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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0062

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Das indische Original von Bharatae Responsa Nr. 5.

wurde (Bharatae Responsa Tibetice cum versione Latina ab Antonio
Schiefner edita, Petropoli MDCCCLXXV; deutsch in der Abhandlung:
Mahäkätjäjana und König Tshanda-Pradjota. Ein Cyklus buddhi-
stischer Erzählungen, in den Memoires de TAcademie Imperiale des
Sciences de St.-Petersbourg, VIIe Serie, Tome XXII, Nr. 7, S. 54ff.).
Wenn es nun auch, meines Wissens, bis jetzt noch nicht gelungen
ist, die ganze Reihe der Responsa in einem indischen Werke wieder-
aufzufinden, so sind wir doch im Stande, für einzelne Responsa
die indischen Vorbilder nachzuweisen. Bereits Schiefner hat Respon-
sum 9 auf Böhtlingk, Indische Sprüche2 6650. 6652, und Respon-
sum 34 auf Ind. Spr. 2627 zurückgeführt. Bei einigem Suchen, z. B.
in Böhtlingks großem Corpus der indischen Sprüche, lassen sich
leicht noch andre Parallelstellen finden. So entspricht Responsum 27
,Eine Leuchte, die bei Tage angezündet wird, ist umsonst, der Regen,
der in das Meer fällt, ist umsonst, das dem Satten dargereichte Mahl
ist umsonst, das einem schlechten Menschen geschenkte Vertrauen
ist umsonst4 den Sprüchen 6256 — 59 bei Böhtlingk; der im Dorfe
wandelnde Rinderhirt und der im Walde wandelnde Bartscherer am
Schluß von Responsum 8 begegnen auch in den Indischen Sprüchen
Nr. 6609.
Indessen der Zweck dieser Zeilen ist nur, die Aufmerksamkeit
der Mitforscher auf eine Pälistrophe zu lenken, die mit einem
Responsum des Bharata wörtlich übereinstimmt. Es werden sich an
diese Strophe einige Bemerkungen knüpfen lassen, die vielleicht auf
ein allgemeineres Interesse Anspruch erheben können.
Auf S. 55 der deutschen Übersetzung der Responsa unter
Nr. 5 sagt König Pradyota zu Bharata: ,0 Bharata, da du Gopälas
Mutter Santa getötet hast, hast du mich nackt gemacht.4 Bharata
entgegnet: ,0 König, hast du nicht gehört, daß dreierlei Nackte
nicht schön sind?4 Der König fragt: ,Bharata, welche drei Dinge?4
Bharata antwortet: ,0 König, man sagt: Der Fluß, wenn wasser-
los, ist nackt, das Reich, wenn führerlos, ist nackt, selbst
wenn zehn der Brüder da sind, ist nackt die gattenlose
Frau.4
Die gesperrt gedruckten Worte finden ihre genaue Entsprechung
in einer Pälistrophe, die in dem von Pischel, Hermes 28, 465ff. über-
setzten und behandelten Ucchangajätaka (Nr. 67) zitiert und hier
als ein sutta, Ausspruch, bezeichnet wird. Sie lautet:
nctggä nach anodikä, naggam rattham aräjikam,
itthi pi viclhavä naggä yassäpi dasa bhätaro ti.
 
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