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DIE W E L T K U N S T
Jahrg. VIII, Nr. 3 vom 21. Januar 1934
Nachrichten von Überall
Ein Dante-Bildnis von
Michelangelo?
Im Zuge der Erneuerungsarbeiten in der
Sixtinischen und Paolinischen Kapelle des
Vatikans, bei denen mit allen modernen Mit-
teln ausgeführte Großaufnahmen wertvolle
Aufschlüsse über die Arbeitsweise Michel-
angelos und die Entstehung seiner malerischen
Spätwerke gebracht haben, glaubt der General-
direktor der päpstlichen Museen und Galerien,
Prof. N o g a r a , der die Arbeiten leitet, ein
Bildnis Dantes entdeckt zu haben. Der Kopf,
den Nogara für denjenigen des Dichters hält,
befindet sich auf dem Riesenfresko des Jüng-
sten Gerichts unter den Auserwählten zur
Rechten Christi und unterscheidet sich durch
seinen Ausdruck stark von seiner Umgebung.
Michelangelo hat, wie betont wird, nicht nur
für Dante eine besondere Verehrung gehegt
und ohne Zweifel für das Jüngste Gericht An-
regungen aus der Göttlichen Komödie emp-
fangen, sondern hat auch als Jüngling in
Florenz Bilder Dantes zu Gesicht bekommen,
die heute verloren sind.
Neuordnung im Louvre
Ende Januar wird M. de M o n z i e , der
Generaldirektor der schönen Künste M. Bol-
1 a e r t und der Präsident der Nationalmuseen,
M. David Weill, die neuen Säle und Neu-
aufstellungen im Louvre eröffnen, die von
März 1932 bis Dezember 1933 in den ver-
schiedenen Abteilungen durchgeführt wurden,
womit 42 neue Räume den bisherigen Samm-
lungen angegliedert werden. Mit diesen Ar-
beiten wird zu etwa drei Vierteln der große
Reorganisationsplan des alten Louvre voll-
endet und der neue Louvre mit den modern-
sten technischen Mitteln neuzeitlicher Mu-
seumstechnik ausgestattet sein.
Zwei neuentdeckte Baldungs
F. G. P a r i s e t ist es gelungen, zwei zu-
sammengehörige Altartafeln, die Johannes
d. Tf. mit der hlg. Anna Selbdritt und Jo-
hannes auf Pathmos darstellen, als sichere
Werke Hans Baldung-Griens zu identifizieren.
Die beiden Bilder wurden kurz nach 1870 von
Dr. Wimpfen-Kolmar aus einer elsässischen
Dorfkirche erworben und befinden sich heute
in den Sammlungen Siben-Kolmar und General
Wimpfen-Paris. Eine kürzliche Reinigung der
Gemälde (je 87 :75 cm) brachte die Signatur
Baldungs zutage. Auf Grund stilkritischer
Vergleiche kann Pariset die Bilder auf die
Jahre 1512—15 datieren (s. Abb.).
Spaltung des Österreichischen
Werkbundes
■ Eine größere Mitgliedergruppe unter Füh-
rung von Josef Hoffmann und Alexander
Popp hat sich von dem bisherigen Werkbund
losgesagt und will einen neuen Verband grün-
den. Auf der anderen Seite steht der Architekt
Josef Frank, der Maler Garbor, der
Bühnenarchitekt Oskar S t r n a d u. a. Die
Gründe für die Spaltung dürften politische
sein. Die Gruppe Hoffmann, Popp, Behrens
hat den Wunsch, sich an den Deutschen Werk-
bund anzulehnen. Auch der alte Streit:
Schmuck und Schmucklosigkeit, den schon
Adolf Loos gegen die Wiener Werkstätten ge-
führt hat, scheint hier eine Rolle zu spielen.
Vorläufig ist noch nicht abzusehen, wie sich
diese Auseinandersetzungen zwischen den
österreichischen Künstlergruppen weiter ent-
wickeln werden.
Ausbau des Prähistorischen
Museums in München
In der Alten Akademie an der Neuhauser
Straße existierte das Prähistorische Museum
bisher in bedrückender Enge. Durch die Hin-
zunahme des schönen Saales im Erdgeschoß
des an die Michaelskirche stoßenden Traktes
wird endlich die Möglichkeit gegeben, die wert-
vollen Bestände übersichtlich .und ihrer Be-
deutung entsprechend aufzustellen. Die Samm-
lungen sollen auf die römische und merowin-
gische Zeit ausgedehnt werden. Eine Abteilung
soll Vorgeschichte,
Stein- und Metall-Zeit,
eine andere dievorbaju-
varische Epoche um-
fassen. In diese sollen
die frühgeschichtlichen
Bestände des bayeri-
schenNational-Museums
aufgenommen werden.
Deutsche
Volksbräuche
In der Reihe seiner
Sonder-Ausstellungen
gibt das Städtische
Schloßmuseum in
Mannheim bis Ende
Februar mit Hilfe
zahlreicher Leihgaben
von Museen, Biblio¬
theken, Privatsammlun-
gen und Künstlern eine
eindrucksvolle Übersicht
über die deutschen
Volksbräuche.
Erstmalig ist hier¬
bei die Verbindung
bildlicher Darstellungen
aus älterer und neuerer
Zeit mit ausgewähl¬
ten Gegenständen des
Brauchtums aus allen
deutschen Gauen. Mu-
seumsdirektor Prof. Dr.
Friedrich Walter
hat dieses in müh-
samer Arbeit zusam¬
mengetragene Material
nicht landschaftlich,
sondern nach sachlichen
Gesichtspunkten geglie¬
dert. So empfängt der
Besucher beim Rundgang durch die schönen,
weitläufigen Sonderausstellungsräume eine
klare und fesselnde Übersicht über die mannig-
faltigen Bräuche, die sich an den Kreislauf
des festlichen Jahres,
an den Verlauf des
menschlichen Lebens,
an Arbeit und Hand-
werkertum anknüpfen.
In ausführlicher Be-
schriftung ist auf Sinn
und Zweck, auf Boden-
ständigkeit und Zusam-
menhang mit germani-
scher Vorzeit hinge-
wiesen.
Alte u. moderne
Chinesen in Mai-
land
Eine Ausstellung mit
selten großem Publi-
kumszustrom ist in Mai-
land eröffnet worden.
Italien hat vor einigen
Jahren die große Aus-
stellung moderner ja-
panischer Malerei als
erstes europäisches
Land beherbergt. Jetzt
sieht Mailand alte und
neue Chinesen, und es
ist anzunehmen, daß
eine ähnlich sorgsam zu-
sammengestellte Aus-
stellung der gesamten
malerischen Produktion Chinas von der T’ang-
Zeit bis zur Gegenwart kaum in Europa ge-
sehen worden ist. Die Zusammenstellung
wurde in China durch Prof. J u P e o n von der
Zentraluniversität in Nanking besorgt; die
Aufstellung in Mailand fand in Dr. Antonio
M o r a s s i einen liebevollen Betreuer. Dan-
kenswerterweise hat Peon in dieser für Europa
bestimmten Ausstellung den Einbruch europäi-
scher Kunstanschauung deutlich heraus-
geschält, wie er namentlich unter dem Einfluß
der Jesuitenmissionare und dann wieder ganz
besonders des Padre Castiglione am Ende des
achtzehnten Jahrhunderts sich durchsetzte.
G. R.
Die Biennale in Venedig
wird im Sommer des Jahres unter der Devise
„Das Porträt des 19. Jahrhunderts“
eine internationale Schau dieser Kunstepoche
geben.
Erwerbungen der Tate-Gallery
Der Londoner Tate-Gallery wurden siebzehn
Gemälde französischer Meister vermacht, die
soeben zur Aufstellung gelangten. Es handelt
sich um Arbeiten von Degas, van Gogh, Ma-
tisse, Picasso, Georges Braque, Cezanne, Lau-
rencin, Modigliani, Rousseau.
Österreichische Kunst in London
Eine Ausstellung alter und neuer öster-
reichischer Kunst und Kunstindustrie, die in
der Westend Exhibition Co., Dorland
Hall, London, am 2. Februar eröffnet werden
und bis 5. Mai dauern soll, wird augenblicklich
mit Unterstützung aller maßgeblichen Regie-
rungsstellen vorbereitet.
Moderne deutsche Kunst-
ausstellung in China
Die chinesische Regierung beabsichtigt, wie
der anläßlich der Ausstellung chinesischer
Kunst augenblicklich in Berlin weilende Prof.
Liu Hai-Su verlauten ließ, die deutsche Re-
gierung einzuladen, demnächst im Lande der
Mitte zum erstenmal eine Ausstellung deut-
scher Malerei der Gegenwart zu veranstalten.
DIAMANTEN-REGIE
Alte Gemälde
Juwelen
BERLIN Wlö, KURFURSTENDAMM 23
August Macke, Der Spaziergang. 1913
Ausstellung: Handzeichnungen deutscher Meister
Galerie Alex Vömel, Düsseldorf
Hans Baldung-Grien, Johannes d. Tf. und Anna Selbdritt
Holz, 87 : 75 cm
Kolmar, Sammlung Siben
Gedächtnisausstellung
Hubert Robert
Nach der Ausstellung der Galerie Wilden-
stein in Paris wird der 200jährige Geburtstag
Hubert Roberts nunmehr auch durch eine offi-
zielle Retrospektive in der Orangerie ge-
feiert. Hier sind neben Gemälden vor allem
auch eine lange Reihe von Handzeichnungen
zu sehen, die die Museen von Valence, Be-
sancon und die Wiener Albertina zur Ver-
fügung gestellt haben.
Personalien
Geh.-Rat Ludwig Justi, der ehemalige Direktor
der Berliner National-Galerie, ist als zweiter
Kustos an die Staatliche Kunstbibliothek versetzt
worden.
Aldo de Rinaldis, der bisherige Leiter der
Galleria Corsini in Rom, wurde zum Direktor der
Galleria Borghese daselbst ernannt. An seiner
Stelle übernimmt E. Cavagnino die Leitung der
Corsini-Galerie. Der bisherige Direktor der Galle-
ria Borghese, Bertini-Calosso, wurde an Stelle von
Conte Gnoli, der sich dem Vernehmen nach dem
Kunsthandel als Experte zuwendet, zum Soprinten-
dente von Umbrien mit dem Sitz in Perugia er-
nannt.
Geh.-Rat Dr. Friedrich Dörnhöffer, der ehe-
malige Generaldirektor der bayerischen Staats-
gemäldesammlungen, ist im 69. Lebensjahr ver-
storben. Als er im Jahre 1914 das Erbe Tschudis
antrat, fand er eine Reihe von Projekten vor, die
den hauptsächlich auf Raummangel zurückzu-
führenden unhaltbaren Zuständen abhelfen soll-
ten. Es wird Dörnhöffers größtes Verdienst blei-
ben, daß er aus dieser scheinbar nur mit un-
erschwinglichen Kosten zu bewältigenden Situa-
tion einen Ausweg fand, der nur bescheidene Mit-
tel in Anspruch nahm und trotzdem, wenn auch
keine ideale, so doch eine vorzügliche Lösung
war: die Schaffung der Neuen Staatsgalerie.
Nicht weniger kam die hervorragende Organisa-
tionsgabe Dörnhöffers den Filialgalerien (Aschaf-
fenburg, Augsburg, Burghausen, Füssen usw.) zu-
gute.
Hofrat Dr. Josef Meder, der ehemalige Di-
rektor der Albertina, ist am 15. Januar im Alter
von 76 Jahren infolge Herzschlages plötzlich ver-
schieden. Meder, einer der bedeutendsten Kenner
alter Graphik, hat zahlreiche Schriften aus sei-
nem Gebiet veröffentlicht, deren wichtigste das
grundlegende Werl- über „Die Handzeichnung,
ihre Technik und Entwicklung“ (1919) ist.
Führungen in den Staatlichen Museen, Berlin
Sonntag, 21. Januar
10.30 Uhr im Deutschen Museum. Prof. Schott-
müller: Der deutsche Altar.
11 Uhr im Neuen Museum, Kupferstichkabi-
nett, Dr. H. W. Schmidt: Das Bild der
Stadt Rom vom 16. bis 18. Jahr-
hundert.
11 Uhr im Schloß, Dr. Heinr. Schmidt: Mittel-
alterliche Stoffe.
11 Uhr im Museum für Völkerkunde. Prof.
Krickeberg: Zeugnisse aus der Zeit der
großen Reisenden in Amerika I.
10 Uhr im Kaiser-Friedrich-Museum, Rund¬
gang. Volkshochschule Groß-Berlin
(Dr. Dreyer).
Dienstag. 23. Januar
11 Uhr im Kaiser-Friedrich-Museum, Rund¬
gang durch die neueröffneten Säle
italienischer Malerei.
Mittwoch, 24 Januar
10 Uhr in der Aegypt. Abt. im Neuen Museum,
Dr. Zippert: Aegyptische Kultur.
I.: Vorgeschichte (vor 3000 V. Chr.).
12 Uhr im Deutschen Museum, Von deutscher
Kunst.
20 Uhr im Pergamon-Vortragssaal, Prof. Ehe-
lolf: Hettitische Staatsverträge.
Donnerstag, 25. Januar
11 Uhr im Kaiser-Friedrich-Museum, Die neu¬
eröffneten Säle italienischer Malerei.
11.15 Uhr Treffpunkt Eingang Kaiser-Friedrich-
Museum, Die Malerei der Früh-
renaissance in Florenz I (1400—1450).
11 Uhr Treffpunkt Eingang Neues Museum,
Hans Thoma und die deutsche Land-
schaft.
12 Uhr Treffpunkt Pergamon-Altarsaal, Perga¬
mon-Museum.
Freitag, 26. Januar
11 Uhr im Kaiser-Friedrich-Museum, Dr.
Kunze: Venezianische Malerei (neue
Aufstellung).
12 Uhr im Münzkabinett im Kaiser-Friedrich-
Museum, Führungsvortrag.
Sonnabend, 27. Januar
11 Uhr Rundgang durch die Vorderasiatische
Abteilung.
12 Uhr Rundgang durch die Islamische Kunst¬
abteilung.
11 Uhr Treffpunkt Deutsches Museum,
Schlütersaal, Deutsches Museum II.
11 Uhr Treffpunkt Eingang Kaiser-Friedrich-
Museum, Italienische Malerei.
12 Uhr Treffpunkt Pergamon-Museum, Altar¬
saal, Pergamon-Museum.
Vorträge
Die „Vereinigung der Freunde antiker Kunst“
und der „Freundeskreis der Staatlichen Kunst-
bibliothek“ laden zu einem am 20. Januar, nach-
mittags 5 Uhr, stattfindenden Vortrag des Prof.
Dr. Hermann Schmitz ein. Thema: Die
Berliner Baumeister des 18. und
19. Jahrhunderts in ihren Beziehungen zur
Antike. Der Vortrag findet im Hörsaal der
Staatlichen Kunstbibliothek, Berlin,
statt.
Kunst in Düsseldorf
Die Galerie Alex Vömel bleibt während
ihres Umbaues geöffnet. Sie beginnt das neue
Jahr mit einer Ausstellung von Handzeichnungen
Deutscher Meister seit Hans von Marees (siehe
Abbildung).
KUNSTHAUS MALMEDE
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike Kunst
in Gemäliien, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Ankauf Verkauf
Direktion: Dr. A. Breuer. Schriftleit uns:: Dr. Wer ner Richard Deusch. — Redaktions - Vertretungen für München: Ludwig F. Fuchs/. Paris: M.L. Szecsi, 232 Bld. St. Germain, Tel.: Littrö 56-18 / Rom: rG. Rein-
both / Wien: Dr. St. Poglayen-Neuwall. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62.
Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck, von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellen-
angabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt
durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Ä. d. Nr. 2400. Druck H. S. Hermann Gr. m. b. H., Berlin SW 19.
DIE W E L T K U N S T
Jahrg. VIII, Nr. 3 vom 21. Januar 1934
Nachrichten von Überall
Ein Dante-Bildnis von
Michelangelo?
Im Zuge der Erneuerungsarbeiten in der
Sixtinischen und Paolinischen Kapelle des
Vatikans, bei denen mit allen modernen Mit-
teln ausgeführte Großaufnahmen wertvolle
Aufschlüsse über die Arbeitsweise Michel-
angelos und die Entstehung seiner malerischen
Spätwerke gebracht haben, glaubt der General-
direktor der päpstlichen Museen und Galerien,
Prof. N o g a r a , der die Arbeiten leitet, ein
Bildnis Dantes entdeckt zu haben. Der Kopf,
den Nogara für denjenigen des Dichters hält,
befindet sich auf dem Riesenfresko des Jüng-
sten Gerichts unter den Auserwählten zur
Rechten Christi und unterscheidet sich durch
seinen Ausdruck stark von seiner Umgebung.
Michelangelo hat, wie betont wird, nicht nur
für Dante eine besondere Verehrung gehegt
und ohne Zweifel für das Jüngste Gericht An-
regungen aus der Göttlichen Komödie emp-
fangen, sondern hat auch als Jüngling in
Florenz Bilder Dantes zu Gesicht bekommen,
die heute verloren sind.
Neuordnung im Louvre
Ende Januar wird M. de M o n z i e , der
Generaldirektor der schönen Künste M. Bol-
1 a e r t und der Präsident der Nationalmuseen,
M. David Weill, die neuen Säle und Neu-
aufstellungen im Louvre eröffnen, die von
März 1932 bis Dezember 1933 in den ver-
schiedenen Abteilungen durchgeführt wurden,
womit 42 neue Räume den bisherigen Samm-
lungen angegliedert werden. Mit diesen Ar-
beiten wird zu etwa drei Vierteln der große
Reorganisationsplan des alten Louvre voll-
endet und der neue Louvre mit den modern-
sten technischen Mitteln neuzeitlicher Mu-
seumstechnik ausgestattet sein.
Zwei neuentdeckte Baldungs
F. G. P a r i s e t ist es gelungen, zwei zu-
sammengehörige Altartafeln, die Johannes
d. Tf. mit der hlg. Anna Selbdritt und Jo-
hannes auf Pathmos darstellen, als sichere
Werke Hans Baldung-Griens zu identifizieren.
Die beiden Bilder wurden kurz nach 1870 von
Dr. Wimpfen-Kolmar aus einer elsässischen
Dorfkirche erworben und befinden sich heute
in den Sammlungen Siben-Kolmar und General
Wimpfen-Paris. Eine kürzliche Reinigung der
Gemälde (je 87 :75 cm) brachte die Signatur
Baldungs zutage. Auf Grund stilkritischer
Vergleiche kann Pariset die Bilder auf die
Jahre 1512—15 datieren (s. Abb.).
Spaltung des Österreichischen
Werkbundes
■ Eine größere Mitgliedergruppe unter Füh-
rung von Josef Hoffmann und Alexander
Popp hat sich von dem bisherigen Werkbund
losgesagt und will einen neuen Verband grün-
den. Auf der anderen Seite steht der Architekt
Josef Frank, der Maler Garbor, der
Bühnenarchitekt Oskar S t r n a d u. a. Die
Gründe für die Spaltung dürften politische
sein. Die Gruppe Hoffmann, Popp, Behrens
hat den Wunsch, sich an den Deutschen Werk-
bund anzulehnen. Auch der alte Streit:
Schmuck und Schmucklosigkeit, den schon
Adolf Loos gegen die Wiener Werkstätten ge-
führt hat, scheint hier eine Rolle zu spielen.
Vorläufig ist noch nicht abzusehen, wie sich
diese Auseinandersetzungen zwischen den
österreichischen Künstlergruppen weiter ent-
wickeln werden.
Ausbau des Prähistorischen
Museums in München
In der Alten Akademie an der Neuhauser
Straße existierte das Prähistorische Museum
bisher in bedrückender Enge. Durch die Hin-
zunahme des schönen Saales im Erdgeschoß
des an die Michaelskirche stoßenden Traktes
wird endlich die Möglichkeit gegeben, die wert-
vollen Bestände übersichtlich .und ihrer Be-
deutung entsprechend aufzustellen. Die Samm-
lungen sollen auf die römische und merowin-
gische Zeit ausgedehnt werden. Eine Abteilung
soll Vorgeschichte,
Stein- und Metall-Zeit,
eine andere dievorbaju-
varische Epoche um-
fassen. In diese sollen
die frühgeschichtlichen
Bestände des bayeri-
schenNational-Museums
aufgenommen werden.
Deutsche
Volksbräuche
In der Reihe seiner
Sonder-Ausstellungen
gibt das Städtische
Schloßmuseum in
Mannheim bis Ende
Februar mit Hilfe
zahlreicher Leihgaben
von Museen, Biblio¬
theken, Privatsammlun-
gen und Künstlern eine
eindrucksvolle Übersicht
über die deutschen
Volksbräuche.
Erstmalig ist hier¬
bei die Verbindung
bildlicher Darstellungen
aus älterer und neuerer
Zeit mit ausgewähl¬
ten Gegenständen des
Brauchtums aus allen
deutschen Gauen. Mu-
seumsdirektor Prof. Dr.
Friedrich Walter
hat dieses in müh-
samer Arbeit zusam¬
mengetragene Material
nicht landschaftlich,
sondern nach sachlichen
Gesichtspunkten geglie¬
dert. So empfängt der
Besucher beim Rundgang durch die schönen,
weitläufigen Sonderausstellungsräume eine
klare und fesselnde Übersicht über die mannig-
faltigen Bräuche, die sich an den Kreislauf
des festlichen Jahres,
an den Verlauf des
menschlichen Lebens,
an Arbeit und Hand-
werkertum anknüpfen.
In ausführlicher Be-
schriftung ist auf Sinn
und Zweck, auf Boden-
ständigkeit und Zusam-
menhang mit germani-
scher Vorzeit hinge-
wiesen.
Alte u. moderne
Chinesen in Mai-
land
Eine Ausstellung mit
selten großem Publi-
kumszustrom ist in Mai-
land eröffnet worden.
Italien hat vor einigen
Jahren die große Aus-
stellung moderner ja-
panischer Malerei als
erstes europäisches
Land beherbergt. Jetzt
sieht Mailand alte und
neue Chinesen, und es
ist anzunehmen, daß
eine ähnlich sorgsam zu-
sammengestellte Aus-
stellung der gesamten
malerischen Produktion Chinas von der T’ang-
Zeit bis zur Gegenwart kaum in Europa ge-
sehen worden ist. Die Zusammenstellung
wurde in China durch Prof. J u P e o n von der
Zentraluniversität in Nanking besorgt; die
Aufstellung in Mailand fand in Dr. Antonio
M o r a s s i einen liebevollen Betreuer. Dan-
kenswerterweise hat Peon in dieser für Europa
bestimmten Ausstellung den Einbruch europäi-
scher Kunstanschauung deutlich heraus-
geschält, wie er namentlich unter dem Einfluß
der Jesuitenmissionare und dann wieder ganz
besonders des Padre Castiglione am Ende des
achtzehnten Jahrhunderts sich durchsetzte.
G. R.
Die Biennale in Venedig
wird im Sommer des Jahres unter der Devise
„Das Porträt des 19. Jahrhunderts“
eine internationale Schau dieser Kunstepoche
geben.
Erwerbungen der Tate-Gallery
Der Londoner Tate-Gallery wurden siebzehn
Gemälde französischer Meister vermacht, die
soeben zur Aufstellung gelangten. Es handelt
sich um Arbeiten von Degas, van Gogh, Ma-
tisse, Picasso, Georges Braque, Cezanne, Lau-
rencin, Modigliani, Rousseau.
Österreichische Kunst in London
Eine Ausstellung alter und neuer öster-
reichischer Kunst und Kunstindustrie, die in
der Westend Exhibition Co., Dorland
Hall, London, am 2. Februar eröffnet werden
und bis 5. Mai dauern soll, wird augenblicklich
mit Unterstützung aller maßgeblichen Regie-
rungsstellen vorbereitet.
Moderne deutsche Kunst-
ausstellung in China
Die chinesische Regierung beabsichtigt, wie
der anläßlich der Ausstellung chinesischer
Kunst augenblicklich in Berlin weilende Prof.
Liu Hai-Su verlauten ließ, die deutsche Re-
gierung einzuladen, demnächst im Lande der
Mitte zum erstenmal eine Ausstellung deut-
scher Malerei der Gegenwart zu veranstalten.
DIAMANTEN-REGIE
Alte Gemälde
Juwelen
BERLIN Wlö, KURFURSTENDAMM 23
August Macke, Der Spaziergang. 1913
Ausstellung: Handzeichnungen deutscher Meister
Galerie Alex Vömel, Düsseldorf
Hans Baldung-Grien, Johannes d. Tf. und Anna Selbdritt
Holz, 87 : 75 cm
Kolmar, Sammlung Siben
Gedächtnisausstellung
Hubert Robert
Nach der Ausstellung der Galerie Wilden-
stein in Paris wird der 200jährige Geburtstag
Hubert Roberts nunmehr auch durch eine offi-
zielle Retrospektive in der Orangerie ge-
feiert. Hier sind neben Gemälden vor allem
auch eine lange Reihe von Handzeichnungen
zu sehen, die die Museen von Valence, Be-
sancon und die Wiener Albertina zur Ver-
fügung gestellt haben.
Personalien
Geh.-Rat Ludwig Justi, der ehemalige Direktor
der Berliner National-Galerie, ist als zweiter
Kustos an die Staatliche Kunstbibliothek versetzt
worden.
Aldo de Rinaldis, der bisherige Leiter der
Galleria Corsini in Rom, wurde zum Direktor der
Galleria Borghese daselbst ernannt. An seiner
Stelle übernimmt E. Cavagnino die Leitung der
Corsini-Galerie. Der bisherige Direktor der Galle-
ria Borghese, Bertini-Calosso, wurde an Stelle von
Conte Gnoli, der sich dem Vernehmen nach dem
Kunsthandel als Experte zuwendet, zum Soprinten-
dente von Umbrien mit dem Sitz in Perugia er-
nannt.
Geh.-Rat Dr. Friedrich Dörnhöffer, der ehe-
malige Generaldirektor der bayerischen Staats-
gemäldesammlungen, ist im 69. Lebensjahr ver-
storben. Als er im Jahre 1914 das Erbe Tschudis
antrat, fand er eine Reihe von Projekten vor, die
den hauptsächlich auf Raummangel zurückzu-
führenden unhaltbaren Zuständen abhelfen soll-
ten. Es wird Dörnhöffers größtes Verdienst blei-
ben, daß er aus dieser scheinbar nur mit un-
erschwinglichen Kosten zu bewältigenden Situa-
tion einen Ausweg fand, der nur bescheidene Mit-
tel in Anspruch nahm und trotzdem, wenn auch
keine ideale, so doch eine vorzügliche Lösung
war: die Schaffung der Neuen Staatsgalerie.
Nicht weniger kam die hervorragende Organisa-
tionsgabe Dörnhöffers den Filialgalerien (Aschaf-
fenburg, Augsburg, Burghausen, Füssen usw.) zu-
gute.
Hofrat Dr. Josef Meder, der ehemalige Di-
rektor der Albertina, ist am 15. Januar im Alter
von 76 Jahren infolge Herzschlages plötzlich ver-
schieden. Meder, einer der bedeutendsten Kenner
alter Graphik, hat zahlreiche Schriften aus sei-
nem Gebiet veröffentlicht, deren wichtigste das
grundlegende Werl- über „Die Handzeichnung,
ihre Technik und Entwicklung“ (1919) ist.
Führungen in den Staatlichen Museen, Berlin
Sonntag, 21. Januar
10.30 Uhr im Deutschen Museum. Prof. Schott-
müller: Der deutsche Altar.
11 Uhr im Neuen Museum, Kupferstichkabi-
nett, Dr. H. W. Schmidt: Das Bild der
Stadt Rom vom 16. bis 18. Jahr-
hundert.
11 Uhr im Schloß, Dr. Heinr. Schmidt: Mittel-
alterliche Stoffe.
11 Uhr im Museum für Völkerkunde. Prof.
Krickeberg: Zeugnisse aus der Zeit der
großen Reisenden in Amerika I.
10 Uhr im Kaiser-Friedrich-Museum, Rund¬
gang. Volkshochschule Groß-Berlin
(Dr. Dreyer).
Dienstag. 23. Januar
11 Uhr im Kaiser-Friedrich-Museum, Rund¬
gang durch die neueröffneten Säle
italienischer Malerei.
Mittwoch, 24 Januar
10 Uhr in der Aegypt. Abt. im Neuen Museum,
Dr. Zippert: Aegyptische Kultur.
I.: Vorgeschichte (vor 3000 V. Chr.).
12 Uhr im Deutschen Museum, Von deutscher
Kunst.
20 Uhr im Pergamon-Vortragssaal, Prof. Ehe-
lolf: Hettitische Staatsverträge.
Donnerstag, 25. Januar
11 Uhr im Kaiser-Friedrich-Museum, Die neu¬
eröffneten Säle italienischer Malerei.
11.15 Uhr Treffpunkt Eingang Kaiser-Friedrich-
Museum, Die Malerei der Früh-
renaissance in Florenz I (1400—1450).
11 Uhr Treffpunkt Eingang Neues Museum,
Hans Thoma und die deutsche Land-
schaft.
12 Uhr Treffpunkt Pergamon-Altarsaal, Perga¬
mon-Museum.
Freitag, 26. Januar
11 Uhr im Kaiser-Friedrich-Museum, Dr.
Kunze: Venezianische Malerei (neue
Aufstellung).
12 Uhr im Münzkabinett im Kaiser-Friedrich-
Museum, Führungsvortrag.
Sonnabend, 27. Januar
11 Uhr Rundgang durch die Vorderasiatische
Abteilung.
12 Uhr Rundgang durch die Islamische Kunst¬
abteilung.
11 Uhr Treffpunkt Deutsches Museum,
Schlütersaal, Deutsches Museum II.
11 Uhr Treffpunkt Eingang Kaiser-Friedrich-
Museum, Italienische Malerei.
12 Uhr Treffpunkt Pergamon-Museum, Altar¬
saal, Pergamon-Museum.
Vorträge
Die „Vereinigung der Freunde antiker Kunst“
und der „Freundeskreis der Staatlichen Kunst-
bibliothek“ laden zu einem am 20. Januar, nach-
mittags 5 Uhr, stattfindenden Vortrag des Prof.
Dr. Hermann Schmitz ein. Thema: Die
Berliner Baumeister des 18. und
19. Jahrhunderts in ihren Beziehungen zur
Antike. Der Vortrag findet im Hörsaal der
Staatlichen Kunstbibliothek, Berlin,
statt.
Kunst in Düsseldorf
Die Galerie Alex Vömel bleibt während
ihres Umbaues geöffnet. Sie beginnt das neue
Jahr mit einer Ausstellung von Handzeichnungen
Deutscher Meister seit Hans von Marees (siehe
Abbildung).
KUNSTHAUS MALMEDE
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike Kunst
in Gemäliien, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Ankauf Verkauf
Direktion: Dr. A. Breuer. Schriftleit uns:: Dr. Wer ner Richard Deusch. — Redaktions - Vertretungen für München: Ludwig F. Fuchs/. Paris: M.L. Szecsi, 232 Bld. St. Germain, Tel.: Littrö 56-18 / Rom: rG. Rein-
both / Wien: Dr. St. Poglayen-Neuwall. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62.
Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck, von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellen-
angabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt
durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Ä. d. Nr. 2400. Druck H. S. Hermann Gr. m. b. H., Berlin SW 19.