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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0246

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232

Etwas vom Messen der Kranken.

Man beachte hier das Zusammenlegen und Verknoten (com-
plicare) sowie das Zerschneiden des Fadens, mit dem gemessen
wird. Ersteres findet sich auch sonst; so mißt man gegen Kopf-
weh ,drei Tage nacheinander den Kopf vom Scheitel bis unter das
Kinn mit drei Halmen Roggenstroh, bindet diese in drei Knoten
und hängt sie an einen Baum4 (s. Wuttke § 507; vgl. Zs. f. vergl.
Sprachforsch. 13, 153. Drechsler, Sitte, Brauch und Volksglauben
in Schlesien 2, 314). Auf das Verknoten des Meßfadens komme ich
unten noch einmal zurück.
Das zweite von Tamburini überlieferte Mittel gegen die Gelb-
sucht ist mir anderwärts nicht begegnet. Doch wird der Harn bei
den Gelbsuchtskuren oft erwähnt; so z. B. wird empfohlen das Harnen
in eine ausgehöhlte gelbe Rübe, das Harnen auf ein leinenes Tuch
u. dgl., s. Wuttke § 505. Drechsler 2, 305. Lammert, Volksmedizin
S. 248. Fossel, Volksmedizin S. 120f. Auch wird der Andorn,
z. B. der daraus gewonnene Saft, als Mittel gegen die Gelbsucht
empfohlen; so schon Plinius: sucus auriculis et naribus et morbo
regio minuendaeque bili cum melle prodest (n. h. 20, 243). Siehe
sonst Hovorka und Kronfeld, Vergleichende Volksmedizin 1, 30.
Aus den Bemerkungen, die Tamburini an einer anderen
Stelle seines Werkes (2, 6, 1, 73) über das Messen und das Harnen
auf den Andorn macht, will ich noch folgende Stelle heraus-
heben :
Aliqui hoc morbo [Icteritia] infecti eandem herbam [Marrobium]
ponunt intra calceos, alii sub nuda planta pedum1, alii fructuosius
alligant ad nuda crura, refieique' se hoc remedio testantur. Forte quia
ejusmodi herba occulta vi Ictericiam bilem avertit, dissipat; vel certe
mitigat. Nam non omnino ab ejusmodi mictu, vel alligatione se flösse
valetudini redditum quidam adolescens mihi narravit, sed solum aliqua
ratione refectum; qui tarnen addidit tandem omnino se sanitati restitutum
intra paucos dies a praedicta fili secatione fuisse.
2. Die zweite Stelle begegnete mir zuerst in der Abhandlung
von Heinrich Rinn: Kulturgeschichtliches aus den deutschen Pre-
digten des Mittelalters (Programm des Johanneums in Hamburg,
1883). Hier zitiert Rinn auf S. 35 eine Stelle aus Wackernagels
Sammlung altdeutscher Predigten (dusolt niht geloben.an
messen S. 77, 5) und führt dazu in einer Anmerkung, ohne Quellen-
angabe. das folgende Zitat an:
1) Auch rühmt man degegen (gegen die Gelbsucht), Schöllkraut auf
die Fußsohlen zu binden. Lammert, Volksmedizin S. 249.
 
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