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14. OKTOBER 1934

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ART0/theWORLD

VIII. JAHRGANG, Nr. 41

LMONDEtARTS

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ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr.Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

Rheinland

I. Düsseldorf

schließlich van Goyen in zwei malerisch außer-
ordentlich duftig und leicht behandelten Land-
schaften, beide signiert und datiert (die guten
Jahre 1634 und 1635), von denen die „Land-
schaft mit Wirtshaus“ in Hofstede de Groots
kritischem Verzeichnis (Bd. VIII Nr. 421)

sonnendurchfluteter Atmo-
die Bärenjagd von Albert
feinen Jagdbild von eigen-
ist das Leuchten der vom

Zahlreiche
Figürchen
Pateniers
und bläu-

Kunst im

Salomon van Ruisdael, Landschaft mit 1 ä ndli ehern Herrensitz. Holz, 59 : 84 cm. Sign., dat. 1662
Ausstellung: Galerie Stern, Düsseldorf

„Christus am Kreuz“ veranschaulicht, einer
bräunlichen Skizze zu dem Altargemälde in
Notre Dame zu Dendermonde, die ehemals der
Sammlung Vicomte du Bas de Sisignies in
Brüssel zugehörte. Und von Schülern oder
Zeitgenossen seien dann Theodor van Thulden

Sign., dat. 1648 — Leinwand, 163 : 205 cm — Ehern. Slg. v. Carstanjen, Köln
Ausstellung: Kunsthaus Malmedd, Köln

Landschafter B. C.
P. G. van Os, M.
G. Smak - Gregoor,
und des Interieur-

Joachim Patenier (Abb. S. 2) erfreut mit
einer exquisiten kleinen Landschaft in reicher
Fülle der Tonnuancen. In der Färbung der Land-
schaftsgründe fallen die typischen drei Grund-
töne auf, im Vordergrund braun, im Mittel-
grund grün und in der Ferne blau,
mit meisterhafter Feinheit gemalte
beleben das Bild und sind in
charakteristischen lichten lila, rosa
lieh harmonischen Tönen gehalten. Bezaubernd
die weite Luftperspektive.
Hieran anschließend eine spukhafte Ver-
suchung des Hl. Antonius von Jan Mandyn
(Abb. S. 2), der stilistisch in der überquellen-
den, schwungvolleren Rhetorik und dem
breiteren malerischen Vortrag über Bosch hin-
ausgeht. Wie die beiden Bilder in Douai und
Haarlem trägt die Tafel ein kleines Schild mit
einem Skorpion in der Art einer Signatur.
Die ausgezeichnete Anbetung der Hirten
von Hendrik Goltzius leitet über zu den
Holländern des 17. Jahrhunderts.
Unter diesen fesselt ein aufschlußreiches
Frühwerk von Jacob Ruisdael. In goldgelbem
Gesamtton mit
Sphäre zeigt sich
Cuyp. In diesem
artiger Schönheit
Sonnenlicht durchdrungenen feuchten Luft in
feinster Beobachtung der Natur bis in die
letzten Konsequenzen wiedergegeben, die
Konturen aller Objekte hierbei in malerischer
Weise mehr oder weniger aufgelöst. Der be-
merkenswerte Ludolf de Jongh ist mit einer
Rast am Brunnen vertreten. Farbig von fein-
ster Delikatesse und ausgewogener Harmonie
das Kleinjagdstilleben des Jan Fyt. Gleich-
falls mit einer Darstellung aus dem Tierreich,
einem ausgenommenen Borstentiere, wartet
Hendrik van der Burgh auf, der in der realisti-
schen Ausprägung der Farbwerte hier Pieter
de Hoogh in nichts nachsteht. Ziemlich breit,
in einigen Details sogar etwas pastös, wie in
seinen frühen Werken, in bemerkenswerter
feiner malerischer Harmonie, die einen warmen
und freudigen Gesamtton in seine Bilder

auf geführt ist. Von holländischen Seemalem
beachten wir Simon de Vlieger und vor allem
seinen Schüler Willem van de Velde d. J. Aus
der vlämischen Schule begegnet uns zunächst
Pieter Brueghel d. J., der sogen. Höllen-
brueghel, dessen „Bauerntanz“ (ehemals Slg.
v. Ungern-Sternberg) in intimer, malerisch
kultivierter Ausführung den bedeutenden Ein-
fluß seines Vaters verrät. Kompositionell selb-
ständiger und wegweisend erscheint neben
ihm David Vinckeboons mit einem landschaft-
lich und figürlich sehr reizvollen Bild „Ueber-
fall auf ein Dorf“ und der Antwerpener Maler
Andries van Ertvelt. In Brueghels Umkreis
finden wir außerdem noch sechs reizende Mo-
natsbilder von Sebastian Vrancx, eine Stadt-
ansicht von dem Mechelner Hans Boi, ein
Waldmotiv von Gillis van Coninxloo, den
„Brand Trojas“ von dem seltenen Antwerpener
Kerstiaen de Keuninck.
Und selbst von den großen Meistern der
vlämischen Malerei Rubens und van Dyck er-
hält man in dieser Ausstellung nicht unerheb-
liche Anregungen. Die von Gustav Glück be-
gutachtete Rubenssche Farbenskizze „Romulus
erscheint dein Julius Proculus'' ueDxvz/v
trotz des kleinen Formates alle Vorzüge sei-
ner malerischen und kompositionellen Schöp-
ferkraft. Daneben ist van Dyck in einer klei-
nen repräsentativ gedachten Komposition

Die Galerie Stern in Düsseldorf eröff-
nete soeben ihre bis 30. November dauernde
Herbstausstellung mit einer 120 Gemälde um-
fassenden Auswahl von niederländischen Mei-
stern des ausgehenden 16. bis 19. Jahrhunderts,
also der Zeit von Pieter Brueghel d. J. bis B.
C. Koekkoek, wobei in guter Erkenntnis der
verschiedenartigen künstlerischen Haltung
und Weltanschauung die drei großen Gruppen
der Vlamen, der Holländer des 17. Jahrhun-
derts und der niederländischen Maler des 18.
und 19. Jahrhunderts herausgearbeitet wur-
den. Wir finden in dieser durch Leihgaben
zahlreicher Privatsammler ergänzten Zusam-
menstellung künstlerisch feine und auch
kunsthistorisch nicht unwichtige Werke, für
die hier und da noch einige wissenschaftliche
Nachweise erforderlich waren.
Besonders eindrucksvoll ist bei den Hollän-
dern die Nachbarschaft der drei großen Mei-
ster der Landschaft Jacob und Salomon van
Ruisdael und Jan van Goyen, jeder in seiner
Art recht kennzeichnend vertreten, Jacob
durch eine von Hofstede ae Groot anerkannte
„Landschaft mit großer Eiche“, Salomon mit
zwei Bildern, von denen die noble „Landschaft
mit ländlichem Herrensitz“, s. Abb. (Gut-
achten von Friedländer), zu nennen ist, und

Wertvolle und seltene Bilder
alter Meister zeigt das Kunst-
haus Malmede in seiner
Herbstausstellung. Besonders
interessant für Köln ist die
Eberjagd von Paulus Potter, die
ehemals als Leihgabe der v. Car-
stanjen-Sammlung im Wallraf -
Richartz-Museum hing. Das voll
signierte und datierte Haupt-
werk dieses großen Tiermalers
(s.Abb.) erstrahlt nach Abnahme
mehrerer Schichten Schmutz
und altem, gelb gewordenem
Firnis in ursprünglichem unge-
brochenen Farbenglanz.
Das kaufmännische Genre, in
dieser Darstellungsform wohl einzigartig, ist
mit einem typischen Werk von Marinus van
Roymerswaele vertreten. Das niederländische
Erbgut ist in der effektvollen Lichtbehandlung
in Verbindung mit kräftigem Lokalkolorit deut-
lich spürbar.

und Justus Su-
stermans ge¬
nannt, der über
Erwarten günstig
mit einem Da¬
menbildnis ver¬
treten ist.
Als wichtigste
Werke der hollän¬
dischen Kunst
verdienen sodann
Gerard Terborchs
qualitätsvolles
„Bildnis eines
geistlichen
Herrn“, das von
Bode und Fried¬
länder anerkannt
wurde, Gerard
Dous’ „Mutter
und Kind“, s. Abb.
S. 2 (Gutachten
Martin), ein Ka¬
binettstück ge¬
pflegter Malerei,
ein feines, 1667
datiertes „Bildnis
einer jungen
Frau“ von Nico-
1<AX.Ö NTvVCÖ, J <xll
Steens „Festgela-
ge mit mythologi-
schen Figuren“
und schließlich ein gutes Stilleben des Pieter
Claesz eingehende Beachtung.
Es ist interessant, daß die Aus-
stellung aber auch unbekanntere
Künstler, wie Petrus van Hat-
tich, Jan Nagel, Peeter Meert zu
Wort kommen läßt.
Der Wert der Ausstellung
beruht aber zu nicht geringem
Teil in der geschickten Hervor-
hebung der meistens weniger
beachteten niederländischen Ma-
ler des 18. und 19. Jahrhunderts,
etwa der
Koekkoek,
Schouman,
Henry Lot
malers G. G. Haanen, die zum
Teil im Rheinland tätig waren,
-h.
 
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