-
fenster der Leonhardskirche um 1440, von tie-
fer Farbenpracht, füllt eine große Lücke in
dem Überblick über die Frankfurter Glas-
malerei, den die Sammlung bisher schon er-
möglichte; eine ausgezeichnete Pointstickerei,
1592, nach Entwurf von Jost Amann, ist
gleichzeitig ein interessanter Beitrag zur
Frankfurter Familiengeschichte (siehe Abb.).
Das Porträt K. F. Kellners mit seinem Sohne
von Cornelius, 1810, während seines Frank-
furter Aufenthalts gemalt, ist als Darstellung
eines der ersten Administratoren des Städel-
schen Kunstinstitutes, wie als eines der reprä-
sentativsten deutschen Porträts aus der Über-
gangszeit vom Klassizismus zur Romantik
doppelt bedeutsam für Frankfurt; die reiz-
voll gemalte große Stadtansicht von Wilhelm




Intarsien -Bild von David Roentgen nach
Entwurf von Januarius Zick
Neuerwerbung des Kunstgewerbe -Museums, Frankfurt a. M.


Kissen bezug. Petit-Point-Stickerei
1592 nach Vorbild von Jost Amann
Neuerwerbung des Kunstgewerbe-Museums, Frankfurt a. M.

Friedrich Hirth, 1757,
das Mainufer am Fahr¬
tor aus dem Besitz des
Prinzen Ernst von Sach¬
sen-Meiningen, ehemals
von dessen Ahnherrn
Anton Ulrich in Auf¬
trag gegeben, ist eine
der unmittelbarsten
Quellen des Frankfurter
Lebens zu Goethes
Jugendzeit; ein Bild¬
chen von J. J. Maurer
um 1850, Eislauf auf
dem Rechneiweiher, ist
voll feiner kulturhisto¬
risch wichtiger Einzel¬
heiten und dabei kolori¬
stisch ein kleines Mei¬
sterwerk aus der Zeit
unmittelbar vor dem
Impressionismus; K. Th.
Reiffensteins Aquarell
„Der Trödler Benack
in seinem Laden“, ein
Werk von größter ma¬
lerischer Feinheit, mutet
an wie ein Stück von
x,. T. II. Iioxfiuaiin.
Die große schönlinige
Zimmerbank aus einer
Frankfurter Familie
ist deutliches Zeug-
nis für die Leistungs¬
fähigkeit der Frank¬
furter Schreiner in
der Mitte des 18. Jahrhunderts. Unter den
sieben herrlichen Frankfurter Fayencen aus
dem Vermächtnis Paul Heilands sind zwei
wohl die allerwichtigsten, weil sie gleichzeitig
zu den eindeutigen Urkunden für die Produk-
tion der Frankfurter Fabrik gehören: der
Birnkrug mit Schwarzlotmalerei von Hermann

Kruzifix. Westfalen, um 1230
Neuerwerbung des Kunstgewerbe-Museums
Frankfurt a. M.


Benkert, 1680, F unter dem Henkel signiert,
der beweist, daß Hausmaler auch in Frank-
furt arbeiteten, und der große Enghalskrug
Delfter Form, blauweiß, mit Chinesenszenen,
einer von nur vier bekannten Stücken, die
außer einer Malersignatur die ausgeschriebene
Bezeichnung „Francfort“ aufweisen. Nicht
anders steht es mit dem Zuwachs, den die
Archäologische Abteilung durch ihre Gra-
bungsfunde im Gebiet von Groß-Frankfurt er-
fuhr: Jedes der schönen Stücke, die nur als
eine kleine Auswahl die Abteilung vertreten,
z. B. ein paar vollständig erhaltene band-
keramische Töpfe, eine Michelsberger Urne,
eine Urne der Hallstattzeit, eine kleine
römische Merkur-Figur, eine römische Hantel
aus Bronze, sind ebenso Werke von großer
und schöner Sicherheit der Form aus früher
und frühester Zeit, wie sie, jedes festgelegt
und in ihrem Fundort und ihren Fund-
umständen, über Vor- und Frühgeschichte
unseres Landes nach vielen Richtungen auf-
klärende Aussage geben.
Was in der für jedes Interessengebiet an-
regenden Ausstellung zusammensteht, ist
nicht allein durch die imponierende Zahl von
über 200 Werken bedeutsam, sondern ein sehr
eindrucksvoller Beweis, wie intensiv und er-
folgreich Feulner für die ihm anvertrauten
Institute arbeitete. Sch.
Neuaufstellung im Kunst-
histor. Museum Wien
Die Antikensammlung des kunsthistorischen
Staatsmuseums hat seit letzter Zeit zwei wich-
tige Veränderungen aufzuweisen. Die Fund-
stücke aus Ephesos, bisher im Hauptbau mit
der übrigen Sammlung vereinigt, wurden, wie
bereits gemeldet, gesondert im Theseustempel
des Volksgartens aufgestellt. Dadurch wurde
 
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