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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0309

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Das kaudinische Joch.

295

Reiniguugszeremonie verweist er, wie W. F. Otto a. a. 0., auf
Frazer, The golden bough2 3, 399ff. (in der 3. Auflage 7, 2, 175ff.).
Sonst wüßte ich dem, was ich in meiner Abhandlung nament-
lich über die ursprüngliche Bedeutung des Jochganges gesagt habe
— wobei mein Bestreben war, den Weg für Frazers Erklärung zu
ebnen —, nichts hinzuzufügen. Wenn ich dennoch hier noch einmal
auf den Gegenstand zurückkomme, so geschieht es, um meine Be-
friedigung darüber auszudrücken, daß Frazer in der dritten Auf-
lage des Golden Bough 7, 2, 193 ff. (1913) seine Erklärung des Joch-
ganges wiederholt und, übrigens ohne meine Abhandlung zu kennen,
nunmehr auch das Tigillum sororium und die Porta triumphalis
zum Vergleich mit dem Jugum herangezogen hat. Da ich bei den
Lesern einer Zeitschrift für Volkskunde Interesse für Frazers An-
sichten voraussetzen darf, so erlaube ich mir ausführlich mitzuteilen,
was Frazer a. a. 0. über den Schwesterbalken und die Triumphpforte
bemerkt hat.
Zunächst weise ich darauf hin, daß Frazer seine Vermutung,
der Jochgang sei ursprünglich eine Reinigungszeremonie ge-
wesen, nicht, wie in der 2. Auflage des Golden Bough, in eine
Anmerkung versteckt, sondern jetzt in den Text gesetzt hat.1
An seine Erklärung des Jochganges schließt Frazer S. 194 die fol-
genden, in der 2. Auflage noch fehlenden Bemerkungen:
This conjectural explanation of the ceremony is confirmed by the
tradition that the Roman Horatius was similarly obliged by bis fellow-
countrymen to pass under a yoke as a form of purification for the murder
of bis sister. The yoke by passing under which he cleansed himself
from his sister’s blood was still to be seen in Rome when Livy was
writing his history under the emperor Augustus. It was an ancient
wooden beam spanning a narrow lane in an old quarter of the city, the
two ends of the beam being built into the masonry of the walls on
either side; it went by the name of the Sister’s Beam, and whenever
the wood decayed and threatened to fall, the venerable monument, which
carried back the thoughts of passers-by to the kingly age of Rome,
was repaired at the public expense.2 If our Interpretation of these
1) Im Wortlaut besteht zwischen dem, was Frazer2 3, 406 Anm. und
neuerdings in der 3. Auflage 7, 2, 193f. sagt, kaum ein Unterschied. In der
3. Auflage steht am Rande der Seite die folgende Inhaltsangabe: The ancient
Roman custom of passing enemies under a yoke was probably in
origin a ceremony of purification rather than of degradation.
2) In der Anmerkung zitiert Frazer die klassischen Stellen, wo das Tigillum
sororium erwähnt wird, und außerdem beruft er sich auf Roschers Lexikon der
Mythologie 2, 21 und auf Wissowa, Religion und Kultus der Römer2 S. 104.
 
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