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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 8.1934

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Nr. 49 (9. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44614#0212
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2

DIE WELTKUNST

Jahrg. VIII, Nr. 49 vom 9. Dezember 1934






Fenster die Vorhangverkleidung, wie zwischen
den Straßen die verbindende, gedeckte Passage.
Die hin- und hergehenden Zuschauer bilden
„Galerie“. Schon 1388 benützt der Comte de
Foix seine Schloßgalerie für Spaziergang und
Fest. Große Kamine und Wandgemälde
schmücken 1432 die „Galerie des Courges“,
des Herzogs von Bethfort auf Schloß
Tournelles. König Rene hat in Reculle
und allen seinen Residenzen solche Gale-
rien und Karl VIII. stirbt auf rätsel-
hafte Weise in seiner Galerie d’Haquele-
bac auf Schloß Amboise daran, daß
er sich den Kopf an einem Türsturz einschlägt,
während er schnell zum Ballspiel gehen will.
Daß dann in jedem Renaissanceschloß eine
Galerie zur Mode gehört, ist begreiflich, wenn
sich auch Heinrich IV. lediglich für seine
Sicherheit die große Galerie zwischen Louvre
und Tuileries erbauen ließ, aus der Ludwig XVI.
ein öffentliches Museum machen wollte.
Was nun den Schmuck solcher Galerien an-
geht, so waren sie während der Abwesenheit
des Hofstaates genau so unmöbliert und leer

trennen sich, mag auch die Galerieform den
ähnlichen Innenraum aufweisen und mag der
Amateurcharakter des Sammlers noch so deut-
lich bleiben. So also wird die Galerie zum
Museum und das Museum zur Galerie, so daß
schließlich im 18. Jahrhundert der Name Ga-
lerie auch dann auf jede Kunstsammlung über-
tragen wird, wenn sie den Raumcharakter
einer Galerie längst verloren hat und nur aus
Einzelräumen, Sälen und Kabinetten besteht.
Jede öffentliche und private Kunstsammlung
wird Galerie genannt, selbst wenn sie nicht
nur Bilder enthält und wenn ihre Architektur
noch so eigenartig ist. Ja, man findet sogar
die Kunsthandlung, von deren musealer Ent-
wicklung ein andermal gesprochen werden soll,
unter dem Namen „Galerie“, weil heute der
Kunsthändler das besitzt, was einst der Ama-
teur am Beginn der Sammlertätigkeit besaß.
Ich habe in dieser historischen Betrachtung
drei verschiedene Begriffe und gleichsam drei
Stationen des Kunstsammelns erklärt und ihre
Entstehung nachgewiesen. Wir haben gesehen,
daß die drei Worte: Etüde, Cabinet, Galerie
drei scharf getrennte Räume meinen und schon
deshalb nicht verwechselt werden dürfen. Das
erste ist das Studierzimmer des Mannes, Schatz,
Museum und Arbeitsraum zugleich, in wel-
chem Magie, Aberglaube, Kuriosität, Sammler-
freude sich vermischen. Das zweite ist das

Damenzimmerchen, Ruheraum, Privatsamm-
lung und intimes Speisezimmer zugleich, in
welchem Mode, Gemütlichkeit und Liebhaberei
auch die Kunst erfassen. Aus ihm entwickelt
sich die Privat- und Spezialsammlung des
Kunstcabinets, das mit der alten „Kunst- und
Wunderkammer“ sieh vereinigt. Das dritte ist
der lange höfische Festgang des Hofes oder
Palais, in welchem Pracht, Repräsentation und
Kunstsinn zum Museum werden. Aus ihm wird
vor allem die Gemäldegalerie des Fürsten, des
Privatmannes, des Staates. Etüde, Cabinet,
Galerie sind drei historische Begriffe, die in
der wissenschaftlichen Museumskunde rein und
eindeutig bewahrt werden sollten, weil sie für
die Geschichte des Kunstsammelns und Kunst-
handelns wichtig sind. Damit erhält auch die
Vorgeschichte, die Entstehungsgeschichte der
Galerie ein anderes Gesicht. Wie Etüde und
Cabinet aus dem höfischen Leben der Ober-
schicht entstanden, wird sie schließlich allen
Ständen und Klassen geöffnet zum feierlichen
Kunsttempel und zur pädagogischen Provinz.
Um sie aber endlich für die Volksgemeinschaft
zu dem zu machen, was man „Volksmuseum“
nennt, — denn das ist sie heute immer noch
nicht —, dazu bedarf es, wie ich immer wieder
betone, eines Reichsmuseumsinstituts, einer
Museumsschule, der Museumswissenschaft und
vor allem der Museumserziehung.

A. von W’oerndle, Liebespaar am Brunnen
Ausstellung: „Alte und neue Schlichtheit“
Galerie Peri-Ming, Berlin
wie alle Schloßräume, denn man brachte ja
seine Zimmer und Dinge auf der Reise mit.
Schon im 15. Jahrhundert standen in den fürst-
lichen Galerien Möbel, und daß man auch Bild-
teppiche und Bilder hineinhängte, gehörte mit
zur Repräsentation für Feste und Empfang-.
MMMMHlUMMlH 'AJ.111 JlJill<,la."?K
auch Statuen, Antiken, Bronzeabgüsse aufzu-
stellen, und vor allem war für die großen
Bilder Platz. So wird die Renaissancegalerie
zum Kunstraum, dessen Decken und Wände
von den besten Hofkünstlern geschmückt wer-
den. Die französischen Galerien in Fontaine-
bleau, Blois, Chambord, Chenonceaux werden
vorbildlich und dann die Pariser Galerien des
17. Jahrhunderts: die Galerien im Luxembourg
von Rubens, im Palais Mazarin von Romanelli,
im Hotel Bouillion von Vouet, Bretonvilliers
von Bourdon, Lambert von Lebrun, im Palais
Royal von Coypel, in Versailles von Lebrun
und im Louvre, die dann durch den Zuwachs
der Sammlungen Mazarin und Jabach ein be-
deutendes Museum wird. Adel und Hochfinanz
müssen ihre Galerien haben und kostbare
Kunstwerke dafür. In Italien, wo das fürst-
liche Sammlertum in jedem Schloß Kunst-
sammlungen in Saal und Gang bewahrt, wo

C. A. Lebschee, Landschaft. 1829
Ausstellung: „Alte und neue Schlichtheit“
Galerie Peri-Ming, Berlin
Studio, Friedhof, Loggia, Garten musealen
Charakter erhalten, löst sich im 16. Jahrhun-
dert die selbständige Galerie für Antiken oder
Bilder heraus, wenn auch die Korridorgalerie,
wie z. B. in den Uffizien zu Florenz, noch die
alte Herkunft verrät. Die Palastgalerie und
der neue freistehende Galeriebau — wie etwa
der des Vespasiano Gonzaga in Sabbioneta —

A U S S T E

L

LUNGEN

Altardecke. Ungarn, 17. Jahrhundert
Ausstellung: Budapest, Ung. Hist. Museum

Dr. W. A. L u z von
der Galerie Peri-
Ming hat sich schon
■fiteferfaeh'fär die kultur-
historisch interessanten
deutschen Kleinmeister
der klassizistischen und
ihrer Folgezeit, beson-
ders der Berliner, ein¬
gesetzt, deren Schaffen,
das heute in neuer künst-
lerischer Bedeutung er-
scheint, im Schatten
der damaligen Akade¬
miegewaltigen vor sich
ging und zum über¬
wiegenden Teil ver-
schollen ist. Er ordnete
jetzt die ihm in den letz-
ten Monaten geglückten
Funde in wohnlich wirkenden Räumen (Lenne-
straße 4) zwischen schönem alten Mobiliar an
und stellte ihnen in einer Reihe von Beispielen
das kleine oder nur mäßig große, gegenständ-
lich betonte Wandbild aus der malerischen Pro-
duktion unserer Tage gegenüber. Der vorläufig
noch zugunsten der älteren Zeit ausfallende
Vergleich mutet besonders anregend durch die
Art an, wie hier die besondere Aufgabe des
Einzelbildes, Teil und Schmucx einer bestimm-
ten Umgebung zu sein, in den Werkstätten der
Künstler viel zu wenig bedacht und, bei dem
meist üblichen Ausstellungsbetrieb kaum zu
ihrem Recht kommend, anschaulich verdeutlicht
wird. An Beispielen, die in ihrer Haltung nicht
über das Zweckvolle hinausgehen, wobei das
Besondere, Einheitliche von Form und Farbe
sowie die Festigkeit des Bildgefüges immer
nur Gabe, niemals Absicht zu sein vermag. So
führt der Weg, den die Belege einer unter
solchem Gesichtspunkt zusammengefaßten Aus-
stellung auf weisen, vom tüchtigen Malwerk zu
künstlerischer Steigerung, Früheres deutet auf
später zu Erfüllendes hin und neueres Schaffen
erscheint älterem zu Dank verpflichtet. Gewiß
prägt sich notwendigerweise das Gemeinsame,
Generationismäßige von Kräften, die nach Aus-
druck des Zeitlich-Gültigen streben, bis 1850
etwa stärker und schärfer aus, aber auch von
den gezeigten neueren Werken fällt manches in
dieser Beziehung auf. Vor allem drei recht
ausdrucksvolle Lösungen von Franz Radziwill,
der etwas spröde, aber malerisch eigene Zu-
sammenklang im „Havelufer“ von Gustav
Wunderwald und mehreres andere, worunter
auch Stücke von Schrimpf, Ernst Böhm und
Paul F. Bach. Zumeist wird ein ansprechen-
des künstlerisches Niveau gegeben. Lenk, der
mit guten Bildern seiner Hand in diesem Zu-
sammenhang ausgezeichnet gewirkt hätte, ist
leider nicht vertreten. Der Anteil, den ältere
Kunst nahm, um mit handwerklich-künstle-
rischer Gesinnung und Gediegenheit Wahrheit
des Sichtbaren zu geben, wird auch mit Namen
von Klang belegt. Hackert, der Heidelbergei-
Fries, Franz Krüger, F. A. Tischbein, Schirmer,

Gotischer Kelch. Ungarn, 15.—16. Jahrh.
Ausstellung: Budapest, Ung. Hist. Museum

züglichen gemalten Supraporten im Darm-
städter Schloß, warm lebendigen Bildnissen
und frischen, natürlichen Bauern- und Reiter-
stücken. Seine Pfälzer Herkunft macht sich
hinter der Schicht des Angelernten immer
deutlich bemerkbar durch eine handfeste und
humorvolle Derbheit, die die Sprache der Men-
schen jener Zeit und Landschaft ist, trotz
Puder und Perücke dieser nach Versailles
schauenden kleinen Höfe. W. Kl.

Alte u. neue
Schlichtheit

in Köln:

es verdeutlicht die
und die niederländi-

wieder
nimmt
genau,

Ch. Schuch, Schleuse bei Kähnsdorf
Ausgestellt in der Ludwigsgalerie, München

Die ungarischen Kalvinisten veranstalteten
gleichzeitig mehrere umfangreiche und ein-

drucksvolle Kulturausstellungen, die Denk-
mäler aus vier Jahrhunderten umfaßten. Das
Material, das die Leistungen von'Einzelpersön-
lichkeiten kalvinistischen Glaubens und der ver-
(Fortsetzung auf Seite 5)

Die Dom-Galerie setzt sich
einmal für Alfred Dupre ein. Dupre
es auch weiterhin mit der Natur sehr
aber er hat die Härte und leichte Sprödigkeit
im Farbigen abgestreift, ist weicher, male-
rischer geworden. Die Bilder haben eine
größere Reife in den Valeurs, eine sorgfältigere
Stufung in den Tonwerten hinzugewonnen,
aber in ihrer Sanftheit auch an der Ent-
schiedenheit der persönlichen Handschrift ein-
gebüßt.
In der Galerie Dr. Becker zeigt der
Düsseldorfer Theo Champion seine feinsinni-
gen, besinnlichen Essays. Er liebt nicht die
Klarheit und das brausende Licht des .Mittags,
mehr die kühle Mörgensonne oder den weichen,
weiten, milden Abend der Niederung mit einem
silbrigen Apfelschimmel im Grün der Weiden.
Bei Abels herrscht die Graphik vor: viele
unerschöpfliche Blätter von Kubin, von innen
her stark bewegte und aus dem Stock heraus-
geschleuderte Holzschnitte des Westfalen
Eberhard Viegener und Kokoschkas zum
Transzendenten neigende Litho-Folge „Kon-
zert, Variationen über ein Thema“, dann See-
haus, Macke und Morgner. Hingewiesen sei
noch auf Arbeiten aus dem Leibikreis, von Joh.
Sperl und Ludwig Eibl, von dem ein köstlich
gemaltes Jagdstilleben zu sehen ist, und auf
einen frühen C. F. Lessing, in dem die Land-
schaft atmosphärischen Duft, die ganze Szene
lebhaften realistischen Klang hat, frisch und
temperamentvoll gemalt. —bod—

Werken des landgräfl. Hessen-Darmstädtischen
Hofmalers Johann Conrad Seekatz (1719 bis
1768). Seekatz ist nicht wie so viele andere
Meister des 18. Jahrhunderts „abseits der gro-
ßen Kunst“ erst wieder durch die Kunst-
geschichte aufgespürt und gewürdigt worden:
der Abglanz des Namens Goethe ließ ihn nie
ganz vergessen sein. Über Mensch und Werk be-
richtet uns kein anderer Biograph als Goethe,
der in freundlicher Er¬
innerung an seine frühen
künstlerischen Jugend-
erlebnisse dem „Gevatter
Seekatz“ in Dichtung und
Wahrheit ein schönes
Denkmal setzt. Der
Königsleutnant Graf
Thoranc, der in Frank-
furt im Hause am Hirsch-
graben residierte, ließ
bekanntlich die Frank-
furter Maler für sich
arbeiten und zog auch
den aus der Pfalz stam-
menden Darmstädter
Meister zu sich.
Die Ausstellung zeigt
neben dem reichen
Besitz des Landesmuse¬
ums die Neuerwerbun¬
gen, ergänzt durch eine
große Reihe von Leih¬
gaben des Privatbesitzes
und anderer Samm-
lungen. Vor allem ist
das reiche Skizzen-
material, etwa 250 Öl-
skizzen und Schwarz-
Weißblätter ausgestellt,
durch den Eklektizismus
sehe Manier der frühen Jahre durchbrechende
Eigenständigkeit des Künstlers. Ausgezeich-
nete Studienköpfe ragen darunter hervor.
Seekatz vertritt das Rokoko der Hessen-
Darmstädter Residenz am deutlichsten mit vor-

in "Budapest:
Kalvinistische Kunst

von Rhoden und Stieler wären zu nenen, er-
freulicherweise aber auch eine Reihe nahezu
unbekannt Gebliebener. Aus dem südlichen
deutschen Kulturkreis wären z. B. August
v. Wömdle, der Wiener, dessen „Liebespaar am
Brunnen“ (s. Abb.), 1862 datiert, zeitlich am
spätestens steht, und Carl August Lebschee,
der Münchener (s. Abb.), von Berlinern A.
von Rentzell, Wilhelm Brücke, Adolph Henning,
Wilhelm Krause, die Dresdener Carus, Kum-
mer und von Kügelgen, der Danziger C. G.
Rodde und manch andere zu nennen. Zk.
in "Darmstadt:
Seekatz-Ausstellung
Das Hessische Landesmuseum in Darm-
stadt eröffnete kürzlich eine Ausstellung von

in "Berlin:
Junge Kunst

Zwei jüngeren weiblichen Talenten gibt die
Galerie Carl Christian Schmidt Raum.
Man sieht Graphik, Aquarelle und Oelstücke.
Anna-Gela Krug v. Nidda legt in die Dar-
stellungen erzgebirgischer Landschaft und
sächsischer Bauern viel gute Beobachtung und
Freude an Farben und Farbenklängen. Auch
ein Selbstbildnis und größere dekorativ be-
handelte Holzschnitte zeigen künstlerisches
Streben und lassen gute Entwicklung erhoffen.
Elsa Feld, in deren Oelbildern die Farbe noch
zu zäh und schwerflüssig erscheint, hat eine
glücklichere Hand in zarten Landschafts-
aquarellen und Zeichnungen von Tieren, die mit
sparsamen Mitteln eine
recht unmittelbare Wir-
kung vereinen. Z.

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