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DIE W E L T K U N S T



Jahrg. VIII, Nr. 29 vom 22. Juli 1934
Nachrichten von überall

Erweiterung der Straßburger
Museen
Das Historische Museum in Straßburg ist
um eine hervorragende Sammlung von Porträts,
Möbeln, Waffen und verschiedenen kunst-
gewerblichen Gegenständen bereichert worden,
die Sammlung, die größtenteils dem 17. Jahr-
hundert angehört, ist ein Vermächtnis des Ge-
nerals M. Rene Scherb, gebürtig aus Westhofen
am Niederrhein. Die Mehrzahl der Andenken
beziehen sich auf die Karriere des Amtsvor-
stehers von Westhofen, Jean Elisee Scherb, und
seines Sohnes Marc-Armand-Elisee Scherb
(1747—1838), der sich als General während der
Revolution und des ersten Kaiserreiches ausge-
zeichnet hat. Die Möbel, die Fayencen, die
Porzellane und Silbersachen kommen aus
Schloß Westhofen, dem Besitz des Generals
Scherb.
Die Stadtverwaltung hat eine neue Ver-
größerung der städtischen Museen in Straßburg
beschlossen, es soll das alte Hotel zum
Hirschen, ein stilvoller Bau des 14. Jahrhun-
derts herangezogen werden, der dem Museum
Notre-Dame angegliedert werden wird. Für
die Bauten ist ein besonderer Kredit von 750 000
Franken ausgesetzt, der für die Jahre 1935 bis
1937 ausgezahlt werden wird.
Restaurierung der Willibaldsburg
Die berühmte Ruine Willibaldsburg, die sich
unweit Eichstädt (Mittelfranken) erhebt, in der
Mitte des 14. Jahrhunderts von dem Bischof
Berthold von Eichstädt erbaut, war schon im
15. Jahrhundert durch eine phantastisch groß-
artige Ansicht in Hartmann Schedels „Welt-
chronik“ 1493 bekannt geworden. Der Bischof
Berthold, zugleich Burggraf von Nürnberg, der
1354 dieses Schloß erbaute, bestimmte es zum
Bischofssitz, der es bis 1725 blieb. Im Jahre
1609 wurde es durch Elias Holl vollständig re-
stauriert. Der Neubau, der von seinem Mit-
arbeiter Johannes Albertaler in lOjähriger Ar-
beit vollendet wurde, ist seit der Mitte des
18. Jahrhunderts vollkommen verfallen. Neuer-
dings wird dieser interessante Bau restauriert
und als Museum eingerichtet; statt der bis-
herigen drei Säle werden 14 Säle eingerichtet;
eine Sammlung von Skulpturen von der roma-
nischen Zeit bis zum Mittelalter sollen darin
aufges^ellt werden. Auch eine Reihe von prae-
historischen Objekten wird hier Aufstellung
finden.
Germanisches Nationalmuseum
Nürnberg
Der vom Germanischen Nationalmuseum in
Nürnberg aus eigenen Mitteln errichtete, in der
Kreditierung durch die Deutsche Gesellschaft
für öffentliche Arbeiten unterstützte Erwei-
terungsbau der Gemäldegalerie ist im Rohbau
fertiggestellt. Er besteht aus einem Haupt-
saal und zwei kleineren Sälen, die alle drei
Oberlicht erhalten. Mit der Einrichtung der
Säle, die einen Überblick über die deutsche
Malerei des Barock und Rokoko enthalten wer-
den, wird soeben begonnen. Damit soll ver-
sucht werden, eine in den Sammlungen der
deutschen Museen bisher schmerzlich empfun-
dene Lücke zu schließen. Mit der Eröffnung
der Ausstellung ist für Mitte August zu
rechnen.

Ostmark-Museum in Regensburg
Wie wir bereits berichtet haben, wird Re-
gensburg im alten Minoritenkloster ein Mu-
seum erhalten, das Kunst und Kultur der
bayerischen Grenzgebiete im Osten gewidmet
ist. Mit den Mitteln, die die Stadt zur Ver-
fügung gestellt hat, wurden bereits große helle
Räume geschaffen und man ist dabei, das Ge-
wölbe des Klosterkreuzganges wiederherzu-
stellen. Des Feuerschutzes wegen wird das
Museum gegen das Dachgeschoß durch eine
starke Betondecke abgeschlossen. Die Leitung
wird dem Konservator der städtischen Samm-
lungen, Dr. Boll, unterstellt. F.
Denkmalpflege in Frankreich
Die Societe francaise d’Archeologie, deren
Bestrebungen etwa denen der deutschen Denk-
malpflege gleichzustellen sind, veranstaltete
kürzlich ihren hundertsten Kongreß, der von
etwa 400 Teilnehmern besucht war, unter denen
viele namhafte Wissenschaftler Frankreichs
und des Auslandes vertreten waren. In der Er-
öffnungssitzung in der Sorbonne sprach der
Unterrichtsminister Aime B e r t h o d, über die
Geschichte der mittelalterlichen Archäologie in
Frankreich und die Entwicklung der Monuments
historiques. Von 1900—1934 ist die Zahl der
inventarisierten Kunstdenkmäler von 1700 auf

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7000 gewachsen. Anschließend sprach der Prä-
sident der Gesellschaft über die Rolle der Ver-
einigung in der Vergangenheit und in der Zu-
kunft, vor allem über die wünschenswerte Zu-
sammenarbeit von Archäologen und Archi-
tekten. Im Zusammenhang mit dieser Veran-
staltung stand eine Ausstellung der Monuments
historiques in der Ecole des Beaux-Arts, die
durch den Vergleich früherer und gegenwär-

lurner-Aquarelle im Britischen
Museum
Die 120 Aquarelle von Turner, die sich in
der Tate-Gallery befanden, sind in das Britische
Museum überführt worden. Damit ist eine ein-
zigartige Sammlung von 2000 Aquarellen und
Zeichnungen des Künstlers vereinigt, die dem-
nächst katalogisiert werden soll.


George Romney, Die Kinder von George, second Earl of Warwick. 1787
65:77 em — Sammlung Colonel Fairfax Rhodes f
Versteigerung: Sotheby & Co., London, 11. Juli 1934: £ 3700

tiger Restaurierungsmethoden interessante Dis-
kussionen ermöglichte. In Paris wurden ferner
die Kirchen Notre Dame und Sainte Chapelle
besichtigt, ferner die Kathedrale von Chartres,
sowie Soissons und Reims, wo die neuesten
Restaurierungsarbeiten eingehend in Augen-
schein genommen und gewürdigt wurden. Den
Abschluß bildete ein Besuch von Versailles, wo
man im kleinen Trianon die Räume der Marie-
Antoinette wieder hergestellt hat, und wo vor
allem der „Hameau“, das Schäferdörfchen der
Marie-Antoinette im hinteren Teil des Parkes,
nach seiner Restaurierung zum erstenmal kri-
tischen Augen vorgeführt wurde. Bekanntlich
hat zur Restaurierung dieses Stückchens
Rokoko die Rockefellerstiftung bedeutende
Mittel zur Verfügung gestellt; jedoch hat die
hier sehr an diesen Dingen interessierte
Öffentlichkeit die angewandten Methoden und
das Ausmaß der Restaurierung nicht durchweg
gutgeheißen, weil nun, nach Entfernung einiger
spätererer Zutaten, die um den stillen Weiher
gelagerten kleinen Gebäude zu sehr den Ein-
druck des Neuen und Konstruierten machen.
F. N.

Münchener Chronik
Am 19. d. M. wurde im Studiengebäude des
Bayerischen Nationalmuseums (Neue Samm-
lung) die Ausstellung des hierher gefallenen
Teiles der Fayencensammlung von Dr. Heiland
eröffnet. Wir werden ausführlicher darauf zu-
rückkommen.
Städtische Galerie: Der Ausstellung
spanischer Graphik läßt der neue Leiter der
Galerie, Dr. Franz Hofmann, nunmehr eine aus
eigenen Beständen und Neuerwerbungen zu-
sammengestellte Schau wenig bekannter Blätter
aus der früheren Münchener Schule bis zur
Gegenwart folgen. F.
Städtische Kunstsammlung
Duisburg
Die städtische Kunstsammlung Duisburg,
deren Leitung seit Anfang Mai in den Händen
von Dr. Herbert Griebitzsch liegt, eröff-
nete mit der Veranstaltung eines „Tages der
Kunst“ ihr neues Heim an der Königstraße.
Das Erdgeschoß birgt die neu aufgestellte und
für Deutschland einzige Lehmbruck-Gedächtnis-

DIAMANTEN-REGIE
Alte Gemälde
Juwelen
BERLIN Wlö, KURFURSTENDAMM 2.3 •

schau. Das Obergeschoß gibt Gelegenheit zu
Wechselausstellungen. Bis jetzt wurden Eltern-
und Familienbildnisse anläßlich des Wett-
bewerbs- der Landeskunstkammer gezeigt; es
folgte eine Kollektivausstellung des Berliner
Malers Hermann Teuber, aus der ein Ölgemälde
und zwei Aquarelle dem Museum gestiftet wur-
den. Die soeben eröffnete Ausstellung gilt
fünf Münchener Bildhauern: Alexander Fischer,
Kirchner, Lothar Otto, Toni Stadler und Fritz
Wramke.
Neues städtisches Museum in
Mailand
Die Stadt Mailand hat eine Sammlung von
annähernd 700 Gemälden und 1000 graphischen
Blättern erworben, welche sämtlich die Ent-
wicklung der Stadt darstellen. Die Kollektion
wurde innerhalb von 20 Jahren durch M. Luigi
Beretta zusammengetragen. Mit den ver-
schiedenen Objekten, welche die Stadt selbst
schon besaß, soll diese Sammlung die Grund-
lage für ein städtisches Museum bilden, welches
im Palazzo Dugnani in den öffentlichen Gärten
eröffnet werden soll. Man hofft, daß das
Museum Anfang 1935 der Öffentlichkeit zu-
gänglich gemacht werden wird.
Kleine Ausstellungs-Notizen
Das Preußische Ministerium für Wissen-
schaft, Kunst und Volksbildung kaufte in der
Ausstellung „Fünf Jahrtausende Töp-
fe r k u n s t“ (Berlin, Akademie) fünf moderne
keramische Gefäße an. Es handelt sich um
Arbeiten von Paul Dressier, Jan Bontjes van
Beek, Auguste Papendiek sowie aus der Staatl.
Majolikamanufaktur Karlsruhe und der Kunst-
gewerbe- und Handwerkerschule Charlotten-
burg.
Das Kupferstichkabinett Berlin erwarb aus
der Frühjahrs-Ausstellung des „Vereins
der Künstlerinnen zu Berlin“ zwei
Holzschnitte von Anny Schröder: „Ritt
durch die Nacht“ und „Regengedicht“. Die
Künstlerin erhielt im vorigen Jahre den öster-
reichischen Staatspreis für Holzschnitt.
Aus der Ausstellung der Galerie Alex
Vömel in Düsseldorf gingen die Ge-
mälde von Carl Hofer „Birnenstilleben“ (1930)
und „Landschaft in Bernau“ (1933) in den Be-
sitz des Städtischen Kunstmuseums Düsseldorf
über.
Das Graphische Kabinett Mün-
chen (Ltg.: G. Franke) eröffnete am 18. Juli
eine Ausstellung von graphischen Arbeiten
Emil Noldes, Pastellen und Bildern von Werner
Scholz und farbigen Zeichnungen von Josef
Schari.
Das Kunstmuseum Luzern, das
unter der tatkräftigen Leitung von Dr. W. H u -
gelshof er steht, veranstaltet von Ende
Juli bis Anfang September eine Ausstellung
venezianischer Malerei der Hoch-
renaissance, in der Werke hauptsächlich von
Tizian, Veronese und Tintoretto gezeigt werden.
Personalien
Dr. Alfred Stange, der a. o. Professor für
Kunstgeschichte an der Universität Erlangen,
wurde zum ordentlichen Professor ernannt.
Prof. Fritz Höger, der vor kurzem an die
Nordische Kunsthochschule in Bremen berufen
wurde, ist zum Verwaltungsratsmitglied der
Reichskammer für bildende Kunst ernannt
worden.
Prof. Richard Müller, der Direktor der Aka-
demie der bildenden Künste in Dresden, be-
geht am 28. Juli seinen sechzigsten Geburtstag.
Wilhelm Reindl, der letzte aus dem Maler-
kreis um Leibi und Sperl, ist, 91jährig, in
München gestorben.
Kataloge
C. E. Rappaport, Rom: Bibliofilo Romano,
27. Jg., Nr. 77 (186 Nrn.).

Villa-Romana-Preis
Der diesjährige Villa-Romana-Preis ist dem
Maler Otto Freytag, einem Schüler von Lovis
Corinth und Ulrich Hübner, zuerteilt worden.
Der Preis besteht in der Gewährung freier Woh-
nung mit Atelier in der in Florenz an der Porta
Romana befindlichen Villa Romana für die Dauer
eines Jahres sowie in einem Barpreis von 3000 M.
Ferner wird die Villa Romana E. V. ihren Mit-
gliedern künftig eine Jahresgabe, bestehend aus
einer handsignierten Graphik, gewähren und außer-
dem von dem jeweiligen Preisträger ein Original-
kunstwerk erwerben und zur Verlosung innerhalb
des Kreises ihrer Mitglieder bringen. Die Ge-
schäftsstelle befindet sich Berlin W 8, Mauer-
straße 39.

Diebstahl
Das Polizei-Präsidium in Leipzig bittet uns
um die Veröffentlichung folgender Bekannt-
machung:
In der Zeit vom Oktober 1933 bis 21. März 1934
sind auf bisher nicht aufgeklärte Art 2 Original-
gemälde gestohlen worden, und zwar: „Kühe am
Bach“ von Prof. Bergmann, Größe 1 X 0,80 m,
„Holländische Schifferlandschaft, 4 Schiffer an
der Arbeit“, von ter Meer. Gesamtwert etwa
1300 M. i.J . ,
Polizeipräsidium Leipzig


Direktion: D r. A. Breuer. Schriftleitung: Dr. Werner Richard Deusch. — Redaktions-Vertretungen für München: Ludwig F. Fuchs / Paris: M. L. Szecsi, 116 bis, Av.d’Champs-ElysSes, Tel.: Elysöes 77-68 / Rom:
G. Reinboth / W i e n: Dr. St. Poglay en-Neu wall. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62,
Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellen-
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durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19
 
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