2
DIE WELTKUNST
Jahrg. VIII, Nr. 48 vom 2. Dezember 1934
allerdings fast sämtlich den höchsten Qualitäts-
ansprüchen entsprachen, so daß die Taxen be-
sonders für die Hauptblätter meist über-
schritten wurden. Man zahlte für Dürers
Margraf-van Diemen-Auktion
(Fortsetzung von Seite 1)
Madonna auf der Mondsichel 2500 M., die
Madonna am Baum 2300 M., für die Madonna
mit der Meerkatze 3600 M. und ein ungewöhn-
liches Exemplar der
Innerhalb der Bestände der Firma van
Diemen & Co. liegt der Nachdruck auf den Ge-
mälden der niederländischen Schulen. Als
Melancholie 4800 M.
Für ein herrliches
Exemplar der großen
Fortuna im ersten Zu-
stand wurden 7100 M. an-
gelegt (Taxe 5000 M.).
Neben den Madon-
nen und Hauptblättern
brachten auch sonst
weniger beliebte Blätter
Dürers außerordentlich
gute Preise; vor allem
seien hier die 1800 M.
für den Frühdruck des
„Liebesanerbietens“ ge-
nannt. Und auch bei
den Dürer-Holz-
schnitten gingen die
besten Qualitäten weit
über die Taxierung hin-
aus: man bezahlte für
das Abendmahl 1700 M.
(Taxe 1000), für die
Madonna mit den vielen
Engeln 2000 M. (Taxe
1200) und für den hei-
ligen Georg zu Pferde
Adriaen von Ostade, Dorfstraße
43,7 : 61,6 cm — Slg. Sir E. H. Scott
Versteigerung: Sotheby & Co., London, 21. November 1934: £ 820
1300 M. (Taxe 800).
Da wir in der folgenden Nummer die Haupt-
preise der Auktion veröffentlichen, nennen wir
in diesem Bericht nur noch einige Nummern,
die besonders bemerkenswerte Ergebnisse
zeitigten: die Hirschvogel - Landschaft
(mit 1600 M.), die Rarität des Meisters der
Nürnberger Passion (mit 3100 M.), das
Selbstbildnis Rembrandts am Fenster (mit
3800 M.) und Rembrandts Landschaft mit
dem Turm, die mit 7000 M. Zuschlag das zweit-
teuerste Blatt der Auktion wurde — Preise,
die wohl nicht unbeträchtlich
über dem Niveau der Vorkriegs-
zeit lagen und die man für ent-
sprechende Qualitäten in den Auktionen vom
vergangenen Frühjahr und vorigem Jahr ge-
wiß nicht erreicht hätte. —
Ähnlich lebhaft ging es in den darauf-
folgenden Sitzungen um Romantiker-
Graphik der Grafschen Sammlung
zu. Die Käufer dieser Versteigerung waren
ein halbes Dutzend deutscher Museen; vor
allem zeigten sich das Berliner und Dres-
dener Kupferstichkabinett auf
eifrige Vervollständigung ihrer Bestände be-
dacht. Die Bremer Kunsthalle erwarb
mehrere Seltenheiten von Menzel; die Tages-
zeiten von Runge gehen als Geschenk an das
Museum in Köln. Im übrigen handelte es
sich fast ausschließlich um deutsche Privat-
sammler oder deren Vertreter, während der
Handel sich immer noch sehr zurückhielt. Die
höchsten Preise brachte die mit 800 M. taxierte
Michelangelo - Bildnis. 16. Jahrh.
Sammlung Chaix d’Est-Ange
Versteigerung: Mo H. Baudoin, Paris
11. Dezember 1934
Hauptstücke dürfen hier die beiden großen,
monumentalen Gemälde von Rubens aus der
Genueser Schaffensperiode gelten. Von Rem-
brandt ein breit angelegter Männerkopf und
das um 1633 zu datierende Bildnis des Vaters
in orientalischer Tracht, von van Dyck ein
skizzenhaft erfaßtes Männerbildnis. Dazu ge-
sellen sich in einer Reihe erster Qualitäten die
Kleinmeister: van Goyen, Jacob van Ruisdael,
Wouwerman, Berckkeyde, Hobbema, Ochtervelt,
de Witte und vieles, was in dieser sum-
marischen Übersicht unerwähnt bleiben muß.
Bei den frühen Niederländern müssen Bildnisse
von Joos van Cleve, Key und Vermeyen hervor-
gehoben werden, weiter Werke von Ambrosius
Benson, Gerard David, des Magdalenen-
Meisters und Herri met de Bles. Die geringe
Zahl der deutschen Gemälde birgt neben der
Kreuzigung eines österreichischen Meisters des
15. Jahrhunderts und einem Frauenbildnis des
jüngeren Barthel Bruyn als Kostbarkeit eine
„C. G. 1525“ signierte und von Friedländer mit
Bestimmtheit dem anonymen Meister von Meß-
kirch zugeschriebene Muttergottes (Abb. S. 1),
die vielleicht eines Tages den Schlüssel zur
Auflösung dieses Anonymus der deutschen
Kunst bilden könnte und deren Erhaltung in
einem deutschen Museum dringend zu wünschen
wäre. Bei den italienischen Gemälden, die
einen bedeutenden Teil des etwa 250 Nummern
zählenden Gesamtbestandes einnehmen, kann
hier nur auf Werke von Agnolo Gaddi, Sellajo,
B. Vivarini, Cima da Conegliano, Mainardi,
Lorenzo Costa, Pontormo, Bernardino de Conti,
Cariani, Moroni, Girolamo da Carpi, Tintoretto
und Tizian hingewiesen werden. Einige Ma-
donnendarstellungen von Boccacino, Andrea
Solario, Marco d’Oggionno und Basaiti vervoll-
ständigen das Bild der Hochrenaissance, deren
Fortentwicklung in Venedig durch Arbeiten von
Guardi, Longhi u. a. belegt wird.
AUSSTELLUNGEN
in ‘Berlin:
Hans Meyboden
Das Verbundene, Klangreiche in Hoch-
gebirgslandschaften und Watten- und Dünen-
schilderungen, die Hans Meyboden in der
Galerie Nierendorf zeigt, erweist sich
farbig als von durchaus eigenem Reiz und wird
bei diesem früheren Kokoschka-Schüler, der
aus bester malerischer Tradition heraus
schafft, aus ursprünglicher Quelle genährt.
Zuweilen geht dieser junge, aus Bremen stam-
mende Künstler mehr, als es für die Gesamt-
form gut erscheint, auf das Schimmern und
Glitzern der Oberfläche ein. Einzelheiten
seiner lockeren, gepflegten, versprechungs-
reichen Pinselschrift befriedigen dann wohl
stärker als der malerische Zusammenklang,
während ausdrucksvolle Zeichnungen in Kohle
(Figürliches und Porträthaftes) den zwingen-
den Zug zum Bildmäßigen weit stärker und
überzeugender verdeutlichen. Zk.
in Mannheim:
Folge Ferdinand Oliviers mit den
sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtes-
gaden, die bis auf 1150 M. getrieben wurde, so-
wie der Antiquar Menzels, der gerade
1000 M. erzielte. Das Erhard-Werk der
Sammlung Friedrich August fand bei 520 M.
seinen Liebhaber. —t—
Alte badische Meister
Die Mannheimer Galerie Buck hat
den Vertretern der alten badischen Malerei
um die Zeit von 1870 bis 1900 eine Ehren-
ausstellung eingeräumt. In wohltuender Ab-
gestimmtheit bieten sich die Bilder dar, die
den Realismus des 19. Jahrhunderts kenn-
zeichnen, der gerade in Karlsruhe eine be-
sondere Pflege gefunden hat. Unaufdringlich,
aber doch wirksam wird jedes kostbare Stück
dieser Karlsruher Malerei in den Vordergrund
geschoben. So erblickt man glänzend gemalte
Landschaften von Hermann B a i s c h , dar-
unter seine große „Dünenlandschaft bei
Knocke“, sowie jene Schöpfungen, die die
typische Art des Tiermalers zeigen. Daneben
stehen die koloristisch bezaubernden Dinge von
Gustav Schönleber. Von Friedrich Kali-
morgen sieht man Motive, die seiner Ver-
bundenheit mit dem Bauerntum Ausdruck ver-
leihen. Dem Lehrer Hans Thomas, Johann
Wilhelm Schirmer, ist der größte badische
Maler, Hans Thoma selbst, mit Glanzstücken
seiner Kunst gegenübergestellt. Daran reihen
sich Werke von Emil Lugo. Blühende Farb-
wunder von Wilhelm T r ü b n e r runden die
Ausstellung der Galerie Buck ab, die kein Be-
sucher ohne Ehrfurcht vor der darin gezeigten
großen badischen Malkunst verläßt. K. O.
Auktionsvorschau
Frankfurt a. M., 5. Dez.
Die Versteigerung des Kunsthauses
Heinrich Hahn bringt unter den Ge-
mälden drei wichtige Altartafeln eines nieder-
ländischen Meisters um 1520 sowie gute
Arbeiten des 19. Jahrhunderts, unter’ denen wir
je ein bedeutendes Werk von Defregger und
Schreyer sowie Namen wie Bürkel, Willroider,
Scheuerer, Schütz u. a. hervorheben. Weiter-
sind zu nennen mittelalterliche und Barock-
Plastik aus einer alten Frankfurter Sammlung,
altes Silbergerät von 1600—1780 und ausge-
zeichnete Möbel des 16.-—19. Jahrhunderts, dar-
unter ein Hamburger Schapp, Frankfurter
Nußfurnier-Schrank u. a. m.
Frankfurt, 11.—12. Dez.
Am 11. und 12. Dezember findet bei Hugo
H e 1 b i n g eine bedeutende Versteigerung
statt, in der — nachdem die Versteigerung des
zweiten Teils der Sammlung Geheimrat Ottmar
Strauß um einige Monate verschoben worden
ist — das alte Silber und das Gebrauchssilber
aus diesem Besitz zum Ausgebot gelangt. Bei
diesem Silber handelt es sich um Gegenstände
des 17. und 18. Jahrhunderts, aber auch um zahl-
reiches reines Gebrauchssilber aus späterer Zeit.
Gleichzeitig werden verschiedene Frankfurter
Nachlässe versteigert, Ostasiatika und Gra-
phik aus einer Berliner Sammlung, und schließ-
lich alte orientalische Teppiche aus der Samm-
lung eines ehemaligen Diplomaten (s. Abb. S. 3).
Der Katalog beginnt mit alten Gemälden,
darunter Bilder von Bugiardini, Canaletto, Joos
van Cleve, van Dyck, Jan Fyt, van Ketel, Nico-
laes Maes, A. van Ostade (s. Abb. S. 3), H. Saft-
leven, D. Teniers d. J., Ph. Wouwerman, ferner
ein niederrheinischer Meister um 1450 und ein
großes dreiflügeliges Altarbild, beide aus der
Sammlung Basner, Zoppot. Daran schließen
sich moderne Bilder an. Wir nennen hier den
Schweizer Maler Theophile Robert, außerdem
A. Burger, Bürkel, Herrn. Junker, Herrn. Kauff-
mann, Renoir, Thoma, Zügel u. a. m. Hieran
reihen sich alte französische und englische
Farbstiche, Sportblätter und Handzeichnungen,
alte Bücher (Voltaire und Rousseau) sowie
alte Einbände.
In der Keramik nimmt einen besonderen Raum
das Porzellan ein, ein großes Kändler-Tier aus
der frühesten Meißener Zeit (s. Abb. S. 3), ein
sehr schönes Meißner Service und als besondere
Seltenheit eine Anzahl von Fulda-Figuren.
Dann Ostasiatische Kunst. Hier sind es
zahlreiche Stücke, die wir von der ostasiati-
schen Ausstellung her bereits kennen: ein Satz
von fünf Famille-verte-Vasen, eine Kumme mit
gelbem Fond, ein Paar „Geburtstags-Platten“
um 1700 sind die bedeutendsten Stücke. Auch
die ostasiatische Plastik ist mit einem Paar
Steinlöwen, ferner mit Khmer-Köpfen ver-
treten.
An die Reihe der Möbel mit holländischen
Schränken, italienischen Truhen des 15. Jahr-
hunderts, Sitzmöbeln usw., schließen sich die
ganz ungewöhnlich schönen Teppiche aus der
oben erwähnten Sammlung an. Sogenannte
Holbein-Teppiche, frühe persische Teppiche des
18. Jahrhunderts sowie Gebrauchsteppiche des
frühen 19. Jahrhunderts sind in schönen
Stücken vertreten. Ganz ungewöhnlich einige
frühe chinesische Teppiche aus dem Beginn des
18. Jahrhunderts. Zum Schluß seien noch aus
dem Nachlaß Günther ein Brüsseler Teppich um
1450 (s. Abb. S. 3) und ein Enghien-Teppich aus
der Mitte des 16. Jahrhunderts hervorgehoben.
München, 14./15. Dez.
Durch Hugo Helbing gelangen am
14. Dezember Ölgemälde des 19. und 20. Jahr-
hunderts zur Versteigerung. Es sei vorweg
eines bis jetzt unbekannten Gemäldes von
Spitzweg „Gähnender Mönch“ Erwähnung ge-
tan; ihm schließt sich H. Bürkel mit zwei Ar-
beiten an. Weiter sind hervorzuheben R. von
Alt, G. von Canal, Defregger, von Diez, Fa-
ber du Faur, M. Gaisser, J. L. de Haas, Lud-
Verbot der Dezember-Auktionen
für Österreich
Von der österreichischen Regierung wurden
sämtliche Auktionen für den Monat Dezember
(vom 5. Dezember an) für das Bundesgebiet
untersagt. Ob auf diese Weise dem Einzel-
handel in der Weihnachtszeit geholfen werden
wird, ist fraglich. Sicher ist nur, daß der ohne-
hin in der letzten Zeit sehr schwache Auktions-
markt durch diese Verfügung schwer ge-
schädigt wird. P.-N.
Galerie Haberstock
BERLIN W S), BELLEVUESTRASSE IS
SUCHT ZU KAUFEN
MEISTERWERKE DER MALEREI
vom 15. bis einschließlich 19. Jahrhundert
N. Seligsberger Wwe. Würzburg, Johanniter platz 2
Antike Gebrauchsmöbel jeder Art • Plastik in Holz und Stein • Altes Kunstgewerbe ’ Fayencen • Porzellane
wig Hermann, H. Kauffmann, H. Kaulbach,
der Heidelberger Romantiker Chr. Phil. Koe-
ster, J. W. Schirmer, W. Löwith, G. von Max,
Klaus-Meyer, Joh. Bapt. Pflug sowie sein
Schüler Hermann Volz, F. Roubaud, Rob.
Schleich mit zwei Gemälden und Zeichnungen,
T. von Stadler, Hans Thoma, Utrillo, Rud.
Ferd. Waßmann, J. Wenglein mit vier Arbeiten,
L. Willroider, J. Wopfner, H. Zügel.
Am zweiten Auktionstag werden Antiquitä-
ten, Ostasiatika, Möbel und Gemälde alter
Meister, Skulpturen, Textilien, Teppiche usw.
aus dem Nachlaß des Herrn von Bolin ver-
steigert. Bei den ostasiatischen Kunstgegen-
ständen finden wir keramische und Metall-
arbeiten verschiedener Formen, meist aus dem
18. Jahrhundert. Ferner eine Anzahl japani-
scher Wirkereien und Stickereien. Besonderes
Interesse beanspruchen zwei schweizerische
Renaissance-Tapisserien mit figürlichen Sze-
nen und zwei flämische Verdüren aus dem 16.
und 17. Jahrhundert. Die Möbel umfassen
Spiegel, Konsolen, Tische, Wandbespannungen,
Kommoden und Schränke meist aus dem 18.
und beginnenden 19. Jahrhundert, darunter
zwei seltene eingelegte Lothringer Schränke
des Spätbarock. Bei den Gemälden überwiegen
die Werke der altdeutschen, holländischen,
flämischen und italienischen Schulen des 15.
bis 18. Jahrhunderts. Besonders hervorgehoben
Desiderio da Settignano, Madonna
Terracotta, H. 90 cm —- Slg. Ottmar Strauß
Versteigerung: Hugo Helbing, Frankfurt a. M.
6.-8. Oktober 1934: M 5000
seien Herri met de Bles, Kreis des Dirk Bouts,
Lucas van Leyden, Meister von Frankfurt,
Michil Coxie, Marieschi, Claes Molenaer
Oudry, Jakob van Ruisdael, Michel und Roelof
van Vries.
Preisberichte
internationales Kunst- u. Auhtlonsiiaus
Berlin
28. November 1934
Antiquitäten
Nr. RM
2 Messing-Kohleneimer .... 80,—
81 Kruzifix, Süddeutsch, 18. Jahrh. 125,—
116—17 Paar silb. Leuchter, Louis XV. . 135,—
107—08 Paar desgl.135,—
118 Pokal, 18. Jahrh., Silbervergoldet 110,—
150 Puderdose, Topas. 180,—-
208 Nymphenburger Speiseservice . 250,—
213 Biedermeier - Kleiderschrank,
Hamburg um 1830 . 160,—
211 Biedermeier - Stickereiteppich,
um 1810 340,—
219 Renaissance - Hallentisch, Tos¬
cana, 16. Jahrh. 610,—
221 Barock-Geschirrschrank, Augs¬
burg um 1700 555,—
222 Renaissance-Truhe, Oberitalien,
17. Jahrhundert .170,—
QUALITÄTS-KLISCHEES
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BECKERT & LEFSON
GRAPHISCHE ANSTALT G M B H
Berlin SW68, Linden»tr. 69
Tel.: Sammelnummer Dönhoff A7 3088
DIE WELTKUNST
Jahrg. VIII, Nr. 48 vom 2. Dezember 1934
allerdings fast sämtlich den höchsten Qualitäts-
ansprüchen entsprachen, so daß die Taxen be-
sonders für die Hauptblätter meist über-
schritten wurden. Man zahlte für Dürers
Margraf-van Diemen-Auktion
(Fortsetzung von Seite 1)
Madonna auf der Mondsichel 2500 M., die
Madonna am Baum 2300 M., für die Madonna
mit der Meerkatze 3600 M. und ein ungewöhn-
liches Exemplar der
Innerhalb der Bestände der Firma van
Diemen & Co. liegt der Nachdruck auf den Ge-
mälden der niederländischen Schulen. Als
Melancholie 4800 M.
Für ein herrliches
Exemplar der großen
Fortuna im ersten Zu-
stand wurden 7100 M. an-
gelegt (Taxe 5000 M.).
Neben den Madon-
nen und Hauptblättern
brachten auch sonst
weniger beliebte Blätter
Dürers außerordentlich
gute Preise; vor allem
seien hier die 1800 M.
für den Frühdruck des
„Liebesanerbietens“ ge-
nannt. Und auch bei
den Dürer-Holz-
schnitten gingen die
besten Qualitäten weit
über die Taxierung hin-
aus: man bezahlte für
das Abendmahl 1700 M.
(Taxe 1000), für die
Madonna mit den vielen
Engeln 2000 M. (Taxe
1200) und für den hei-
ligen Georg zu Pferde
Adriaen von Ostade, Dorfstraße
43,7 : 61,6 cm — Slg. Sir E. H. Scott
Versteigerung: Sotheby & Co., London, 21. November 1934: £ 820
1300 M. (Taxe 800).
Da wir in der folgenden Nummer die Haupt-
preise der Auktion veröffentlichen, nennen wir
in diesem Bericht nur noch einige Nummern,
die besonders bemerkenswerte Ergebnisse
zeitigten: die Hirschvogel - Landschaft
(mit 1600 M.), die Rarität des Meisters der
Nürnberger Passion (mit 3100 M.), das
Selbstbildnis Rembrandts am Fenster (mit
3800 M.) und Rembrandts Landschaft mit
dem Turm, die mit 7000 M. Zuschlag das zweit-
teuerste Blatt der Auktion wurde — Preise,
die wohl nicht unbeträchtlich
über dem Niveau der Vorkriegs-
zeit lagen und die man für ent-
sprechende Qualitäten in den Auktionen vom
vergangenen Frühjahr und vorigem Jahr ge-
wiß nicht erreicht hätte. —
Ähnlich lebhaft ging es in den darauf-
folgenden Sitzungen um Romantiker-
Graphik der Grafschen Sammlung
zu. Die Käufer dieser Versteigerung waren
ein halbes Dutzend deutscher Museen; vor
allem zeigten sich das Berliner und Dres-
dener Kupferstichkabinett auf
eifrige Vervollständigung ihrer Bestände be-
dacht. Die Bremer Kunsthalle erwarb
mehrere Seltenheiten von Menzel; die Tages-
zeiten von Runge gehen als Geschenk an das
Museum in Köln. Im übrigen handelte es
sich fast ausschließlich um deutsche Privat-
sammler oder deren Vertreter, während der
Handel sich immer noch sehr zurückhielt. Die
höchsten Preise brachte die mit 800 M. taxierte
Michelangelo - Bildnis. 16. Jahrh.
Sammlung Chaix d’Est-Ange
Versteigerung: Mo H. Baudoin, Paris
11. Dezember 1934
Hauptstücke dürfen hier die beiden großen,
monumentalen Gemälde von Rubens aus der
Genueser Schaffensperiode gelten. Von Rem-
brandt ein breit angelegter Männerkopf und
das um 1633 zu datierende Bildnis des Vaters
in orientalischer Tracht, von van Dyck ein
skizzenhaft erfaßtes Männerbildnis. Dazu ge-
sellen sich in einer Reihe erster Qualitäten die
Kleinmeister: van Goyen, Jacob van Ruisdael,
Wouwerman, Berckkeyde, Hobbema, Ochtervelt,
de Witte und vieles, was in dieser sum-
marischen Übersicht unerwähnt bleiben muß.
Bei den frühen Niederländern müssen Bildnisse
von Joos van Cleve, Key und Vermeyen hervor-
gehoben werden, weiter Werke von Ambrosius
Benson, Gerard David, des Magdalenen-
Meisters und Herri met de Bles. Die geringe
Zahl der deutschen Gemälde birgt neben der
Kreuzigung eines österreichischen Meisters des
15. Jahrhunderts und einem Frauenbildnis des
jüngeren Barthel Bruyn als Kostbarkeit eine
„C. G. 1525“ signierte und von Friedländer mit
Bestimmtheit dem anonymen Meister von Meß-
kirch zugeschriebene Muttergottes (Abb. S. 1),
die vielleicht eines Tages den Schlüssel zur
Auflösung dieses Anonymus der deutschen
Kunst bilden könnte und deren Erhaltung in
einem deutschen Museum dringend zu wünschen
wäre. Bei den italienischen Gemälden, die
einen bedeutenden Teil des etwa 250 Nummern
zählenden Gesamtbestandes einnehmen, kann
hier nur auf Werke von Agnolo Gaddi, Sellajo,
B. Vivarini, Cima da Conegliano, Mainardi,
Lorenzo Costa, Pontormo, Bernardino de Conti,
Cariani, Moroni, Girolamo da Carpi, Tintoretto
und Tizian hingewiesen werden. Einige Ma-
donnendarstellungen von Boccacino, Andrea
Solario, Marco d’Oggionno und Basaiti vervoll-
ständigen das Bild der Hochrenaissance, deren
Fortentwicklung in Venedig durch Arbeiten von
Guardi, Longhi u. a. belegt wird.
AUSSTELLUNGEN
in ‘Berlin:
Hans Meyboden
Das Verbundene, Klangreiche in Hoch-
gebirgslandschaften und Watten- und Dünen-
schilderungen, die Hans Meyboden in der
Galerie Nierendorf zeigt, erweist sich
farbig als von durchaus eigenem Reiz und wird
bei diesem früheren Kokoschka-Schüler, der
aus bester malerischer Tradition heraus
schafft, aus ursprünglicher Quelle genährt.
Zuweilen geht dieser junge, aus Bremen stam-
mende Künstler mehr, als es für die Gesamt-
form gut erscheint, auf das Schimmern und
Glitzern der Oberfläche ein. Einzelheiten
seiner lockeren, gepflegten, versprechungs-
reichen Pinselschrift befriedigen dann wohl
stärker als der malerische Zusammenklang,
während ausdrucksvolle Zeichnungen in Kohle
(Figürliches und Porträthaftes) den zwingen-
den Zug zum Bildmäßigen weit stärker und
überzeugender verdeutlichen. Zk.
in Mannheim:
Folge Ferdinand Oliviers mit den
sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtes-
gaden, die bis auf 1150 M. getrieben wurde, so-
wie der Antiquar Menzels, der gerade
1000 M. erzielte. Das Erhard-Werk der
Sammlung Friedrich August fand bei 520 M.
seinen Liebhaber. —t—
Alte badische Meister
Die Mannheimer Galerie Buck hat
den Vertretern der alten badischen Malerei
um die Zeit von 1870 bis 1900 eine Ehren-
ausstellung eingeräumt. In wohltuender Ab-
gestimmtheit bieten sich die Bilder dar, die
den Realismus des 19. Jahrhunderts kenn-
zeichnen, der gerade in Karlsruhe eine be-
sondere Pflege gefunden hat. Unaufdringlich,
aber doch wirksam wird jedes kostbare Stück
dieser Karlsruher Malerei in den Vordergrund
geschoben. So erblickt man glänzend gemalte
Landschaften von Hermann B a i s c h , dar-
unter seine große „Dünenlandschaft bei
Knocke“, sowie jene Schöpfungen, die die
typische Art des Tiermalers zeigen. Daneben
stehen die koloristisch bezaubernden Dinge von
Gustav Schönleber. Von Friedrich Kali-
morgen sieht man Motive, die seiner Ver-
bundenheit mit dem Bauerntum Ausdruck ver-
leihen. Dem Lehrer Hans Thomas, Johann
Wilhelm Schirmer, ist der größte badische
Maler, Hans Thoma selbst, mit Glanzstücken
seiner Kunst gegenübergestellt. Daran reihen
sich Werke von Emil Lugo. Blühende Farb-
wunder von Wilhelm T r ü b n e r runden die
Ausstellung der Galerie Buck ab, die kein Be-
sucher ohne Ehrfurcht vor der darin gezeigten
großen badischen Malkunst verläßt. K. O.
Auktionsvorschau
Frankfurt a. M., 5. Dez.
Die Versteigerung des Kunsthauses
Heinrich Hahn bringt unter den Ge-
mälden drei wichtige Altartafeln eines nieder-
ländischen Meisters um 1520 sowie gute
Arbeiten des 19. Jahrhunderts, unter’ denen wir
je ein bedeutendes Werk von Defregger und
Schreyer sowie Namen wie Bürkel, Willroider,
Scheuerer, Schütz u. a. hervorheben. Weiter-
sind zu nennen mittelalterliche und Barock-
Plastik aus einer alten Frankfurter Sammlung,
altes Silbergerät von 1600—1780 und ausge-
zeichnete Möbel des 16.-—19. Jahrhunderts, dar-
unter ein Hamburger Schapp, Frankfurter
Nußfurnier-Schrank u. a. m.
Frankfurt, 11.—12. Dez.
Am 11. und 12. Dezember findet bei Hugo
H e 1 b i n g eine bedeutende Versteigerung
statt, in der — nachdem die Versteigerung des
zweiten Teils der Sammlung Geheimrat Ottmar
Strauß um einige Monate verschoben worden
ist — das alte Silber und das Gebrauchssilber
aus diesem Besitz zum Ausgebot gelangt. Bei
diesem Silber handelt es sich um Gegenstände
des 17. und 18. Jahrhunderts, aber auch um zahl-
reiches reines Gebrauchssilber aus späterer Zeit.
Gleichzeitig werden verschiedene Frankfurter
Nachlässe versteigert, Ostasiatika und Gra-
phik aus einer Berliner Sammlung, und schließ-
lich alte orientalische Teppiche aus der Samm-
lung eines ehemaligen Diplomaten (s. Abb. S. 3).
Der Katalog beginnt mit alten Gemälden,
darunter Bilder von Bugiardini, Canaletto, Joos
van Cleve, van Dyck, Jan Fyt, van Ketel, Nico-
laes Maes, A. van Ostade (s. Abb. S. 3), H. Saft-
leven, D. Teniers d. J., Ph. Wouwerman, ferner
ein niederrheinischer Meister um 1450 und ein
großes dreiflügeliges Altarbild, beide aus der
Sammlung Basner, Zoppot. Daran schließen
sich moderne Bilder an. Wir nennen hier den
Schweizer Maler Theophile Robert, außerdem
A. Burger, Bürkel, Herrn. Junker, Herrn. Kauff-
mann, Renoir, Thoma, Zügel u. a. m. Hieran
reihen sich alte französische und englische
Farbstiche, Sportblätter und Handzeichnungen,
alte Bücher (Voltaire und Rousseau) sowie
alte Einbände.
In der Keramik nimmt einen besonderen Raum
das Porzellan ein, ein großes Kändler-Tier aus
der frühesten Meißener Zeit (s. Abb. S. 3), ein
sehr schönes Meißner Service und als besondere
Seltenheit eine Anzahl von Fulda-Figuren.
Dann Ostasiatische Kunst. Hier sind es
zahlreiche Stücke, die wir von der ostasiati-
schen Ausstellung her bereits kennen: ein Satz
von fünf Famille-verte-Vasen, eine Kumme mit
gelbem Fond, ein Paar „Geburtstags-Platten“
um 1700 sind die bedeutendsten Stücke. Auch
die ostasiatische Plastik ist mit einem Paar
Steinlöwen, ferner mit Khmer-Köpfen ver-
treten.
An die Reihe der Möbel mit holländischen
Schränken, italienischen Truhen des 15. Jahr-
hunderts, Sitzmöbeln usw., schließen sich die
ganz ungewöhnlich schönen Teppiche aus der
oben erwähnten Sammlung an. Sogenannte
Holbein-Teppiche, frühe persische Teppiche des
18. Jahrhunderts sowie Gebrauchsteppiche des
frühen 19. Jahrhunderts sind in schönen
Stücken vertreten. Ganz ungewöhnlich einige
frühe chinesische Teppiche aus dem Beginn des
18. Jahrhunderts. Zum Schluß seien noch aus
dem Nachlaß Günther ein Brüsseler Teppich um
1450 (s. Abb. S. 3) und ein Enghien-Teppich aus
der Mitte des 16. Jahrhunderts hervorgehoben.
München, 14./15. Dez.
Durch Hugo Helbing gelangen am
14. Dezember Ölgemälde des 19. und 20. Jahr-
hunderts zur Versteigerung. Es sei vorweg
eines bis jetzt unbekannten Gemäldes von
Spitzweg „Gähnender Mönch“ Erwähnung ge-
tan; ihm schließt sich H. Bürkel mit zwei Ar-
beiten an. Weiter sind hervorzuheben R. von
Alt, G. von Canal, Defregger, von Diez, Fa-
ber du Faur, M. Gaisser, J. L. de Haas, Lud-
Verbot der Dezember-Auktionen
für Österreich
Von der österreichischen Regierung wurden
sämtliche Auktionen für den Monat Dezember
(vom 5. Dezember an) für das Bundesgebiet
untersagt. Ob auf diese Weise dem Einzel-
handel in der Weihnachtszeit geholfen werden
wird, ist fraglich. Sicher ist nur, daß der ohne-
hin in der letzten Zeit sehr schwache Auktions-
markt durch diese Verfügung schwer ge-
schädigt wird. P.-N.
Galerie Haberstock
BERLIN W S), BELLEVUESTRASSE IS
SUCHT ZU KAUFEN
MEISTERWERKE DER MALEREI
vom 15. bis einschließlich 19. Jahrhundert
N. Seligsberger Wwe. Würzburg, Johanniter platz 2
Antike Gebrauchsmöbel jeder Art • Plastik in Holz und Stein • Altes Kunstgewerbe ’ Fayencen • Porzellane
wig Hermann, H. Kauffmann, H. Kaulbach,
der Heidelberger Romantiker Chr. Phil. Koe-
ster, J. W. Schirmer, W. Löwith, G. von Max,
Klaus-Meyer, Joh. Bapt. Pflug sowie sein
Schüler Hermann Volz, F. Roubaud, Rob.
Schleich mit zwei Gemälden und Zeichnungen,
T. von Stadler, Hans Thoma, Utrillo, Rud.
Ferd. Waßmann, J. Wenglein mit vier Arbeiten,
L. Willroider, J. Wopfner, H. Zügel.
Am zweiten Auktionstag werden Antiquitä-
ten, Ostasiatika, Möbel und Gemälde alter
Meister, Skulpturen, Textilien, Teppiche usw.
aus dem Nachlaß des Herrn von Bolin ver-
steigert. Bei den ostasiatischen Kunstgegen-
ständen finden wir keramische und Metall-
arbeiten verschiedener Formen, meist aus dem
18. Jahrhundert. Ferner eine Anzahl japani-
scher Wirkereien und Stickereien. Besonderes
Interesse beanspruchen zwei schweizerische
Renaissance-Tapisserien mit figürlichen Sze-
nen und zwei flämische Verdüren aus dem 16.
und 17. Jahrhundert. Die Möbel umfassen
Spiegel, Konsolen, Tische, Wandbespannungen,
Kommoden und Schränke meist aus dem 18.
und beginnenden 19. Jahrhundert, darunter
zwei seltene eingelegte Lothringer Schränke
des Spätbarock. Bei den Gemälden überwiegen
die Werke der altdeutschen, holländischen,
flämischen und italienischen Schulen des 15.
bis 18. Jahrhunderts. Besonders hervorgehoben
Desiderio da Settignano, Madonna
Terracotta, H. 90 cm —- Slg. Ottmar Strauß
Versteigerung: Hugo Helbing, Frankfurt a. M.
6.-8. Oktober 1934: M 5000
seien Herri met de Bles, Kreis des Dirk Bouts,
Lucas van Leyden, Meister von Frankfurt,
Michil Coxie, Marieschi, Claes Molenaer
Oudry, Jakob van Ruisdael, Michel und Roelof
van Vries.
Preisberichte
internationales Kunst- u. Auhtlonsiiaus
Berlin
28. November 1934
Antiquitäten
Nr. RM
2 Messing-Kohleneimer .... 80,—
81 Kruzifix, Süddeutsch, 18. Jahrh. 125,—
116—17 Paar silb. Leuchter, Louis XV. . 135,—
107—08 Paar desgl.135,—
118 Pokal, 18. Jahrh., Silbervergoldet 110,—
150 Puderdose, Topas. 180,—-
208 Nymphenburger Speiseservice . 250,—
213 Biedermeier - Kleiderschrank,
Hamburg um 1830 . 160,—
211 Biedermeier - Stickereiteppich,
um 1810 340,—
219 Renaissance - Hallentisch, Tos¬
cana, 16. Jahrh. 610,—
221 Barock-Geschirrschrank, Augs¬
burg um 1700 555,—
222 Renaissance-Truhe, Oberitalien,
17. Jahrhundert .170,—
QUALITÄTS-KLISCHEES
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BECKERT & LEFSON
GRAPHISCHE ANSTALT G M B H
Berlin SW68, Linden»tr. 69
Tel.: Sammelnummer Dönhoff A7 3088