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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0186

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Die indische Erzählung vom Zwiebeldieb.

ghiaire.1 Mit Moliere haben wir uns nicht weiter zu beschäftigen.
Was aber La Fontaine angeht, so kann kaum ein Zweifel darüber
bestehen, daß er eine andere Vorlage gehabt hat, als das Stück des
Giordano Bruno, oder wenigstens außer diesem noch eine zweite Vor-
lage. Denn von dem Zwiebelessen als Strafe, das so charakte-
ristisch für La Fontaines Erzählung ist, findet sich bei dem Italiener
keine Spur. Die Lafontaineforscher werden sich nach einer anderen
Quelle umzusehen haben, sie werden versuchen müssen, eine Brücke
zu schlagen, die La Fontaine mit den sogleich anzuführenden Quellen
verbindet. Meines Erachtens haben wir gar kein Recht, Giordano
Bruno, La Fontaine und Moliere miteinander zu vergleichen und
diesen Vergleich etwa zuungunsten La Fontaines ausfallen zu lassen.2
übrigens hat man längst die Vermutung ausgesprochen, daß ein in
spanischer Sprache abgefaßtes Original das Vorbild La Fontaines
gewesen ist. Die Erzählung von dem Bauern, der seinen Herrn
beleidigt hatte, führt nämlich auch den Titel: Conte d’un Gentil-
homme espagnol et d’un Paisan, son vassal, und daraus hat
Walckenaer3 geschlossen, ,que le sujet est pris dans quelque nonveile
espagnole.1
1) So sagt auch Louis Molancl in seiner Moliere - Ausgabe (Paris 1864, VII,
209): L’intermede de Moliere et le conte de La Fontaine sont empruntes l’un
et l’autre d’une piece italienne: Boniface ou le Pedant de Bruno Nolano (acte V,
scene XXVI). Dans Boniface ou le Pedant, une demi-douzaine de voleurs ren-
contrent le pedant, et lui laissent le choix ou de rester leur prisonnier ou de
donner les ecus qui sont dans sa gibeciere, ou de recevoir dix ferules avec une
courroie, pour faire penitence de ses fautes. Le pedant essaye un peu de la
courroie; mais, apres avoir ete bien etrille, il finit par donner sa bourse.
2) M. Moland fait observer que l’anecdote teile qui la rapporte La Fontaine
est beaucoup moins plaisante et plus odieuse que dans Giordano Bruno et dans
Moliere. Siehe H. Regnier a. a. 0., S. 132.
3) Dies entnehme ich der Moliere-Ausgabe von E. Despois und P. Mesnard,
Paris 1886, IX, 337. Siehe auch Regnier a. a. 0., S. 131. Es lassen sich auch
noch andere Vermutungen aufstellen. Gesetzt den Fall, daß die Geschichte in
den orientalischen Literaturen vorkommt, die in der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts in Europa bekannt waren, so könnte sie La Fontaine von dem
Orientalisten B. d’Herbelot gehört haben. Diesem, oder anderen befreundeten
Gelehrten, soll ja La Fontaine die Stoffe einiger seiner Fabeln verdanken. Vgl.
namentlich Robert, Fahles inedites, Paris 1825, I, CCXXII: D’Herbelot, qui dans
le temps donna un nouvel elan ä l’etude des langues orientales, fut, comme La
Fontaine, l’ami et le pensionnaire du surintendant Fouquet. Ils eurent donc de
frequentes occasions de se voir, et l’amour du Bon-Homme pour les contes dut
lui inspirer beaucoup de goüt pour les conversations de d’Herbelot. (Nach einer
gütigen Mitteilung des Herrn Prof. Chauvin in Lüttich.) Siehe auch M alckenaer,
 
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