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DIE WELT KUNST

Jahrg. VIII, Nr. 2 vom 14. Januar 1934

Der italienische Bildhauer
Antonio Maraini
Von Ad o I f D r e s I e r
Amtsleiter der Reichspressestelle der NSDAP

Zu den bedeutendsten italienischen Bild-
hauern der Gegenwart zählt Antonio Maraini.
Die Kunst Marainis ist nicht in eine bestimmte
Richtung einzureihen, vielmehr trägt jedes
seiner Kunstwerke einen durchaus individuellen
und einmaligen Charakter. Wohl sind durch-
gehend klassizistische Züge festzustellen,
gleichwohl aber sind die Werke doch modern
im besten Sinne des Wortes, ohne freilich etwa
einer der futuristischen Strömungen hinzuge-
rechnet werden zu können. Maraini darf heute
dank seiner Eigenart als einer der repräsen-
tativsten Vertreter der bildenden Kunst Italiens
angesehen werden. Zugleich ist er auch einer
der führenden Kunstschriftsteller seines
Landes.
Der Künstler wurde am 5. April 1886 ge-
boren. Die Familie Maraini hat bereits einmal
einen Künstler aufzuweisen gehabt, ein
Maraino Maraini arbeitete als Architekt und
Dekorateur im 17. Jahrhundert mehrere Jahre
in Polen. Auch unter der verwandten Familie
Albertolli finden sich zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts Architekten und Dekorateure. An-
tonio Maraini begann nicht sogleich als Künst-
ler, sondern studierte zunächst Jura. Er hatte
jedoch an der Universität Rom auch literarische
und kunsthistorische Studien getrieben und
diese setzte er nach Vollendung seiner
Rechtsstudien als Autodidakt fort, wobei er
sich gleichzeitig als Bildhauer im Atelier des
Meisters Angelo Z a n e 11 i versuchte, als
dieser den Fries für den Altar des Vaterlandes
schuf. 1912 gewann Maraini den Wettbewerb
für ein Denkmal für Adelaide Ristori. Zugleich
wurde er von der angesehenen Zeitung „Tri-
buna“ mit der Kunstkritik beauftragt. Am
Weltkrieg nahm Maraini an der österreichi-
schen Front bei der Luftschiffertruppe und zu-
letzt als Verbindungsoffizier mit dem eng-
lischen Fliegerkorps in Italien teil. Nach dem
Kriege kehrte er zu seiner Tätigkeit als Bild-
hauer und Kunstkritiker zurück. 1921 veran-
staltete er in Rom seine erste Ausstellung, die
einen vollen Erfolg bedeutete. Eines seiner
Werke wurde von der Galerie der modernen
Kunst erworben. Gleichzeitig gewann er den
Wettbewerb für die Kunstkritik über die
50 Jahres-Ausstellung in Rom. 1924 stellte er
auf der XIV. Biennale in Venedig im eigenen
Raum aus. Im gleichen Jahre wurde sein Ent-
wurf für den Wettbewerb zum Denkmal für
die italienische Mutter in S. Croce preisgekrönt.
Weitere Erfolge waren drei Statuen für das
Theater Savoia in Florenz 1923 und 1925/27 ein
Kreuzweg in 14 Basreliefs für die Kathedrale
von Rhodos (siehe ADtnldung), zwei Hell et s

Inhalt Nr. 2
Internationale und regionale
Kunst (m. Abb.). • 1
Der italienische Bildhauer Antonio Maraini
(m. 3 Abb.) . 2
Ausstellungen (m. Abb.)
Berlin — Paris.2, 3
Von Gold, Edelsteinen und Schatzgräberei
im ersten Jahrtausend. 2
Alfred Lichtwark. 3
Auktionsvorberichte (m. Abb.) ... 3
Auktionsnachberichte (m. Abb.) . . 3
Preisberichte.,. 3
Auktionskalender. 3

Nachrichten von Überall (m. Abb.). 4
Abbildungen:
Große Schwarzlackkommode. 1
R. G r o ß in an n, Bildnis Dr. E. Hanfstaengl . • • 1
A. Maraini, Die Bildhauerkunst. 4
„ „ Kreuzweg. 2
„ „ Leda . ..•. 2
Ingres, Angelika am Felsen. 3
T. Faber, Die Bastei .. 3
H. Fr o h n e, Figurenkomposition. 4
Niederländische Statuette. 4

für das Grab Puccinis, vier Reliefs der Evange-
listen und zwei Monumentalstatuen der
Heiligen Georg und Johannes für Genua.
Schriftstellerisch trat Maraini hervor durch


Antonio Maraini, „Die Bildhauerkunst“. Stein
Rom, Vatikanische Sammlungen

eine neue Ausgabe des Lebens Michelangelos
von Condivi, ferner als Direktor der Theater-
zeitschrift „Mask“ und durch seine Bearbeitung
der Monographien der Casa Rinascimento del
Libro in Florenz, die er mit einer Monographie
über „Goya“ eröffnete.
1927 wurde Maraini zum Generalsekretär
der Biennale von Venedig und zum Sekretär
des Sindacato Fascista Belle Arti der Toscana
ernannt, 1932 folgte die Berufung zum Reichs-
kommissar des Sindacato Belle Arti, d. h. zum
Führer der Künstlerschaft ganz Italiens. Über
der insbesondere organisatorischen Tätigkeit,
die mit diesem hohen Amt verknüpft ist, hat
Maraini jedoch seine künstlerische Tätigkeit
nicht vernachlässigt. So schuf er insbesondere
eine Bronzetüre für die Basilika S. Paolo Fuori
le Mura, für die sein Wettbewerb preisgekrönt
wurde, sowie ein Bronzemonument für Peter
Fortunatus Calvi in Pieve di Cadore, das ei' im
Auftrage des Regierungschefs Mussolini aus-
führte. Sein letztes Werk ist der neue Ein-
rz.ii va±.ikanisctien mit, dessen
Ausführung ihn der Papst beauftragt hat.

AUSSTELLUNGEN
Berlin
Galerie Gurlitt
Neben einem charaktervollen, etwas ein-
tönig in Häufung von vielen Blättern, einzeln
in kräftigen Licht- und Schattenflächen günstig
ansprechendem Holzschnittwerk des Italieners
Aldo Mario A r o 1 d i und Christa W. v. d.
Schulenburgs beschwingten Zeichnungen,
die eine reizvolle Handschrift mit Neigung zu
mondänem Einschlag aufweisen, stellen Rudolf
Riester, ein Badenser, und Raffaello Busoni
aus. Busoni, Sohn des großen Musikers, in
der Formgebung mancher Ölgemälde trotz
heller Farbenstimmungen noch etwas schwer
wirkend, schmückte einen Raum mit Entwürfen
zu Wandbildern, deren sonorer malerischer
Rhythmus sein dem Dekorativen und Illustrie-

Von Gold, Edelsteinen u.Schatzgräberei
im ersten Jahrtausend
Von Ludwig F. Fuchs, München
(Fortsetzung aus Nr. 1)

Selbst bei der Gruft Kaiser Karls d. Gr.
in seinem Dome zu Aachen ist man nicht ganz
sicher', ob sie nicht irgendwie und -wann1 ge-
plündert worden ist. Denn nach dem Brauche
der Zeit und nach der Überlieferung sind dem
Kaiser sicher Kostbarkeiten von großem Werte
mitgegeben worden, wenn auch sein Biograph
Eginhardt — vielleicht aus guten Gründen —
nichts davon berichtet. Mehrere Jahrzehnte
nach dem Besuche des Kaisers Otto III. in der
Gruft gibt uns Ademar einen Bericht (1028),
wie man Karl d. Gr. bestattet hat. „Sein
Körper war einbalsamiert und saß auf einem
goldenen Throne, der unter die Wölbung der
Gruft gestellt war. Der Kaiser war mit einem
goldenen Schwert umgürtet. Ein goldenes
Evangelium hielt er mit den Händen auf den
Knieen. Die Schultern waren in den Thron
zurückgelehnt, aber das Haupt war stolz er-
hoben und mit einem Diadem bekrönt, in das
ein Splitter vom hl. Kreuze eingelassen war.
Das Diadem war durch eine goldene Kette mit
dem Haupte verbunden. Er war gekleidet in
kaiserliche Gewänder und das unter dem
Diadem befestigte Schweißtuch bedeckte das
Antlitz. Das goldene Szepter und der goldene
Schild, die Papst Leo einst geweiht hatte,
waren ihm beigegeben. Das Grab ist durch
ein vorgesetztes Siegel verschlossen.
Wir haben oben von den Schätzen Alarichs

gesprochen. Es gibt dies Veranlassung, sich
einmal mit der Beute zu befassen, die die
Germanen auf ihren Zügen machten und „in
illorum marsupiis deportant“, d. h. in ihren
Säcken davontrugen. Der Gotenkönig verlangte
von Rom als Brandschatzung 5000 Pfund Gold
und 30 000 Pfund Silber, dazu das gesamte wert-
volle Hausgerät — überhaupt alles, was die
Stadt an Schätzen besaß. Auch der Schmuck
der Götterbilder mußte eingeschmolzen werden.
Trotzdem war die Beute des Vandalenherzogs
Geiserich 45 Jahre später (455) kaum geringer.
Der kaiserliche Schatz, goldene Stühle,
Schmuck und kostbare Geräte fielen in
seine Hände und wurden auf Schiffen
nach Afrika überführt. Interessant ist, daß
der Bericht weiter erzählt, nur ein Schiff
sei gescheitert und zwar das mit den
Bildsäulen. Das scheint doch zu sagen, daß
diese „Barbaren“ allerdings auch künstlerisches
Verständnis hatten und in bezug auf den „Van-
dalismus“ sind ihnen die Römer sicher über
gewesen.
Wahrscheinlich hätte auch eine dritte Plün-
derung noch eine große Ausbeute ergeben —
wenn man die Verstecke gefunden hätte. Des-
halb ließ Geiserich die, welche verdächtigt
wurden — die eigenen Mitbürger suchten aus
Denunziationen Gewinn zu schlagen — foltern.
Ebenso machte er es in Karthago, wo er der

renden zuneigendes Können von der besten
Seite zeigt. Besonders dem Umrißhaften —
wie auch Akte in Öl und Aquarell bekunden —
wird ein großer, melodisch klingender Zug ge-
geben, während die stark empfundenen male-
rischen Reize von Landschafts- und Straßen-
bildern aus Spanien, die das Figürliche
flüchtiger betonen, im Kompositionellen vor-
läufig noch mehr auf etwas hindeuten, was erst
kommen soll. Riesters durchgefühltes Mal-
werk weist auf eine Welt, deren Gestirn Hans
,von Marees heißt, wobei sich weniger an die
großen Freskoschöpfungen, als an den Maler
der römischen Vignen denken läßt. Es wird in
diesen abendlichen Szenen vor dem Tore, bei
diesen Spaziergängern, dem Volksfest, Schau-
insland, dem Mann am Fenster usw., durch
farbig fein abgestufte Mittel hervorgerufen,
dieselbe Steigerung und Spannung, die sich
letzten Endes scheut, das dargestellte Sichtbare
für wirklich zu nehmen. Stumpfe Farben-
gebung herrscht vor, wobei manchmal ein Gelb
oder Rot wie eine Köstlichkeit aufleuchtet,
auch in Stücken, die nur eine Sicht über Felder
oder Ausblicke auf das Gemäuer von Häusern,
Straßenzügen oder das einer Stadt geben. Wo
sie sich, wie in dem Wandbild für die Mädchen-
schule zu Freiberg i. Br., an ein zu großes
Format wagt, überzeugt Riesters intim an-
sprechende Kunst weniger. Daß ihr sonst auch
das Dekorative liegt, beweist eine ausgezeich-
nete Aktdarstellung und das sehr hellfarbige
Damenbildnis.

Galerie Ferdinand Möller
Fritz Boehle, in der Vollkraft seiner
Jahre gestorben, wäre sechzig, Edvard
M u n c h ist siebzig geworden. Wenden wir uns
von den herben, fest konturierten Radierungen,
in denen der Frankfurter das bäuerliche Dasein
seiner Heimat, das Leben der Frachtschiffer,
Fuhrleute und Handwerker der Mainlandschaft
gestaltete, zu den Blättern des Norwegers, er-
scheint Munch durchaus als der Gegenwärtige.


Antoni Marainio, Kreuzweg-Station. Stein
Rhodes, Kathedrale

Sie sind, besonders in diesen Tagen, oft ge-
zeigt und noch öfter gepriesen worden. Den-
noch wird das Einzige und Vorbildliche dieser
Seelen- und schicksalsdeutenden Kunst, von der
Ströme von Leben ausgegangen sind, besonders
in einer so charakteristischen Auswahl von Ra-
dierungen, Lithographien und Holzschnitten
immer wieder Anspruch auf Bewunderung und
Aufmerksamkeit haben.
Zwei zeitgenössische norddeutsche Künstler,

die Möller zugleich ausstellt, geben dem Span-
nungsstrom von Munchs visionärem Gestal-
tungstrieb nur karges Echo. Die Arbeit des

Antonio Maraini, „Leda“. Marmor


pommerschen Bildhauers Joachim U t e c h , die
bei dem gewählten Material, farbigem Granit,
große Widerstände zu überwinden hat, bevor-
zugt kleinste, ruhig wirkende Formen, höchst
sparsam aus der flächigen Steinmasse heraus-
entwickelt. Durchaus eigenwüchsig, aber bei
allen spröden Reizen kaum sehr abwandlungs-
reich, dürfte sie nach den gezeigten Proben
auch bei Eingliederung in Architektur nicht
allzu bestimmende Akzente ergeben. Das
künstlerische Wollen der aus Lübeck stammen-
den, in Braunschweig lebenden Malerin und
Zeichnerin Anna Dräger-Mühlen-
pfordt erwirbt sich durch gotisierende Por-
träts und rungesk anmutende Pflanzen- und
Blumenstücke Respekt, der aber nicht über-
sehen darf, wie sehr ihre Art — stärker noch
als bei dem blutvolleren Boehle — auf ver-
gangene Kunstformen zurückgeht. Zk.
Paris
„Überblick über das französische Möbel
vom 17. Jahrhundert bis auf unsere Tage“ be-
titelte sich eine Ausstellung, die vom Waren-
haus Louvre kürzlich veranstaltet wurde.
Der Rahmen war weiter gespannt, als der
Name angibt, wurden doch in kleinen Salons
die vollständigen Einrichtungen der jeweiligen
Epochen gezeigt. Mit großem Geschick hat
man die schönsten und qualitätvollsten Stücke
aus Privatsammlungen und Schlössern wieder
in ihren einstigen Zusammenhang gebracht.
Unmöglich, auf alle Einzelheiten dieser reichen
Ausstellung nach Gebühr einzugehen. So seien
nur einige besondere Stücke hervorgehoben.
Aus dem Louis XlV-Salon ein großer Regence-
Schrank, reich mit Bronze beschlagen und ver-
goldet, von Cressant; aus dem Louis XV-Salon
ein reizender kleiner Sekretär von Leleu und
ein kleiner Damenschreibtisch zum Aufhängen,
ein wahres Bijou der Ebenistenkunst des
18. Jahrhunderts. Den Höhepunkt der Ausstel-
lung bildete wohl das kleine Louis XVI-Boudoir
mit acht Panneaux Fragonards, die zu dem
Feinsten gehören, was an Wanddekorationen je
geschaffen wurde. Im gleichen Kabinett
konnte man auch ein kleines Ebenholzkabinett
von Gouthiere mit raffiniertesten Marmorein-
lagen von Carlin bewundern. Von anderen Ebe-
nisten dieser Zeit waren Riesener und Chevigny,
jener mit einem großen runden Tisch in drei
Etagen, dieser mit einem Salon vertreten. Bilder
und Zeichnungen Lancrets, Bouchers, Hubert
Roberts und Fragonards, Skulpturen Pugets

Bevölkerung ihren ganzen Besitz an „Gold,
Silber, geschnittenen Edelsteinen und kostbaren
Kleidern“ abforderte — soweit er nicht ver-
graben war.
Ein Beweis dafür, daß die Germanen es
auch auf die Kunstschätze abgesehen hatten,
mag darin erblickt werden, daß man in einem
damals schon antiken etruskischen Grabe im
Jahre 1840 neun Marmorstandbilder von An-
gehörigen des ersten Kaiserhauses vorfand
und zwar so, daß man deutlich die Absicht
erkennen konnte, sie zu verbergen.
Viele dieser Schätze kamen mit ihren Er-
oberern, ihren Erben oder Besitznachfolgern
wieder unter die Erde. Im Grabe des mero-
wingischen Königs Childerich fand man
Gemmen und 200 römische Silbermünzen von
Nero, Trajan, Hadrian usw. Das Geld der
frühen Kaiser war den Germanen lieber; es
war volltöniger. Von der Gattin dieses Königs
erzählt Gregor von Tours, daß sie mit reichem
Schmucke und viel Gold beigesetzt wurde.
So geht das Verstecken und Suchen durch
alle Zeiten. Es wird berichtet, daß der Abt
des Klosters Lorsch i. J. 1063 in drohender
Gefahr die Schätze des Klosters an einem
sicheren Orte verbarg, der nur wenigen Ver-
trauten bekannt war. Und in der Chronik des
Klosters Montecassino heißt es: „Die Sarazenen
(1115) zerstörten die Klöster und suchten die
Schätze; das meiste gruben sie wieder aus.“
Die von den Germanen eroberten und aus-
gegrabenen Schätze lassen sich in manchen
Fällen noch jahrhundertelang nachweisen. So
besaß der Westgotenkönig Ataulph noch un-
geheure Reichtümer aus der Plünderung der
römischen Provinzen durch seine Vorfahren.
Als er 414 sein Beilager mit der Kaisertochter
Placidia feierte, brachten 50 in Seide gekleidete
Jünglinge in einer Hand ein Gefäß mit Gold,

in der anderen eine Schale mit Edelsteinen der
Braut, das Hochzeitsgeschenk. Als i. J. 507
die Franken nach Toulouse vordrangen, ließ
der Westgotenkönig Gesalich den Hort nach
dem stark befestigten Carcassonne schaffen.
Es sollen Geräte aus dem Tempel Salomons
darunter gewesen sein und kostbare, mit Edel-
steinen verzierte Gefäße.
Im Jahre 511 geriet dieser Schatz in die
Hände Theodorichs des Großen, der ihn nach
Ravenna bringen ließ; 15 Jahre später kam er
zurück an den Westgotenkönig Amalrich.
Als Beiisar i. J. 534 den König Gelimer
gefangen nimmt, ist dieser noch im Besitz des
von den Vandalen 79 Jahre vorher in Rom ge-
raubten kaiserlichen Schatzes (s. o.) Anno
453 machte der Römer Aetius dem Westgoten-
könig Thorismund eine goldene Schüssel zum
Geschenk, die 500 Pfund wog. Diese war noch
i. J. 630 im Besitze seines Nachfahren Siese-
naud. Der Schatz, an dem die Avarenkönige
jahrhundertelang gesammelt haben, fällt 796
in die Hände des Herzogs Heinrich von Friaul.
In der letztwilligen Verfügung Karls
des Gr. werden 3 antike große und schwere
Tische aus Gold erwähnt mit Darstellungen
von Konstantinopel, Rom und des Erdkreises.
Theodulph (f821) erzählt, daß man einen Rich-
ter mit einem gemmengeschmückten Kristall-
gefäß bestechen wollte. Sicher um antike
Stücke handelt es sich auch bei einer Schen-
kung aus dem Jahre 883 an das Kloster Croy-
land, wo es heißt: „Ich schenke meinen gold-
durchwirkten Teppich mit der Zerstörung Tro-
jas. Ferner für das Refektorium zum täglichen
Gebrauch des Priors meinen vergoldeten Kelch,
auf dessen ganzer Außenseite in erhabener
Arbeit bäuerliche Winzer und kämpfende
Drachen zu sehen sind.“
(Schluß folgt)
 
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