16. DEZEMBER 1934
VIII. JAHRGANG. Nr. 50
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN
ARLpfeWORLD
bl
Le MONDE* AKTS
Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 145512; Paris 1700 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
früher:
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62,Kurfürstenstr.76-77-Tel. B5 Barbarossa 7228
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
Correggio
Die große Ausstellung Correggios, die die
Pinakothek von Parma vorbereitet, um sie am
21. April 1935, dem Geburtstag Roms, zu eröff-
nen, wird, wie schon jetzt der Bestand dieser
Schau übersehen läßt, internationale Bedeutung
haben und zum ersten Mal in unserem Jahr-
hundert das Hauptwerk des großen Malers ver-
einen. Abgesehen von den bedeutsamen Wer-
ken, die Parma selbst noch hat bewahren kön-
nen, sind jetzt auf Grund von Verhandlungen
des Auswärtigen Amtes in Rom offizielle Zu-
sicherungen des Louvre und des Straßburger
Museums eingelaufen, nach denen die Werke,
die sich in den französischen Staatsgalerien be-
finden, nach Parma gesandt werden. Es han-
delt sich aus dem Louvre vornehmlich um die
beiden Hauptwerke der profanen Bildkunst
Correggios „Das Laster“ und „Die Tugend“,
sodann um die „Anthiope“. Straßburg hat die
Sendung der „Judith“ nach Parma zugesichert.
Aus italienischen Galerien wird das gesamte
gesicherte Correggio-Werk nach Parma ge-
Erasmus Grasser, Maruska-Tänzer. 1480
Ausstellung: „Der Tanz in der Kunst“
Berlin, Prinzessinnenpalais
schickt. Die Galleria Estense in Modena leiht
für die Ausstellungsdauer „Die Madonna Cam-
pori“ und die „Madonna mit Heiligen“, der
Fürst Doria sendet „Die Tugend“, das National-
in Parma
museum von Neapel die „Zigeunerin“, „S. An-
tonio“ und die „Hochzeit der Hl. Katharina“.
Die Variation dieses letzten Werkes wird auch
von der Mailänder Galerie Bonomi nach Parma
wandern. Schließlich schicken die Uffizien aus
Florenz „Die Madonna mit den Engeln“ und
die „Anbetende Madonna“. Man versichert, es
werde kein Hindernis bestehen, den deutschen
Correggiobesitz aus Berlin und Dresden für
Parma zu erhalten. Die Überführung der
Wiener Werke soll bereits gesichert sein.
Rechnet man zu diesen übersehbaren Werken
noch den parmensischen Besitz, der immer
noch der bedeutsamste ist, hinzu, so kommt
man in der Erinnerungsausstellung zu einer
vollkommeneren Sammlung, als das gemeinhin
bei derartigen Veranstaltungen der Fall zu sein
pflegt. G. R.
Der Tanz in der Kunst
Ausstellung im Prinzessinnen-
palais, Berlin
In der Reihe der musealen AiisKtellung’en.
die von dem Generaldirektor der Staatlichen
Museen und dem Direktor der Nationalgalerie
gemeinsam im Prinzessinnenpalais veranstaltet
werden, ist soeben die Schau „Der Tanz in der
Kunst“ eröffnet worden. Auch hier, wie in der
gleichzeitigen Ausstellung „Das Bildnis in der
Plastik“, ist die Beziehung zur Gegenwart
lebendig, ein Thema wird durch die Jahr-
hunderte dargestellt; es sind Ausstellungen,
welche über eine abgegrenzte historische
Epoche, wie es bisher bei Ausstellungen üblich
war, hinausgreifen.
Das Thema „Der Tanz“ wird in allen Formen
der bildenden Kunst gezeigt, in Plastik, Malerei
und Graphik: von den religiösen Tänzen der
Antike bis zum „Geschlechtertanz“ (Sippen-
tanz) der deutschen Renaissance, von den zier-
lichen Tänzerinnen, welche die Ägypter ihren
Toten mit ins Grab gaben, bis zu den eleganten
Damen des Rokoko und Empire, von den
bäurischen Reigen der Holländer und Vlamen
AUSSTELLUNGEN
in "Berlin:
Correggio, Studie der Eva für die Domkuppel zu Parma
Paris, Louvre
(Zur bevorstehenden Correggio -Ausstellung in Parma)
des 17. Jahrhunderts
bis zu den freudetrun¬
kenen Tanzweisen, wie
Goya sie in seinen „Pro-
verbios“ dargestellt hat.
Das 19. Jahrhundert re¬
präsentiert am glanz ■
vollsten Menzel mit sei¬
nen Darstellungen der
preußischen Hofbälle.
Gleichsam als Symbol
der „Tänzerin des 20.
Jahrhunderts“ ist Kol¬
bes Meisterwerk anzu¬
sehen, das auch die Pro¬
gramme der „Tanzfest-
spiele 1934“ schmückt.
Das Material dieser
Ausstellung ist meist
von den Staatlichen Mu¬
seen und Schlössern der
Reichshauptstadt ge¬
stellt worden. Die Preu¬
ßische Staatsbibliothek
hat Schedels Weltchro¬
nik und einen Psalter
des 15. Jahrhunderts
geliehen.
Zahlreich sind die
I Abgaben der Pro¬
vinz-Museen; die Pina¬
kothek in München
lieh ein Landschaftsbild
„Der Tanz an der Kon-
stantinsbasilika“ von
Bartholomäus Bleem-
bergh und ein Tanzbild
von Dirk vanLisse; aus
dem Münchener Rat-
haus kam eine Gips-
nachformung der be¬
rühmten „Maruska-Tän¬
zer“ (s. Abb.), deren Ori¬
ginale sich im stadt¬
geschichtlichen Museum
der Stadt befinden. Aus der Dresdener Galerie
ein Bacchanal des Carpione und das bekannte
Porträt der Pawlowna von Slevogt; die Galerie
in Kassel entsandte einen venezianischen Kar-
neval von H. Franken und eine Gartenszene
von Lancret.
Der Norden
Die Kunstpolitik der II. Quadriennale
In der kommenden vierjährigen italienischen
Kunstausstellung, der großen Quadriennale von
Rom, will man mit neuen Mitteln die besten
Werke der letzten Arbeitsperiode aller italie-
nischen Künstler vereinen. Die Vorarbeiten für
die Ausstellung sind bereits in vollem Gange,
denn am 5. Februar des kommenden Jahres
soll die Ausstellung eröffnet werden. Die
Ausstellungsleitung, die unter dem Vorsitz von
Oppo steht, hat bereits mehr als zweihundert
Ateliers besucht; insgesamt ist der Besuch
von 300 Ateliers italienischer Maler, Bildhauer
und Graphiker vorgesehen. Hier werden von
der Jury Werke ausgewählt. Für Werke, die
auf diese Weise nicht herangezogen werden,
sind zwei Schiedsgerichte zuständig, von denen
das eine aus Künstlern, das andere aus Mit-
gliedern der Ausstellungsleitung gebildet wird.
Beide Schiedsgerichte müssen über die Zulas-
sung der Werke einig sein. Daß man quali-
tätsmäßig ziemlich scharf in diesem Jahre vor-
geht, erhellt auch aus dem Umstand, daß von
1562 bisher eingereichten Bildern nur 136 die
Zustimmung beider Schiedsgerichte gefunden
haben. Interessant ist auch, daß die Jury, die
aus Künstlern gebildet ist, schärfer zu sieben
geneigt ist, als die des Ausstellungskomitees,
die 177 Bilder für ausstellungsfähig erklärt
hatte. Der Name des Künstlers soll in einem
weit geringeren Grade in Betracht gezogen
werden, als das bisher stets der Fall gewesen
ist. Man will vielmehr allein das Gewicht auf
die Güte des Werkes legen. Während die erste
Quadriennale bekanntlich die ältere Generation
auch aus Gründen der jüngeren italienischen
Geschichte in einem sehr hohen Maße heran-
gezogen hat, soll die II. Ausstellung vornehm-
lich die wirklich zeitgenössischen Künstler dem
Publikum nahebringen. In keiner Weise soll
eine zu große Gewagtheit der Konzeptionen ein
Hinderungsgrund sein. Das Gouvernat von
Rom hat eine halbe Million als Preise und
800 000 Lire für Erwerbungen zur Verfügung
gestellt. Weitere Erwerbungen sind durch den
Staat und die öffentlichen Verwaltungen in
Es wird bei diesen fünf, bislang nicht ganz
unbekannt gebliebenen jungen Malern, die sich
zu dauernder Gemeinschaftsarbeit verbunden
haben, wohl weniger auf die Worte ihrer pro-
grammatischen Erklärung ankommen, mit
denen der Norden als Idee und Verpflichtung
erhoben wird, als auf die Bilder, die die Galerie
Ferdinand Möller in einer ersten Aus-
stellung dieser Gruppe zeigt. Sichtbar wird
eine Gesamthaltung von Gewicht und
Charakter, die zu besten Erwartungen be-
rechtigt und ein Gemeinschaftsgeist, in dem das
Zugleich von Auswirkung und Einordnung der
Einzelpersönlichkeiten zwanglos zum Ausdruck
gelangt. Das ist in Zeiten mangelnder künst-
lerischer Gesamtorientierung bereits sehr viel
und vermag auch von wegweisender Bedeutung
zu werden. Der gute und wohlüberlegte Zu-
sammenklang all dieser Äußerungen läßt be-
wußte Abkehr vom Naturalistischen, gemein-
samen Drang, von der üblichen Landschaftsdar-
stellerei wieder zu Bildern im eigentlichen
Sinne des Wortes kommen und malerisches Er-
lebnis als Gestaltungsvorgang aufzufassen,
deutlich spüren, wobei ein im einzelnen mehr
oder minder als Unterströmung merkbar wer-
dender Zug zum Romantischen das
Antike Rahmen PAUL TIECKE Rahmen-Kopien
Restaurierungen aller Art
Berlin W 68, Lützowplatz 11 Tel.« Kurfürst B 1 1768
Aussicht gestellt. Man fordert jedoch jetzt
schon das kunstliebende italienische Publikum
auf, sich für die Ausstellung zu interessieren
und hier durch Käufe zu beweisen, daß man im
Volke verstanden habe, daß eine nationale
Kunst nur blühen könne, wenn sich der italie-
nische Bürger wieder dazu entschließt, Kunst-
werke zu erwerben. —th
Kämpferische dieser Stellungnahme durchaus
nicht mildert. Auch die Bedingtheiten dieser,
manchmal zur Übersteigerung des Bild-
formates, bisweilen auch zu einer mehr bewußt
erscheinenden formalen Angleichung unterein-
ander führend, erweisen schließlich nur, daß
diese jungen Künstler auf einem Wege, zu
einem Ziel sind. Talent haben sie alle. Peter
Bunte Criesof London X Frederick Rozendaal
Nr. 1, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 12, 12a mit Rand V* BERLIN W 9, Hermann-Göring-Straße 7
VIII. JAHRGANG. Nr. 50
ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT
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ARLpfeWORLD
bl
Le MONDE* AKTS
Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 118054; Den
Haag 145512; Paris 1700 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159
früher:
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62,Kurfürstenstr.76-77-Tel. B5 Barbarossa 7228
Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50
Correggio
Die große Ausstellung Correggios, die die
Pinakothek von Parma vorbereitet, um sie am
21. April 1935, dem Geburtstag Roms, zu eröff-
nen, wird, wie schon jetzt der Bestand dieser
Schau übersehen läßt, internationale Bedeutung
haben und zum ersten Mal in unserem Jahr-
hundert das Hauptwerk des großen Malers ver-
einen. Abgesehen von den bedeutsamen Wer-
ken, die Parma selbst noch hat bewahren kön-
nen, sind jetzt auf Grund von Verhandlungen
des Auswärtigen Amtes in Rom offizielle Zu-
sicherungen des Louvre und des Straßburger
Museums eingelaufen, nach denen die Werke,
die sich in den französischen Staatsgalerien be-
finden, nach Parma gesandt werden. Es han-
delt sich aus dem Louvre vornehmlich um die
beiden Hauptwerke der profanen Bildkunst
Correggios „Das Laster“ und „Die Tugend“,
sodann um die „Anthiope“. Straßburg hat die
Sendung der „Judith“ nach Parma zugesichert.
Aus italienischen Galerien wird das gesamte
gesicherte Correggio-Werk nach Parma ge-
Erasmus Grasser, Maruska-Tänzer. 1480
Ausstellung: „Der Tanz in der Kunst“
Berlin, Prinzessinnenpalais
schickt. Die Galleria Estense in Modena leiht
für die Ausstellungsdauer „Die Madonna Cam-
pori“ und die „Madonna mit Heiligen“, der
Fürst Doria sendet „Die Tugend“, das National-
in Parma
museum von Neapel die „Zigeunerin“, „S. An-
tonio“ und die „Hochzeit der Hl. Katharina“.
Die Variation dieses letzten Werkes wird auch
von der Mailänder Galerie Bonomi nach Parma
wandern. Schließlich schicken die Uffizien aus
Florenz „Die Madonna mit den Engeln“ und
die „Anbetende Madonna“. Man versichert, es
werde kein Hindernis bestehen, den deutschen
Correggiobesitz aus Berlin und Dresden für
Parma zu erhalten. Die Überführung der
Wiener Werke soll bereits gesichert sein.
Rechnet man zu diesen übersehbaren Werken
noch den parmensischen Besitz, der immer
noch der bedeutsamste ist, hinzu, so kommt
man in der Erinnerungsausstellung zu einer
vollkommeneren Sammlung, als das gemeinhin
bei derartigen Veranstaltungen der Fall zu sein
pflegt. G. R.
Der Tanz in der Kunst
Ausstellung im Prinzessinnen-
palais, Berlin
In der Reihe der musealen AiisKtellung’en.
die von dem Generaldirektor der Staatlichen
Museen und dem Direktor der Nationalgalerie
gemeinsam im Prinzessinnenpalais veranstaltet
werden, ist soeben die Schau „Der Tanz in der
Kunst“ eröffnet worden. Auch hier, wie in der
gleichzeitigen Ausstellung „Das Bildnis in der
Plastik“, ist die Beziehung zur Gegenwart
lebendig, ein Thema wird durch die Jahr-
hunderte dargestellt; es sind Ausstellungen,
welche über eine abgegrenzte historische
Epoche, wie es bisher bei Ausstellungen üblich
war, hinausgreifen.
Das Thema „Der Tanz“ wird in allen Formen
der bildenden Kunst gezeigt, in Plastik, Malerei
und Graphik: von den religiösen Tänzen der
Antike bis zum „Geschlechtertanz“ (Sippen-
tanz) der deutschen Renaissance, von den zier-
lichen Tänzerinnen, welche die Ägypter ihren
Toten mit ins Grab gaben, bis zu den eleganten
Damen des Rokoko und Empire, von den
bäurischen Reigen der Holländer und Vlamen
AUSSTELLUNGEN
in "Berlin:
Correggio, Studie der Eva für die Domkuppel zu Parma
Paris, Louvre
(Zur bevorstehenden Correggio -Ausstellung in Parma)
des 17. Jahrhunderts
bis zu den freudetrun¬
kenen Tanzweisen, wie
Goya sie in seinen „Pro-
verbios“ dargestellt hat.
Das 19. Jahrhundert re¬
präsentiert am glanz ■
vollsten Menzel mit sei¬
nen Darstellungen der
preußischen Hofbälle.
Gleichsam als Symbol
der „Tänzerin des 20.
Jahrhunderts“ ist Kol¬
bes Meisterwerk anzu¬
sehen, das auch die Pro¬
gramme der „Tanzfest-
spiele 1934“ schmückt.
Das Material dieser
Ausstellung ist meist
von den Staatlichen Mu¬
seen und Schlössern der
Reichshauptstadt ge¬
stellt worden. Die Preu¬
ßische Staatsbibliothek
hat Schedels Weltchro¬
nik und einen Psalter
des 15. Jahrhunderts
geliehen.
Zahlreich sind die
I Abgaben der Pro¬
vinz-Museen; die Pina¬
kothek in München
lieh ein Landschaftsbild
„Der Tanz an der Kon-
stantinsbasilika“ von
Bartholomäus Bleem-
bergh und ein Tanzbild
von Dirk vanLisse; aus
dem Münchener Rat-
haus kam eine Gips-
nachformung der be¬
rühmten „Maruska-Tän¬
zer“ (s. Abb.), deren Ori¬
ginale sich im stadt¬
geschichtlichen Museum
der Stadt befinden. Aus der Dresdener Galerie
ein Bacchanal des Carpione und das bekannte
Porträt der Pawlowna von Slevogt; die Galerie
in Kassel entsandte einen venezianischen Kar-
neval von H. Franken und eine Gartenszene
von Lancret.
Der Norden
Die Kunstpolitik der II. Quadriennale
In der kommenden vierjährigen italienischen
Kunstausstellung, der großen Quadriennale von
Rom, will man mit neuen Mitteln die besten
Werke der letzten Arbeitsperiode aller italie-
nischen Künstler vereinen. Die Vorarbeiten für
die Ausstellung sind bereits in vollem Gange,
denn am 5. Februar des kommenden Jahres
soll die Ausstellung eröffnet werden. Die
Ausstellungsleitung, die unter dem Vorsitz von
Oppo steht, hat bereits mehr als zweihundert
Ateliers besucht; insgesamt ist der Besuch
von 300 Ateliers italienischer Maler, Bildhauer
und Graphiker vorgesehen. Hier werden von
der Jury Werke ausgewählt. Für Werke, die
auf diese Weise nicht herangezogen werden,
sind zwei Schiedsgerichte zuständig, von denen
das eine aus Künstlern, das andere aus Mit-
gliedern der Ausstellungsleitung gebildet wird.
Beide Schiedsgerichte müssen über die Zulas-
sung der Werke einig sein. Daß man quali-
tätsmäßig ziemlich scharf in diesem Jahre vor-
geht, erhellt auch aus dem Umstand, daß von
1562 bisher eingereichten Bildern nur 136 die
Zustimmung beider Schiedsgerichte gefunden
haben. Interessant ist auch, daß die Jury, die
aus Künstlern gebildet ist, schärfer zu sieben
geneigt ist, als die des Ausstellungskomitees,
die 177 Bilder für ausstellungsfähig erklärt
hatte. Der Name des Künstlers soll in einem
weit geringeren Grade in Betracht gezogen
werden, als das bisher stets der Fall gewesen
ist. Man will vielmehr allein das Gewicht auf
die Güte des Werkes legen. Während die erste
Quadriennale bekanntlich die ältere Generation
auch aus Gründen der jüngeren italienischen
Geschichte in einem sehr hohen Maße heran-
gezogen hat, soll die II. Ausstellung vornehm-
lich die wirklich zeitgenössischen Künstler dem
Publikum nahebringen. In keiner Weise soll
eine zu große Gewagtheit der Konzeptionen ein
Hinderungsgrund sein. Das Gouvernat von
Rom hat eine halbe Million als Preise und
800 000 Lire für Erwerbungen zur Verfügung
gestellt. Weitere Erwerbungen sind durch den
Staat und die öffentlichen Verwaltungen in
Es wird bei diesen fünf, bislang nicht ganz
unbekannt gebliebenen jungen Malern, die sich
zu dauernder Gemeinschaftsarbeit verbunden
haben, wohl weniger auf die Worte ihrer pro-
grammatischen Erklärung ankommen, mit
denen der Norden als Idee und Verpflichtung
erhoben wird, als auf die Bilder, die die Galerie
Ferdinand Möller in einer ersten Aus-
stellung dieser Gruppe zeigt. Sichtbar wird
eine Gesamthaltung von Gewicht und
Charakter, die zu besten Erwartungen be-
rechtigt und ein Gemeinschaftsgeist, in dem das
Zugleich von Auswirkung und Einordnung der
Einzelpersönlichkeiten zwanglos zum Ausdruck
gelangt. Das ist in Zeiten mangelnder künst-
lerischer Gesamtorientierung bereits sehr viel
und vermag auch von wegweisender Bedeutung
zu werden. Der gute und wohlüberlegte Zu-
sammenklang all dieser Äußerungen läßt be-
wußte Abkehr vom Naturalistischen, gemein-
samen Drang, von der üblichen Landschaftsdar-
stellerei wieder zu Bildern im eigentlichen
Sinne des Wortes kommen und malerisches Er-
lebnis als Gestaltungsvorgang aufzufassen,
deutlich spüren, wobei ein im einzelnen mehr
oder minder als Unterströmung merkbar wer-
dender Zug zum Romantischen das
Antike Rahmen PAUL TIECKE Rahmen-Kopien
Restaurierungen aller Art
Berlin W 68, Lützowplatz 11 Tel.« Kurfürst B 1 1768
Aussicht gestellt. Man fordert jedoch jetzt
schon das kunstliebende italienische Publikum
auf, sich für die Ausstellung zu interessieren
und hier durch Käufe zu beweisen, daß man im
Volke verstanden habe, daß eine nationale
Kunst nur blühen könne, wenn sich der italie-
nische Bürger wieder dazu entschließt, Kunst-
werke zu erwerben. —th
Kämpferische dieser Stellungnahme durchaus
nicht mildert. Auch die Bedingtheiten dieser,
manchmal zur Übersteigerung des Bild-
formates, bisweilen auch zu einer mehr bewußt
erscheinenden formalen Angleichung unterein-
ander führend, erweisen schließlich nur, daß
diese jungen Künstler auf einem Wege, zu
einem Ziel sind. Talent haben sie alle. Peter
Bunte Criesof London X Frederick Rozendaal
Nr. 1, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 12, 12a mit Rand V* BERLIN W 9, Hermann-Göring-Straße 7