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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0332

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318

Ein salomonisches Urteil.

Trimegistus in libro suo de ortu Dei‘. — Also eine Kombination
von Gesta Romanorum nr. 196 (Baumerbe) und nr. 45 (Schießen),
wie Herbert richtig bemerkt hat: Catalogue of Romances in the
department of MSS in the British Museum 3, 176, Nr. 113.
5. Dieselbe Kombination liegt vor in dem ,exemple dun rice
honime qui donna son arbre a ses quatre filz et a chascun a par
soy' in einer Sammlung von Exemples moraux, die Herbert a. a. 0.
S. 441—449 beschrieben hat. Von den vier Söhnen des Mannes
werden die beiden ersten als Bastarde, die beiden anderen als die
wahren Söhne erkannt (Herbert S. 443, 3).

Zum Schluß verzeichne ich noch die interessante Tatsache,
daß auch in der oben mitgeteilten jüdischen Erzählung von dem
Knechte und dem Sohne ein anderer Beweis für die Echtheit
des Sohnes an die Stelle der Blutprobe getreten ist. — daß auch
diese Erzählung, um Steinschneiders1 Ausdruck zu gebrauchen, eine
sinnigere Wendung genommen hat. Josef Ibn Sabara, Arzt
in Barcelona (um 1200), verfaßte einen ethisch-satirischen Roman
u. d. T. Sefer Schacaschucim (Buch der Belustigungen). Tn diesem
Buche werden unter andere’m drei Proben von der Weisheit eines
angesehenen Richters gegeben; die dritte Weisheitsprobe ist die Er-
zählung von dem Knechte und dem Sohne. Eine Übersetzung von
Sabaras Erzählung lieferte A. Sulzbach in dem Buche: Dichterklänge
aus Spaniens besseren Tagen; Auswahl aus den Meisterwerken
jüdisch-spanischer Dichter 1873 S. 98ff., und dann wieder in dem
Sammelwerk von J. Winter und A. Wünsche, Die jüdische Literatur
seit Abschluß des Kanons 3, *148f. Eine englische (gekürzte) Uber*
Setzung gab J. Abrahams in der Jewish Quarterly Review 6, 521.
Die Erzählung verläuft bei Sabara ungefähr ebenso wie in den
Meschalim schel Schelomo bis zu dem Punkte, wo der Sohn, der
nach längerer Abwesenheit in die Heimat zurückgekehrt ist, den
Sklaven im Besitz des väterlichen Erbes findet und von diesem aus
dem Hause gejagt wird. Dann heißt es weiter:
Der wirkliche Sohn begab sich zu unserem Richter und trug ihm
seine Leidensgeschichte vor, und wie der Sklave, dem sein Vater so
viel Gutes erwiesen, ihn noch mißhandelt habe. Der Richter ließ den
Sklaven rufen, befragte ihn, ob er denn wirklich derjenige sei, für den
1) Erseh und Grubers Encyclopaedie, Sekt. 2, Teil 31, S. 94 f., wo Stein-
schneider, wohl als der erste, auf Sabaras Erzählung hingewiesen hat. Vgl. sonst
auch Steinschneider in der Hebräischen Bibliographie 13, 133.
 
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