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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0312

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298

Das kaudinische Joch.

triumphalis waren von ihm niedergeschrieben aber noch nicht dem
Druck übergeben, da erschien ein Artikel von W. Warde Fowler
mit der Überschrift Passing ander the yoke in der Classical
Review 27 (1913), 48—51. Ähnlich wie ich selbst vor vier Jahren,
so geht dieser Autor von Frazers Vermutung über den Jochgang
(Golden Bough2 3, 406) aus und zeigt, daß das Durchgehen unter
dem Schwesterbalken und der Durchzug durch die Triumphpforte
mit dem Jochgang auf eine Stufe gestellt, daß alle drei Bräuche
auf denselben Grundgedanken zurückgeführt werden können. Merk-
würdig ist dieses Zusammentreffen von Frazers und Fowlers An-
sichten allerdings; ‘the closeness of the coincidence between our
views is a welcome confirmation of their truth’, bemerkt Frazer
im Golden Bough3 7, 2, 195, Anm. 4. Im übrigen habe ich nicht
die Absicht, alle Gründe hier zu wiederholen, mit denen Fowler
seine Auffassung gestützt hat. Doch will ich besonders hinweisen
auf die Bemerkungen Fowlers über die älteste Form der porta
triumphalis und das herausheben, was er am Schluß seines Artikels
über die Bedeutung des Jochganges sagt. Was für einen Zweck
hatte man wohl im Auge — so fragt er —, wenn man die Kriegs-
gefangenen dieselbe Zeremonie durchmachen ließ, wie den Mörder
(z. B., der Sage nach, den Horatier) oder das siegreiche Heer?
Nach Frazer wollte man die Gefangenen, ehe man sie nach Hause
entließ, von ihren ‘malignant and hostile1 powers’ befreien. ‘I do
not see’, bemerkt Fowler hierzu, ‘that we can find a better expla-
nation, though I might put it somewhat differently. They had to
be brought out of one status into another; they must not
be any longer the same beings they were before the deditio; just
as in historical times the dediticius passed out of his former status
into a new one, and became absorbed in the body politic of the
conqueror, to be henceforward harmless.’ Oben 20, 179 hatte ich
die Vermutung ausgesprochen, daß das Durchgehen unterm Joch
die Zurückführung der Kriegsgefangenen in ihre frühere Stellung
bezweckte. Aber das sollte nur eine Vermutung sein. Denn da
das ‘Durchkriechen1 den verschiedensten Zwecken dient, so kann
man allerdings über den ursprünglichen Sinn des Jochganges
verschiedene Ansichten aufstellen. Aber damit scheint mir Frazer
durchaus das Richtige getroffen zu haben, daß er die gewöhnliche
Annahme, der Jochgang sei eine Zeremonie der Erniedrigung oder
1) ‘Some uncanny powers’ sagt Frazer in der 3. Auflage des Golden Bough
7, 2, 194.
 
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