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DIE WELTKUNST



Jahrg. VIII, Nr. 49 vom 9. Dezember 1934

Nachrichten von Überall

Ölgemälde
19. Jahrh. etc.
Julius Schlesinger
Berlin W35, Viktoriastr. 28
Tel.: Kurfürst 0513

Berliner Abendmuseum
Mit der Eröffnung der Ausstellung „Der
Tanz in der Kunst“ in den Vorräumen des
Prinzessinnenpalais (9. Dezember) soll zum
erstenmal ein Berliner Museum bei künstlichem
Licht gezeigt werden. Einbegriffen in diese
Neuerung ist die Ausstellung „Das Bildnis in
der Plastik“; beide Ausstellungen werden bis
7 Uhr abends geöffnet sein.
Die plastische Porträtausteilung hat einen
außerordentlichen Erfolg: die Anzahl der Be-
sucher ist schon heute um 42% höher als in
allen jemals in Berlin gezeigten musealen Aus-
stellungen. Der Katalog ist fast ausverkauft,
und eine zweite Auflage notwendig. Die Aus-
stellung wird um einige bedeutende Objekte
aus den Münchener Museen bereichert werden.
In die Abendbeleuchtung sind auch die Vitrinen
einbezogen, die noch eine Sonderbeleuchtung
erhalten.
Weihnachtsausstellung
Münchener Künstler
Auf Veranlassung des Kulturamtes der
Stadt München veranstaltet die Ausstellungs-
leitung e. V. vom 6.—24. Dezember im Weißen
Saale eine Weihnachtsausstellung als Winter-
notstandsaktion für bildende Künstler. Sämt-
liche Künstlergruppen sind darin beteiligt. Ge-
zeigt werden Gemälde, Graphik und Plastik.
Leihgaben in der Stuttgarter
Gemäldegalerie
Dem Direktor der Stuttgarter Staatsgalerie,
Prof. Dr. Braune, ist es gelungen, aus dem
Louvre in Paris den Altarflügel der „Anbetung“
von dem Augsburger Maler Ulrich Apt d. Ae.
aus dem Jahre 1510 als Leihgabe bis Ende
Januar zu erhalten. Gleichzeitig wurde als
Leihgabe des Wallraf Richartz-Museums zu
Köln ein Gemälde des Meisters des Marien-
lebens ausgestellt.


Kauernde Venus. Italien, 17. Jahrhundert
Ä. Flaßliaar, Antiquitäten, Berlin
Zeichnungen von Feuerbach
aufgefunden
In Italien wurden vor einiger Zeit durch
einen Zufall Handzeichnungen von Anselm
Feuerbach wiedergefunden. Sie waren jetzt
zum ersten Male in Deutschland öffentlich zu
sehen, und zwar in einer Ausstellung des Gra-
phischen Kabinetts in München.
Sammlung von der Heydt
in Zürich
Eine Schau besonderer Art wurde kürz-
lich im Kunstgewerbe-Museum Zürich er-
öffnet: 90 chinesische und japanische Gemälde
aus acht Jahrhunderten. Für die Zeit von drei
Monaten wurden diese seltenen Malereien des
Fernen Ostens von ihrem Besitzer, Baron
Eduard von der Heydt, leihweise dem Museum
überlassen.
Die ausgestellten Bilder werden hier mit
Rücksicht auf ihre Kostbarkeit unter Glas und

GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf, Königsallee 46
Hochwertige Gemälde
des 19. Jahrhunderts
Ankauf Verkauf

Antiquitäten
Berlin SW 68, Wilhelmstraße 105
Telephon: A 2 Flora 5178

in Rahmen gezeigt. Die Reihe beginnt mit
einigen tibetanischen Tempelbildern, es folgen
japanische Tempelbilder — darunter ein be-
sonders kostbares großes Stück aus dem
12. Jahrhundert —, chinesische Ahnenbilder,
chinesische und japanische Landschaften, Tier-
bilder und anderes. Ein illustrierter Führer von
Prof. Dr. Otto Fischer, einer bekannten China-
Autorität, wird demnächst erscheinen.
Diese Sammlung ostasiatischer Gemälde be-
sitzt eine ausgezeich¬
nete Provenienz; sie
ging hervor aus einer
Sammlung, welche der
bekannte Sinologe Pe¬
trucci vor vielen Jahren
gebildet hatte. Baron
von der Heydt erwarb
diese Sammlung 1920
von der Witwe Petruc-
cis und vermehrte sie
um verschiedene bedeu¬
tende Stücke, insbeson¬
dere aus der bekannten
Sammlung Golobeff.
Auf Bitten des bekann-
ten Sinologen und Di¬
rektors des Field-Mu-
seums in Chikago, Bern¬
hard Läufer, der vor
einigen Monaten ge¬
storben ist, überließ
Heydt ihm die Samm¬
lung zu Ausstellungs-
zwecken. Sie wurde 1925
nach Chikago geschickt,
und dort im Fiefd-Mu-
seum im Winter 1925
bis 1926 ausgestellt. Ein
ausführlicher Katalog
mit Abbildungen, von
Läufer verfaßt, gab
eine ausgezeichnete
Analyse der Kunst-
werke.
Da der Monte Veritä,
die Heimstätte dieser
Sammlung, wegen bau-
licher Veränderungen,
die in die Hände von
Prof. Mies van der
Rohe gelegt wurden, in
diesem Winter geschlos¬
sen ist, war es dem Be¬
sitzer möglich, dem
Wunsch des Direktors
des Kunstgewerbe-Mu-
seums Zürich, Prof. A11 h e r r, zu entsprechen,
und die Sammlung für drei Monate dem Museum
zu überlassen.
Staatliche Kunstbibliothek Berlin
Die Staatliche Kunstbibliothek in der Prinz-
Albrecht-Straße, die im Juli ihr bisheriges
Bibliotheksgebäude hat verlassen müssen und
seitdem im Nachbargebäude, dem ehemaligen
Kunstgewerbemuseum, notdürftig unterge-
bracht und für die Öffentlichkeit nur in be-
schränktem Maße zugänglich war, wird in
allernächster Zeit einen geordneten Betrieb
wieder aufnehmen können. Es werden für sie
im ehemaligen Kunstgewerbemuseum einige
gutgelegene große Verwaltungsräume als
Lesezimmer eingerichtet werden, die wie früher
bis zum Abend geöffnet sein sollen.
Durch Umbauten verschiedener Art wird für
die Unterbringung der Bestände und die Ver-
waltung eine solche Verbesserung getroffen wer-
den, daß die beschleunigte Ausgabe der Bücher
und Kunstblätter wieder ermöglicht werden
wird. Die Umbauten werden auch der Ver-
schönerung des Lichthofes sehr zugute kom-
men, dessen Glasdach erneuert wird, und in

dessen Mitte ein kleiner Ausstellungsraum für
die Zwecke der Bibliothek vorgesehen ist.
Cranach-Kauf
des Wiener Museums
Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen
Museums hat aus dem Besitz des Wiener Schot-
tenstiftes die kleine Kreuzigungstafel von
L. Cranach d. Ä. erworben (s. Abb.). F. Dörn-

höffer, der das Bild als eine Schöpfung Cra-
nachs in die kunstwissenschaftliche Literatur
eingeführt hat (Jahrb. d. k. k. Zentral-Kom-
mission, 1904, Sp. 175 ff.), hat seine Ent-
stehung auf österreichischem Boden um 1500
nachgewiesen. M. J. Friedländer und M. Ro-
senberg (Die Gemälde von L. Cranach, Berlin
1934) führen die Tafel in ihrem Buch an erster
Stelle an, als das früheste bekannte Bild des
Meisters. P.-N.
Kleine Ausstellungsnotizen
Den Haag. Die Galerie Dorus Herrn-
sen veranstaltet bis 15. Dezember eine Aus-
stellung niederländischer Gemälde in ihren
neuen Räumen Amaliastraat 16.
— In der Essher - Surrey-Galerie
stellen eine Reihe ungarischer Künstler
aus, Teilnehmer der Ausstellung, die im Früh-
jahr in Budapest unter dem Titel „1934“ statt-
gefunden hat (Aurel Bernath, Robert Bereny,
Josef Egry u. a.). Sie wurden als Erwiderung
auf die Budapester Ausstellung holländischer
Graphiker eingeladen.
Budapest. Im Nemzeti Szalon findet
eine Ausstellung neuer dänischer Graphik statt.

Lucas Cranach d. Ae., Kreuzigung
Holz, 57 : 45 cm. Um 1500
Neuerwerbung der Gemäldegalerie, Wien



Amtliche Bekanntmachungen
des Bundes deutscher Kunst- und Antiquitäten-
händler e. V., München
Der Vorsitzende des Bundes deutscher Kunst-
und Antiquitätenhändler e. V., München, gibt be-
kannt:
Nach Neurenovierung und Inbetriebnahme des
Restaurants Künstlerhaus durch die Reichs-
kammer der bildenden Künste bzw. den Neu-
pächter findet jeden 1. und 3. Donnerstag im Mo-
nat, abends 8 Uhr, im Künstlerhaus ein zwang-
loser gemütlicher Bierabend der Fachschaftsmit-
glieder statt, wozu um zahlreiches Erscheinen ge-
beten wird.
Auch die von auswärts nach München kommen-
den Fachschaftsmitglieder sowie Freunde und In-
teressenten des Kunst- und Antiquitätenhandels
werden gebeten, das Künstlerhaus-Restaurant ge-
legentlich dieser Fachabende und auch sonst rege
zu frequentieren.
Diebstahl
Verzeichnis der bei dem Museumsdiebstahl in
der alten Katharinen - Kapelle und der alten In-
fanterie-Kaserne zu Landsberg a. L. in der Zeit
vom 17.—23. November 1934 entwendeten Gegen-
stände.
1. 1 vergoldete Standuhr, Wende des 18. und
19. Jahrhunderts, vermutlich von Roman Boos.
Die Uhr ist geschmückt mit drei in Holz ge-
schnitzten Figuren: Darstellungen der Kraft, Her-
kules und Anteus, Atlas und die Kraft selbst mit
einer Keule, ungefähr 40 cm hoch und breit;
Kunstwert 800,— RM, Liebhaberwert weit höher.
2. 1 Holzfigur der auferstandene Heiland,
Holzplastik von Ende des 15. Jahrhunderts, Lin-
denholzfarbe, der Sattel ist abgerissen, etwa 60
bis 65 cm hoch, Kunstwert 1000,— RM.
3. 1 Standuhr im Zopfstil, schwarzes Gehäuse,
Messingzifferblatt, Uhrmacher Fleury-Landsberg,
etwa 25 cm hoch, Kunstwert 100,— RM.
4. 1 Meßkelch mit gestickter Patene, Kupfer
vergoldet, aus dem 15. Jahrhundert, Kunstwert
200,— RM.
5. Heilg. Ölgefäß aus Silber mit teilweiser
Vergoldung, Rokoko, Kunstwert 500,— RM.
6. 1 silberne Kittelkctte, 1 Wert
7. 2 silberne Gollerketten mit Trauben!200 RM
8. 2 Bauernringe mit Steinen. \Wert zus.
9. 1 Brosche aus dem 18. Jahrh./ 150 RM.
10. 1 silberbeschlagene Pfeife, 10—12 cm groß,
der Silberbeschlag ist in Relief verziert, Wert
100,— RM, aus dem 18. Jahrhundert.
11. 1 goldener Verlobungsring mit den Minia-
turporträts des Bräutigams und der Braut; Bräu-
tigam ist bayerischer Offizier, Mitte des 18. Jahr-
hunderts, Kunstwert 500,— RM.
12. 1 Taschenuhr (nähere Beschreibung fehlt),
Kunstwert 30,— RM.
13. Mehrere Silbermünzen; hier kann kein Wert
angegeben werden.

Überführung von Dürers
„Rosenkranzfest"
Dürers „Rosenkranzfest“ ist nunmehr offi-
ziell von der tschechoslowakischen Regierung
übernommen und vom Kloster Strahov in die
Staatsgalerie am Prager Marienplatz überführt
worden. P.
Personalien
Julius Böhler sen. f
Nach längerem Leiden verstarb am 1. De-
zember der Senior der weltbekannten Firma
Julius Böhler in München im Alter von über
75 Jahren. Ein Pionier des deutschen Kunst-
handels, der sich in kurzem und aus kleinsten
Anfängen heraus Weltgeltung verschaffte, war
Julius Böhler wohl die bekannteste Persönlich-
keit des deutschen und internationalen Kunst-
handels. Seine Freundschaft mit Wilhelm von
Bode beruhte nicht zuletzt auf einer Gleich-
gerichtetheit der Ziele: hervorgegangen aus
einer Epoche ohne bestehende Kunstgeschichte,
ohne das Hilfsmittel der Photographie und Re-
produktion, wurde das Auge am Studium der
Originale zu einem Höchstmaß von Qualitäts-
gefühl erzogen, was bis heute als oberster
Grundsatz der Münchener Firma, aus der
Julius Böhler sen. bereits vor einigen Jahren
ausgeschieden ist, gewahrt wird.
Die interessante Entwicklung dieses bedeu-
tenden Kunsthändlers ausführlich zu schildern
und damit ein wichtiges Stück deutscher Kunst-
handels- und Museumsgeschichte aufzuweisen,
behalten wir uns vor.
Josef Hofmann, Hauptkonservator des Baye-
rischen Armeemuseums in München, ist im Alter
von 54 Jahren das Opfer eines Automobilunglücks
geworden.
Albert Besnard, einer der gefeiertsten Künst-
ler Frankreichs, ist im Alter von 86 Jahren in
Paris gestorben.
Prof. Dr. Friedrich Wachsmuth, der bekannte
Erforscher vorderasiatischer Kunst in Marburg,
ist zum ord. Professor ernannt worden.
Baron M. L. Herzog, neben Marczell von Nemes
der bekannteste ungarische Kunstsammler, ist
im Alter von 66 Jahren in Budapest gestorben.


durch Erwerbung eines Manuskrints alle Verlagsrecht« für dasselbe. D. A. III.V.2445 Druck H. S. Hermann - Büxenstein G. m. b. H., Berlin SW 19

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G Reinboth / W i e n • Dr St Poglayen-Neuwall. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen : Theo Rose. Benin. — Erscheint im Weltkunsr-t erlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weiikunst, Berlin W 6z,
Kurfürstenstraße 76-77 zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag, inseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags auszugsweiser bachdruck nur-mitQuellen-
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