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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0308

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Das kaudinische Joch.

Äußerungen1 von Alfred v. Domaszewski in seinen Abhandlungen
zur römischen Religion S. 222f. waren es, die mich zu dieser Auf-
fassung bestimmten, und ich bedauere nur, daß ich mich früher
mit einem bloßen Hinweis auf die porta triumphalis begnügt und
meine Auffassung des Brauches nicht genauer formuliert habe.
Nachfragen möchte ich hier einen Verweis auf die Bemerkungen
von Arnold van Gennep über den römischen Triumphbogen2 in
seinem Buche Les rites de passage, Paris 1909 p. 28, und auf den
ausgezeichneten Artikel ‘Door’ in der Encyclopaedia of Religion and
Ethics 4, 846 — 852.
Über das tigillum sororium, den ,Schwesterbalken1, habe ich
auf S. 180 meines Aufsatzes gehandelt, im Anschluß an die Aus-
führungen von W. F. Otto im Rheinischen Museum für Philologie
64, 466ff. Dabei habe ich mich leider einer Unterlassungssünde
schuldig gemacht. Ich hätte auch auf Roschers Lexikon der
griechischen und römischen Mythologie 2, 21 verweisen sollen.3 ,Wie
alt dieses bis ins 5. Jahrh. nachweisbare Heiligtum (das tigillum)
war4, schreibt Roscher hier, ,ersieht man aus der Legende, wonach
die Errichtung des Tigillum und der beiden Altäre auf die Sühne
des von dem letzten Horatier begangenen Schwestermords bezogen
wurde. Zum Verständnis der Legende erinnere ich an die von
Grimm DM.3 1118 erörterte Sitte, einen verderblichen Zauber (Fluch)
dadurch zu lösen, daß man durch gespaltene Bäume, durch Erd-
und Felsenhöhlen hindurchging oder -kroch4. Roscher faßt also
das Durchgehen unter dem heiligen Schwesterbalken als ein , Durch-
kriechen ‘ auf, das zur Entsühnung vorgenommen wurde. Und so
schreibt denn auch Wissowa in der zweiten Auflage seines Buches
über die Religion und den Kultus der Römer 1912 S. 104, daß das
Durchgehen unter dem Balken ,eine Sühnzeremonie gewesen sein
mag4; zum Durchgehen durch ein enges Tor oder einen Spalt als
1) Die Ausführungen Domaszewskis (die sich in erster Linie auf den Durch-
zug des Heeres durch die Porta Carmentalis beziehen) sind kritisiert worden von
Wissowa, Deutsche Literaturzeitung 1909 Sp. 2633f. und von Deubner, Archiv
für Religionswissenschaft 13, 502.
2) Cette meme evolution, du portique magique au monument, semble
avoir ete celle de l’arc de triomphe romain, le triomphateur ayant d’abord,
par une Serie de rites, ä se separer du monde ennemi, pour pouvoir rentrer par
son passage sous l’arc dans le monde romain, le rite d’agregation etant ici le
sacrifice a Jupiter Capitolin et aux divinites protectrices de la eite. — Vgl. S. 30
Anmerkung.
3) Das Zitat ist gegeben worden von Fowler, Classical Review 27, 50 und
fast gleichzeitig von Frazer, Golden Bough8, 7, 2, 194.
 
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