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DIE WELTKUNST
Jahrg. VIII, Nr. 14 vom 8. April 1934
im Wiener Kunsthandel
Ausstellungen
Prospekte auf Anfrage
DH5GUTE HOTEL
Sabatello in Rom
dessen Werke auch in
der
Ge-
be-
ver-
der
die
die
ge-
zwanzig Jahre nach Erscheinen jenes berühmt
gewordenen Manifestes der Futuristen von
1909 — in den Ausstellungsräumen Berlin,
und darauf das Gedächtnis Lafayettes durch
eine groß angelegte Ausstellung ehren. Das
Musee d’Ethnographie bereitet für Mitte Mai
schließlich eine umfassende Sahara-Ausstel-
lung vor, an der auch deutsche und italie-
nische Museen in größerem Stile beteiligt sein
werden. Wie man sieht, das Programm ist
Malerei besaß. — Vergleichen wir dieses in
der Literatur über Boucher nicht erwähnte
Bild mit anderen Werken des Künstlers, so
finden wir Ähnlichkeiten in Hülle und Fülle,
aber nichts von genauer Wiederholung, wört-
licher Abschrift. Unter der Fülle von Putten-
studien und -bildern
Alte Meister
lyrischen Wohllaut ganz unfuturistisch an-
mutet, mehr eine Art Verbindung zur
traditionsgebundenen Malerei herstellen. Man
dürfte kaum sagen, daß die interessante
Schau unserer italienischen Gäste das Problem
des Futurismus erneut zur Diskussion stellt.
Aber als Beleg für den Zusammenhang der
politischen Kräfte mit den künstlerischen Be-
strebungen des uns befreundeten Volkes er-
scheint sie unschätzbar. Wie Marinetti sagte,
daß eine Revolution nicht gemacht wird, damit
die Künstler ein besseres Leben führen, son-
dern damit sie selbst von der Revolution er-
griffen werden. Z e e c k
Stellung, die der zeitgenössischen italienischen
Malerei ihr Gepräge gibt und die bewußt an
eine große Vergangenheit anknüpft. Immer
sind es ideal konzipierte Akte von klassisch-
mediterranen Formen, die zusammenkomponiert
werden und deren Dreidimensionalität be-
sonders betont wird. Plastik, Kubik wird hier
als eine der romanischen Welt eigentümliche
Empfindungsform der Erscheinungswelt selbst
auf dem Gebiete der Fläche, also der Malerei,
demonstriert. A. K.
reich, und ihm schließen sich noch die vielen
Ausstellungen in den Privat-Galerien an, so
daß man einen interessanten Frühling Voraus-
sagen kann. Dr. Heinz Lehmann
Mario Tozzi, ,.I1 pittore“
Ausstellung: Rom, Galleria Sabatello
Houdon, Entwurf für ein J. J. Rousseau-Denkmal
Ausstellung: Galerie Cailleux, Paris
in die Hand eines
übergegangen sein
80% cm hoch und 64 cm breit ist, befindet sich
auf der ersten Leinwand, die kostbare Ober-
fläche hat unter den technischen Notwendig-
keiten der Rentoilage nicht zu leiden gehabt.
Ein herrlicher geschnitzter Rahmen der Epoche
vervollständigt den künstlerischen Eindruck
des „großen Jahrhunderts“ französischer
Malerei.
Ein reizvolles Porträt einer schönen jungen
Frau sei noch vorgelegt, dessen Geschichte
zeigt, daß man auch heutzutage in der Epoche
des wissenschaftlichen Kunstbetriebes noch
Überraschungen erleben kann (Abb. S. 1). Das
Bild stammt aus dem Besitz des Erzherzogs
Ludwig Viktor auf Schloß Kiesheim, war so-
dann jahrelang bei einem Wiener Kunsthändler
und trug in der Nachlaßauktion noch die —
allerdings bezweifelte -— Signatur „Philippe de
Champagne“. Eine gründliche Reinigung des
Bildes stellte seine leuchtende Oberfläche mit
dem starken Dunkelblau des Kleides und dem
warmen Rot der Blumen wieder her und legte
die echte Signatur Nicolas Largilliere und das
Datum 1690 frei.
Von Parmigianino, uer in seinem
kurzen Leben keine Überfülle an Werken ge-
schaffen und die Aufträge, die er erhielt, nur
langsam und schleppend ausführte, wie wir
aus gleichzeitigen Dokumenten wissen, tauchen
doch von Zeit zu Zeit Bilder auf, und besonders
unter den Porträts befinden sich noch einige
authentische von vorzüglicher Erhaltung.
Es sei diesen Werken, die in Thieme-
Beckers Künstler-Lexikon angeführt sind,
hier noch ein vorzügliches Männerbild-
nis hinzugefügt (Abb. S. 1). Ohne jedes Bei-
werk hebt sich der Kopf eines jungen Mannes
mit braunem Bart von dem hellgrau-bräun-
lichen Hintergrund ab; der schwarze Hut aus
Samt rahmt das Haupt nach oben, der Spitzen-
kragen erhellt den schwarzen Stoff des Rockes,
nur das Inkarnat des Gesichtes zeigt lebhafte
Töne, die roten Lippen sind der stärkste
koloristische Akzent des Bildes.
Von R i b e r a ist eine seiner typischen Dar-
stellungen eines Philosophen aus altem Adels-
besitz aufgetaucht. Aus dunklem Grund hebt
sich plastisch die Gestalt, deren halbnackter
Oberkörper vorzüglich modelliert neben den mit
subtilem und doch energischem Naturalismus
ausgeführten stofflichen Beigaben steht, der
Kopf trägt eine Kappe, das mächtige Gesicht
zeigt ein heiteres Lachen. In Ausdruck und
Bedeutung ist der Kopf fast Rembrandt ver-
wandt. Die Technik der Malerei ist hart und
klar trotz der Breite des Pinselstriches und
zeigt darin deutlich die Verschiedenheit von
Luca Giordano, dessen Philosophenbilder eine
weichere verflauende Art des Striches zeigen.
Das Bild stellt wohl den Philosophen Zeno dar,
den Begründer der „Stoa“, die sich mit Astro-
logie beschäftigte, worauf das Horoskop, das
der Philosoph in der Hand trägt, eindeutig hin-
weist. Die Schrift auf dem Blatt ist willkür-
lich, ohne Sinn, nur die Jahreszahl 1625 in der
Mitte oben, ist ernst gemeint und gibt das Ent-
stehungsjahr an. Rechts im Eck des Horo-
skops findet sich die Ziffer „10“, die wohl dar-
auf hinweist, daß das Bild in eine Serie von
Philosophendarstellungen gehört. Die Maße
des Bildes (auf Leinwand) sind 120 :100 cm.
Ein besonders schönes und interessantes
Bild sind die „Vier schlafenden Bacchantinnen“
von Francois Boucher (s. Abb.). Ein ebenso
seltenes wie erfreuliches Erlebnis ein solches
Werk, anders als an der Museumswand oder
in sorgsam behütetem Privatbesitz, in Ruhe
studieren zu können, es von nahe und weit,
ohne schützendes Glas und schließlich sogar
von der Rückseite betrachten zu können. Das
Bild leuchtet von jenem Glanz der Farbe, der
für Boucher so charakteristisch ist und der
eingefangenem Sonnenlicht gleicht. Betrachtet
man die perlmutterhaft schimmernden Körper.
der Frauen, den seidigen Glanz der Stoffe, das
warme Grün-Braun des Laubwerkes, die
Trauben, deren kühle Glätte man zu fühlen
gla,ubt, so erkennt man mit einem Blick die
malerischen Qualitäten dieser Epoche, der viel-
leicht die Oberfläche das Wesentliche war und
die deshalb eine ganz eigene große Kultur der
der
Flugmalerei“,
Farbigen
kräftigen
vorzugt,
lichsten
geben zu haben, wäh-
rend ein Selbstbildnis von Bruschetti
und die fein durchgefühlte „Umbrische
Landschaft“ von P r e z i o s i, die in ihrem
L ü t z o w u f e r 13, als eine Art von Jubi-
läumsschau dargeboten werden, lassen keines-
wegs übersehen, daß sich die futuristische Be-
wegung nicht ausschließlich mit in diesem
Falle auch kaum zureichenden malerischen Mit-
teln zum Ausdruck brachte, sondern immer auf
das Ganze des Lebens ausging. Literarisches
und musikalisches Schaffen, vor allem jedoch
die Filmproduktion, sind ihr durch mannigfache
Anregungen verpflichtet geblieben. F. T. Ma-
rinetti, ihr geistiger Urheber und alter
Kampfgenosse Mussolinis, der die Veranstal-
tung mit einer glänzend improvisierten Rede
eröffnete, ist nicht Maler, sondern vornehm-
lich Politiker und Schriftsteller und war schon
Führer dieser speziell italienisch gebliebenen,
auch in ihrem Heimatland nicht unbestrittenen
und einzig maßgebenden Kunstrichtung, als
sie 1912 bei ihrem ersten Erscheinen in
Deutschland mit Sympathie und Verständnis
aufgenommen wurde, allerdings ohne bei uns
sonderliche Spuren von Nachfolgeschaft zu
hinterlassen.
Ihr Programm, ein Absagen an alles bis-
herige Kunstschaffen überhaupt, das sich dann,
wie es bei Programmen
manchmal der Fall zu
sein pflegt, nicht immer
mit den eigentlichen
Werken deckte, die eine
oberflächliche Betrach-
tungsweise zuweilen
auch in die Nähe des
Kubismus französischer
Prägung rückte, mani-
festierte den traditions-
gebundenen Durchfor-
mungen, dem Stati-
schen gegenüber das
Prinzip des Dynami-
schen. Man bemühte
sich, und das war eine
Reaktion oder vielmehr
Revolution wider den
malerischen Realismus,
der im neuen Italien
dauernder und aus-
schließlicher als in an-
deren Ländern herrschte,
zugunsten einer geisti-
gen Erneuerung um
die Vitalisierung des
sinnlichen Daseins.
Dinge, die der bildneri-
schen Formung wider-
stehen mußten wie das
Zugleich von Außen-
und Innenbegebenheiten
und die Abfolge
Zeiten, wurden in
staltungsversuchen
handelt, die wohl
lacht und verhöhnt
worden sind, aber
trotzdem, wenn sie sich
auch nicht aus dem
eigentlichen Handwerk
des malerischen Schaf¬
fens heraus entwickel¬
ten, Bedeutung be-
halten und ein Sym-
ptom für die Zeit des
Films, Funks, der Röntgenstrahlen, Automobile
und Flugzeuge bleiben werden. Das mag, da
auch jedem Übergangs-, Überleitungselement
der Krieg erklärt wurde, was im Sprachlichen
nahezu einer Zertrümmerung des grammatika-
lischen Aufbaues zugunsten des dynamischen
Ausdrucks entspricht, nicht jedermanns Sache
sein. Doch soll man auch an diese Bilder, die
noch immer wie bei den damals noch nicht
Dreißigjährigen einen Protest bedeuten und
auf etwas hinweisen, was noch kommen soll,
nicht mit den sonst bei Kunstausstellungen
üblichen Erwartungen herantreten. Sie lassen
sich schwer beschreiben, schwerer wie jene
Werke von 1912, die in ihrer zum Teil noch
literarischen Einstellung deutlicher erkennen
ließen, daß die futuristische Bewegung eigent-
lich vom Schrifttum ausgegangen ist und einen
Dichter zum Führer
hat, über dessen Elan
in der Verfolgung sei-
ner künstlerischen Ab-
sichten ebensowenig
Zweifel bestehen kön-
nen wie über das Ethos
seines Wollens. Auch
wird hier ja von einigen
hundert Malern nur eine
knappe Auswahl ge-
boten, welche nur
Werke zeigt, die das
Dynamische des Flug-
wesens als dynamische
Empfindung bildmäßig
wiederzugeben trach-
ten, vereinzelt noch mit
naturalistischen Rudi-
menten und oft durch
Verwendung von Ge-
staltungsprinzipien, die
bei aller Gegensätzlich-
keit einen, wenn auch
entfernteren, als sonst
gemeinhin angenomme-
nen Zusammenhang mit
dem Kubistischen nicht
zu leugnen vermögen.
Prampolini, Fil-
lia, Oriani, Gitio
und Ambrosi schei-
nen dieser „Aeropittu-
ra“, der „Luft- und
die im
die reinen,
Klänge be-
die wesent-
Beiträge ge-
F r an 9 oi s Boucher, Vier schlafende Bacchantinnen
Wien, Kunst handel
Plastische u. malerische
Entwürfe des 18. Jahrh.
Die Galerie Cailleux in Paris zeigt
in einer umfassenden und vorzüglich gestalte-
ten Ausstellung 175 hervorragende Werke
französischen Schule des 18. Jahrhunderts,
dem Beschauer einen tiefen Einblick in
Schaffensweise der Künstler jener Epoche
währen. Die ganze Kraft und strotzende Fülle,
das Unbezwingbare der Barockkünstler, sowie
auch die Grazie, Anmut und Leichtigkeit der
Vertreter des Rokoko spielen hier in kleinen
bildmäßigen Skizzen alle Register ihrer viel-
fältigen Möglichkeiten. Es ist höchst inter-
essant, die geistreichen Einfälle und die Ent-
würfe für große Kompositionen zu studieren:
sie zeigen viel unmittelbarer die Handschrift
des Künstlers, sind frischer und lebendiger in
der Konzeption und nur selten belastet von
schulmäßiger Technik und Überlieferung. Ent-
wurf und fertiges Bild voneinander zu unter-
scheiden, ist allerdings gerade in dieser Epoche
schwierig, die den ursprünglichen Reiz der
ersten Niederschrift im vollendeten Werk er-
halten sehen möchte. Maler wie Boucher, Fra-
gonard, Lancret, La Tour und Watteau — oder
Bildhauer wie Chinard, Clodion, Houdon (siehe
Abb.) und Pajou zeigen ihre Meisterhand, auch
wenn sie nur mit einer kleinen Skizze einen
großen Entwurf anzudeuten hatten.
In der Reihe dieser Künstler, die das Dix-
huitieme am reinsten vertreten, findet man
sind keine diesem gleich,
am ähnlichsten in
Schwung und Bewegung
erscheint vielleicht der
oberste Putto auf dem
Bilde im Louvre „Le
But“, der spiegelver-
kehrt zu dem unsern,
Kränze statt der Fak-
keln in den Händen
trägt. Eine Handzeich-
nung Bouchers, ein lie-
gender Rückenakt, ist
der rechts vom Rücken
gesehenen Bacchantin
so ähnlich, daß man an
eine Naturstudie denken
könnte, die hier und
vielleicht auch sonst
mit kleinen Abänderun-
gen benützt wurde (ab-
geb. bei Michel, Boucher,
p. 52), etwa für die Ge-
stalt des Bildes „Pan
und Syrinx“ der Natio-
nal-Gallery in London,
die mit der Figur unse-
rer schlafenden Bac-
chantin in Form und
Haltung viel Ähnlich-
keit zeigt. Ein Stich
Demarteaus überliefert
eine Zeichnung Bou-
chers, drei stehende
Bacchantinnen, denen
der gleiche Krug und
Thyrsosstab als Bei-
werk beigegeben sind
wie den „Vier Schla-
fenden“. — Das Ge-
mälde stammt aus
dem Besitz einer
deutschen Bildhauerin,
die in Paris lebte,
und kam jetzt über
ihre Erben nach Wien,
wo es schon wieder
ausländischen Sammlers
soll. — Das Bild, das
Italienische Luft- und
Flugmalerei
Vierundsechzig ausgewählte Werke von
achtundzwanzig Künstlern, die — fünfund-
Kurhotel Monte Verita
Ascona Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Pension ab Frs. 12.—
Zimmer ab Frs. 5.—
Mario Tozzi
Im Kunstsalon von
stellt Mario Tozzi aus,
Deutschland nicht unbekannt sind, und der als
einer der charakteristischsten Vertreter des
jungen Italien gelten darf, wenn er auch seit
1920 in Paris lebt. Mit Chifi'co und Campigli
verbindet ihn jene stark architektonische Ein-
DIE WELTKUNST
Jahrg. VIII, Nr. 14 vom 8. April 1934
im Wiener Kunsthandel
Ausstellungen
Prospekte auf Anfrage
DH5GUTE HOTEL
Sabatello in Rom
dessen Werke auch in
der
Ge-
be-
ver-
der
die
die
ge-
zwanzig Jahre nach Erscheinen jenes berühmt
gewordenen Manifestes der Futuristen von
1909 — in den Ausstellungsräumen Berlin,
und darauf das Gedächtnis Lafayettes durch
eine groß angelegte Ausstellung ehren. Das
Musee d’Ethnographie bereitet für Mitte Mai
schließlich eine umfassende Sahara-Ausstel-
lung vor, an der auch deutsche und italie-
nische Museen in größerem Stile beteiligt sein
werden. Wie man sieht, das Programm ist
Malerei besaß. — Vergleichen wir dieses in
der Literatur über Boucher nicht erwähnte
Bild mit anderen Werken des Künstlers, so
finden wir Ähnlichkeiten in Hülle und Fülle,
aber nichts von genauer Wiederholung, wört-
licher Abschrift. Unter der Fülle von Putten-
studien und -bildern
Alte Meister
lyrischen Wohllaut ganz unfuturistisch an-
mutet, mehr eine Art Verbindung zur
traditionsgebundenen Malerei herstellen. Man
dürfte kaum sagen, daß die interessante
Schau unserer italienischen Gäste das Problem
des Futurismus erneut zur Diskussion stellt.
Aber als Beleg für den Zusammenhang der
politischen Kräfte mit den künstlerischen Be-
strebungen des uns befreundeten Volkes er-
scheint sie unschätzbar. Wie Marinetti sagte,
daß eine Revolution nicht gemacht wird, damit
die Künstler ein besseres Leben führen, son-
dern damit sie selbst von der Revolution er-
griffen werden. Z e e c k
Stellung, die der zeitgenössischen italienischen
Malerei ihr Gepräge gibt und die bewußt an
eine große Vergangenheit anknüpft. Immer
sind es ideal konzipierte Akte von klassisch-
mediterranen Formen, die zusammenkomponiert
werden und deren Dreidimensionalität be-
sonders betont wird. Plastik, Kubik wird hier
als eine der romanischen Welt eigentümliche
Empfindungsform der Erscheinungswelt selbst
auf dem Gebiete der Fläche, also der Malerei,
demonstriert. A. K.
reich, und ihm schließen sich noch die vielen
Ausstellungen in den Privat-Galerien an, so
daß man einen interessanten Frühling Voraus-
sagen kann. Dr. Heinz Lehmann
Mario Tozzi, ,.I1 pittore“
Ausstellung: Rom, Galleria Sabatello
Houdon, Entwurf für ein J. J. Rousseau-Denkmal
Ausstellung: Galerie Cailleux, Paris
in die Hand eines
übergegangen sein
80% cm hoch und 64 cm breit ist, befindet sich
auf der ersten Leinwand, die kostbare Ober-
fläche hat unter den technischen Notwendig-
keiten der Rentoilage nicht zu leiden gehabt.
Ein herrlicher geschnitzter Rahmen der Epoche
vervollständigt den künstlerischen Eindruck
des „großen Jahrhunderts“ französischer
Malerei.
Ein reizvolles Porträt einer schönen jungen
Frau sei noch vorgelegt, dessen Geschichte
zeigt, daß man auch heutzutage in der Epoche
des wissenschaftlichen Kunstbetriebes noch
Überraschungen erleben kann (Abb. S. 1). Das
Bild stammt aus dem Besitz des Erzherzogs
Ludwig Viktor auf Schloß Kiesheim, war so-
dann jahrelang bei einem Wiener Kunsthändler
und trug in der Nachlaßauktion noch die —
allerdings bezweifelte -— Signatur „Philippe de
Champagne“. Eine gründliche Reinigung des
Bildes stellte seine leuchtende Oberfläche mit
dem starken Dunkelblau des Kleides und dem
warmen Rot der Blumen wieder her und legte
die echte Signatur Nicolas Largilliere und das
Datum 1690 frei.
Von Parmigianino, uer in seinem
kurzen Leben keine Überfülle an Werken ge-
schaffen und die Aufträge, die er erhielt, nur
langsam und schleppend ausführte, wie wir
aus gleichzeitigen Dokumenten wissen, tauchen
doch von Zeit zu Zeit Bilder auf, und besonders
unter den Porträts befinden sich noch einige
authentische von vorzüglicher Erhaltung.
Es sei diesen Werken, die in Thieme-
Beckers Künstler-Lexikon angeführt sind,
hier noch ein vorzügliches Männerbild-
nis hinzugefügt (Abb. S. 1). Ohne jedes Bei-
werk hebt sich der Kopf eines jungen Mannes
mit braunem Bart von dem hellgrau-bräun-
lichen Hintergrund ab; der schwarze Hut aus
Samt rahmt das Haupt nach oben, der Spitzen-
kragen erhellt den schwarzen Stoff des Rockes,
nur das Inkarnat des Gesichtes zeigt lebhafte
Töne, die roten Lippen sind der stärkste
koloristische Akzent des Bildes.
Von R i b e r a ist eine seiner typischen Dar-
stellungen eines Philosophen aus altem Adels-
besitz aufgetaucht. Aus dunklem Grund hebt
sich plastisch die Gestalt, deren halbnackter
Oberkörper vorzüglich modelliert neben den mit
subtilem und doch energischem Naturalismus
ausgeführten stofflichen Beigaben steht, der
Kopf trägt eine Kappe, das mächtige Gesicht
zeigt ein heiteres Lachen. In Ausdruck und
Bedeutung ist der Kopf fast Rembrandt ver-
wandt. Die Technik der Malerei ist hart und
klar trotz der Breite des Pinselstriches und
zeigt darin deutlich die Verschiedenheit von
Luca Giordano, dessen Philosophenbilder eine
weichere verflauende Art des Striches zeigen.
Das Bild stellt wohl den Philosophen Zeno dar,
den Begründer der „Stoa“, die sich mit Astro-
logie beschäftigte, worauf das Horoskop, das
der Philosoph in der Hand trägt, eindeutig hin-
weist. Die Schrift auf dem Blatt ist willkür-
lich, ohne Sinn, nur die Jahreszahl 1625 in der
Mitte oben, ist ernst gemeint und gibt das Ent-
stehungsjahr an. Rechts im Eck des Horo-
skops findet sich die Ziffer „10“, die wohl dar-
auf hinweist, daß das Bild in eine Serie von
Philosophendarstellungen gehört. Die Maße
des Bildes (auf Leinwand) sind 120 :100 cm.
Ein besonders schönes und interessantes
Bild sind die „Vier schlafenden Bacchantinnen“
von Francois Boucher (s. Abb.). Ein ebenso
seltenes wie erfreuliches Erlebnis ein solches
Werk, anders als an der Museumswand oder
in sorgsam behütetem Privatbesitz, in Ruhe
studieren zu können, es von nahe und weit,
ohne schützendes Glas und schließlich sogar
von der Rückseite betrachten zu können. Das
Bild leuchtet von jenem Glanz der Farbe, der
für Boucher so charakteristisch ist und der
eingefangenem Sonnenlicht gleicht. Betrachtet
man die perlmutterhaft schimmernden Körper.
der Frauen, den seidigen Glanz der Stoffe, das
warme Grün-Braun des Laubwerkes, die
Trauben, deren kühle Glätte man zu fühlen
gla,ubt, so erkennt man mit einem Blick die
malerischen Qualitäten dieser Epoche, der viel-
leicht die Oberfläche das Wesentliche war und
die deshalb eine ganz eigene große Kultur der
der
Flugmalerei“,
Farbigen
kräftigen
vorzugt,
lichsten
geben zu haben, wäh-
rend ein Selbstbildnis von Bruschetti
und die fein durchgefühlte „Umbrische
Landschaft“ von P r e z i o s i, die in ihrem
L ü t z o w u f e r 13, als eine Art von Jubi-
läumsschau dargeboten werden, lassen keines-
wegs übersehen, daß sich die futuristische Be-
wegung nicht ausschließlich mit in diesem
Falle auch kaum zureichenden malerischen Mit-
teln zum Ausdruck brachte, sondern immer auf
das Ganze des Lebens ausging. Literarisches
und musikalisches Schaffen, vor allem jedoch
die Filmproduktion, sind ihr durch mannigfache
Anregungen verpflichtet geblieben. F. T. Ma-
rinetti, ihr geistiger Urheber und alter
Kampfgenosse Mussolinis, der die Veranstal-
tung mit einer glänzend improvisierten Rede
eröffnete, ist nicht Maler, sondern vornehm-
lich Politiker und Schriftsteller und war schon
Führer dieser speziell italienisch gebliebenen,
auch in ihrem Heimatland nicht unbestrittenen
und einzig maßgebenden Kunstrichtung, als
sie 1912 bei ihrem ersten Erscheinen in
Deutschland mit Sympathie und Verständnis
aufgenommen wurde, allerdings ohne bei uns
sonderliche Spuren von Nachfolgeschaft zu
hinterlassen.
Ihr Programm, ein Absagen an alles bis-
herige Kunstschaffen überhaupt, das sich dann,
wie es bei Programmen
manchmal der Fall zu
sein pflegt, nicht immer
mit den eigentlichen
Werken deckte, die eine
oberflächliche Betrach-
tungsweise zuweilen
auch in die Nähe des
Kubismus französischer
Prägung rückte, mani-
festierte den traditions-
gebundenen Durchfor-
mungen, dem Stati-
schen gegenüber das
Prinzip des Dynami-
schen. Man bemühte
sich, und das war eine
Reaktion oder vielmehr
Revolution wider den
malerischen Realismus,
der im neuen Italien
dauernder und aus-
schließlicher als in an-
deren Ländern herrschte,
zugunsten einer geisti-
gen Erneuerung um
die Vitalisierung des
sinnlichen Daseins.
Dinge, die der bildneri-
schen Formung wider-
stehen mußten wie das
Zugleich von Außen-
und Innenbegebenheiten
und die Abfolge
Zeiten, wurden in
staltungsversuchen
handelt, die wohl
lacht und verhöhnt
worden sind, aber
trotzdem, wenn sie sich
auch nicht aus dem
eigentlichen Handwerk
des malerischen Schaf¬
fens heraus entwickel¬
ten, Bedeutung be-
halten und ein Sym-
ptom für die Zeit des
Films, Funks, der Röntgenstrahlen, Automobile
und Flugzeuge bleiben werden. Das mag, da
auch jedem Übergangs-, Überleitungselement
der Krieg erklärt wurde, was im Sprachlichen
nahezu einer Zertrümmerung des grammatika-
lischen Aufbaues zugunsten des dynamischen
Ausdrucks entspricht, nicht jedermanns Sache
sein. Doch soll man auch an diese Bilder, die
noch immer wie bei den damals noch nicht
Dreißigjährigen einen Protest bedeuten und
auf etwas hinweisen, was noch kommen soll,
nicht mit den sonst bei Kunstausstellungen
üblichen Erwartungen herantreten. Sie lassen
sich schwer beschreiben, schwerer wie jene
Werke von 1912, die in ihrer zum Teil noch
literarischen Einstellung deutlicher erkennen
ließen, daß die futuristische Bewegung eigent-
lich vom Schrifttum ausgegangen ist und einen
Dichter zum Führer
hat, über dessen Elan
in der Verfolgung sei-
ner künstlerischen Ab-
sichten ebensowenig
Zweifel bestehen kön-
nen wie über das Ethos
seines Wollens. Auch
wird hier ja von einigen
hundert Malern nur eine
knappe Auswahl ge-
boten, welche nur
Werke zeigt, die das
Dynamische des Flug-
wesens als dynamische
Empfindung bildmäßig
wiederzugeben trach-
ten, vereinzelt noch mit
naturalistischen Rudi-
menten und oft durch
Verwendung von Ge-
staltungsprinzipien, die
bei aller Gegensätzlich-
keit einen, wenn auch
entfernteren, als sonst
gemeinhin angenomme-
nen Zusammenhang mit
dem Kubistischen nicht
zu leugnen vermögen.
Prampolini, Fil-
lia, Oriani, Gitio
und Ambrosi schei-
nen dieser „Aeropittu-
ra“, der „Luft- und
die im
die reinen,
Klänge be-
die wesent-
Beiträge ge-
F r an 9 oi s Boucher, Vier schlafende Bacchantinnen
Wien, Kunst handel
Plastische u. malerische
Entwürfe des 18. Jahrh.
Die Galerie Cailleux in Paris zeigt
in einer umfassenden und vorzüglich gestalte-
ten Ausstellung 175 hervorragende Werke
französischen Schule des 18. Jahrhunderts,
dem Beschauer einen tiefen Einblick in
Schaffensweise der Künstler jener Epoche
währen. Die ganze Kraft und strotzende Fülle,
das Unbezwingbare der Barockkünstler, sowie
auch die Grazie, Anmut und Leichtigkeit der
Vertreter des Rokoko spielen hier in kleinen
bildmäßigen Skizzen alle Register ihrer viel-
fältigen Möglichkeiten. Es ist höchst inter-
essant, die geistreichen Einfälle und die Ent-
würfe für große Kompositionen zu studieren:
sie zeigen viel unmittelbarer die Handschrift
des Künstlers, sind frischer und lebendiger in
der Konzeption und nur selten belastet von
schulmäßiger Technik und Überlieferung. Ent-
wurf und fertiges Bild voneinander zu unter-
scheiden, ist allerdings gerade in dieser Epoche
schwierig, die den ursprünglichen Reiz der
ersten Niederschrift im vollendeten Werk er-
halten sehen möchte. Maler wie Boucher, Fra-
gonard, Lancret, La Tour und Watteau — oder
Bildhauer wie Chinard, Clodion, Houdon (siehe
Abb.) und Pajou zeigen ihre Meisterhand, auch
wenn sie nur mit einer kleinen Skizze einen
großen Entwurf anzudeuten hatten.
In der Reihe dieser Künstler, die das Dix-
huitieme am reinsten vertreten, findet man
sind keine diesem gleich,
am ähnlichsten in
Schwung und Bewegung
erscheint vielleicht der
oberste Putto auf dem
Bilde im Louvre „Le
But“, der spiegelver-
kehrt zu dem unsern,
Kränze statt der Fak-
keln in den Händen
trägt. Eine Handzeich-
nung Bouchers, ein lie-
gender Rückenakt, ist
der rechts vom Rücken
gesehenen Bacchantin
so ähnlich, daß man an
eine Naturstudie denken
könnte, die hier und
vielleicht auch sonst
mit kleinen Abänderun-
gen benützt wurde (ab-
geb. bei Michel, Boucher,
p. 52), etwa für die Ge-
stalt des Bildes „Pan
und Syrinx“ der Natio-
nal-Gallery in London,
die mit der Figur unse-
rer schlafenden Bac-
chantin in Form und
Haltung viel Ähnlich-
keit zeigt. Ein Stich
Demarteaus überliefert
eine Zeichnung Bou-
chers, drei stehende
Bacchantinnen, denen
der gleiche Krug und
Thyrsosstab als Bei-
werk beigegeben sind
wie den „Vier Schla-
fenden“. — Das Ge-
mälde stammt aus
dem Besitz einer
deutschen Bildhauerin,
die in Paris lebte,
und kam jetzt über
ihre Erben nach Wien,
wo es schon wieder
ausländischen Sammlers
soll. — Das Bild, das
Italienische Luft- und
Flugmalerei
Vierundsechzig ausgewählte Werke von
achtundzwanzig Künstlern, die — fünfund-
Kurhotel Monte Verita
Ascona Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Pension ab Frs. 12.—
Zimmer ab Frs. 5.—
Mario Tozzi
Im Kunstsalon von
stellt Mario Tozzi aus,
Deutschland nicht unbekannt sind, und der als
einer der charakteristischsten Vertreter des
jungen Italien gelten darf, wenn er auch seit
1920 in Paris lebt. Mit Chifi'co und Campigli
verbindet ihn jene stark architektonische Ein-