Abhandlungen.
Zwei neue Bischofsstäbe in goth. Stile.
Mit Lichtdruck (Tafel II).
verbältpifsmäfsig kurzem Zeitab-
schnitte wurden die beiden hier
abgebildeten Bischofsstäbe von mir
ausgeführt. Ebensowohl die Per-
sonen, für welche dieselben bestimmt waren, wie
die voraussichtlich verschiedene, die Brauchbar-
keit des Stabes beeinflussende Benutzung, und
ganz besonders die zur Disposition gestellten
Mittel veranlafsten eine ganz verschiedene Lö-
sung der gestellten Aufgaben.
Der einfachere Stab war für den hochw. Herrn
Bischof Antonius Fischer, Hülfs-Weih-
bischof der Erzdiözese Köln, bestimmt, der, ein
kleiner Herr, sich desselben auf seinen fast nur
durch den Winter unterbrochenen Firmungs-
reisen beim Ausspenden des hl. Sakramentes
an zahllose Gläubige bedienen sollte. ' Er ist
ein Geschenk der Katholiken der Stadt Essen,
in welcher der hochw. Herr bis dahin als Gym-
nasial-Religionslehrer ungemein segensreich ge-
wirkt und die allgemeine Hochachtung und
Liebe sich erworben hatte.
Der reichere Stab wurde dem hochw. Herrn
Bischof Hubertus Simar von Paderborn von
seinen ehemaligen akademischen Zuhörern, nun-
mehrigen Priestern der Erzdiözese Köln, gewid-
met. Dieser Stab mufste bei der gröfseren Sta-
tur seines Trägers länger und kräftiger, konnte
in seinen Details viel reicher ausgeführt werden.
Er hat ein Gewicht von nahezu 3 Kilogramm
(welches jedoch seine Handlichkeit nicht beein-
trächtigt), während der kleine Stab bei gröfster
Solidität in der Ausführung nicht ganz 2 Kilo-
gramm wiegt. Beide Stäbe haben ein und dieselbe
Grundform, die sich eng an den alten kostbaren
Bischofsstab aus derzweiten Hälfte der XIV. Jahrh.
im Domschatze zu Köln anlehnt. An beiden
Stäben ist die ganze Krümme, um möglichste
Leichtigkeit zu erzielen, getrieben; beide sind
auch in vier Theile zerlegbar und mit Gewinden
zusammenzuschrauben.
Zur Beschreibung der Ausführung der bei
Anbringung des figürlichen Schmuckes und der
Details etc. mich leitenden Gedanken übergehend,
mufs ich zunächst mein Bestreben hervorheben,
durch die Wirkung der Farben des Goldes,
Silbers, der Edelsteine und des Emails mög-
lichst harmonischen Eindruck zu erzielen und
aus der reicheren Krümme in den einfacheren
Stab einen guten leichten Uebergang zu er-
reichen. Das unterste Ende des einfacheren
Stabes, die Spitze, zeigt schon ein mit einer
Inschrift versehenes vergoldetes Band. Dann
kommt ein diese Spitze abschliefsender Ring,
der ebenso wie die, die beiden andern Theile
des Stabes abschliefsenden gleichen Ringe ver-
goldet ist. Jede der drei Röhren, welche sich
jedesmal nach unten etwas verjüngen, hat zwei
horizontale, mit gravirten Inschriften versehene
Schriftbänder, welchen durch kleine Ornamente
der gradlinige Charakter glücklich genommen
und durch Vergoldung die Wirkung gesichert
ist. Diese Inschriften lauten:
Sis in corrigendis viliis pie saeviens,
Judicium sine ira tenens,
In fovendis virtuiibus auditorum animos
demulcens,
In tranquillitate severitatis censuram hon
deserens.
Die im Uebrigen ganz glatten silbernen
Röhren erhalten durch diese vergoldeten Ringe,
Spruchbänder und Gravirungen eine leichte Ab-
wechselung und werden oben mit einem ver-
goldeten Modus abgeschlossen, der in seinen
sechs Pasten auf blauem Emailgrund die Buch-
staben des hl. Namens Jesu trägt. Das kleine
Stück runde Röhre über diesem Nodus, wohl
dasjenige Stück des Stabes, welches der Cele-
brant am meisten in der Hand hält, ist eben-
falls Silber und mit vielen vergoldeten gravirten
Ringen unterbrochen, welche die Widmung ent-
halten. Eine kleine Hohlkehle, dem ganzen
Stabe als Abschlufs dienend, mit sechs grün
emaillirten steinverzierten Rosettchen gibt zu-
gleich der Basis zur Aufstellung einer kleinen
einfachen Kapelle die nothwendige Grundfläche.
Diese sechsseitige, einfach und sehr solid ge-
gliederte Kapelle hat in ihrem Hintergrunde
sechs Heiligenbilder in durchsichtigem, reichfar-
bigem Email, die so geschützt angebracht sind,
dafs ihre Beschädigung fast unmöglich ist. Der
Zwei neue Bischofsstäbe in goth. Stile.
Mit Lichtdruck (Tafel II).
verbältpifsmäfsig kurzem Zeitab-
schnitte wurden die beiden hier
abgebildeten Bischofsstäbe von mir
ausgeführt. Ebensowohl die Per-
sonen, für welche dieselben bestimmt waren, wie
die voraussichtlich verschiedene, die Brauchbar-
keit des Stabes beeinflussende Benutzung, und
ganz besonders die zur Disposition gestellten
Mittel veranlafsten eine ganz verschiedene Lö-
sung der gestellten Aufgaben.
Der einfachere Stab war für den hochw. Herrn
Bischof Antonius Fischer, Hülfs-Weih-
bischof der Erzdiözese Köln, bestimmt, der, ein
kleiner Herr, sich desselben auf seinen fast nur
durch den Winter unterbrochenen Firmungs-
reisen beim Ausspenden des hl. Sakramentes
an zahllose Gläubige bedienen sollte. ' Er ist
ein Geschenk der Katholiken der Stadt Essen,
in welcher der hochw. Herr bis dahin als Gym-
nasial-Religionslehrer ungemein segensreich ge-
wirkt und die allgemeine Hochachtung und
Liebe sich erworben hatte.
Der reichere Stab wurde dem hochw. Herrn
Bischof Hubertus Simar von Paderborn von
seinen ehemaligen akademischen Zuhörern, nun-
mehrigen Priestern der Erzdiözese Köln, gewid-
met. Dieser Stab mufste bei der gröfseren Sta-
tur seines Trägers länger und kräftiger, konnte
in seinen Details viel reicher ausgeführt werden.
Er hat ein Gewicht von nahezu 3 Kilogramm
(welches jedoch seine Handlichkeit nicht beein-
trächtigt), während der kleine Stab bei gröfster
Solidität in der Ausführung nicht ganz 2 Kilo-
gramm wiegt. Beide Stäbe haben ein und dieselbe
Grundform, die sich eng an den alten kostbaren
Bischofsstab aus derzweiten Hälfte der XIV. Jahrh.
im Domschatze zu Köln anlehnt. An beiden
Stäben ist die ganze Krümme, um möglichste
Leichtigkeit zu erzielen, getrieben; beide sind
auch in vier Theile zerlegbar und mit Gewinden
zusammenzuschrauben.
Zur Beschreibung der Ausführung der bei
Anbringung des figürlichen Schmuckes und der
Details etc. mich leitenden Gedanken übergehend,
mufs ich zunächst mein Bestreben hervorheben,
durch die Wirkung der Farben des Goldes,
Silbers, der Edelsteine und des Emails mög-
lichst harmonischen Eindruck zu erzielen und
aus der reicheren Krümme in den einfacheren
Stab einen guten leichten Uebergang zu er-
reichen. Das unterste Ende des einfacheren
Stabes, die Spitze, zeigt schon ein mit einer
Inschrift versehenes vergoldetes Band. Dann
kommt ein diese Spitze abschliefsender Ring,
der ebenso wie die, die beiden andern Theile
des Stabes abschliefsenden gleichen Ringe ver-
goldet ist. Jede der drei Röhren, welche sich
jedesmal nach unten etwas verjüngen, hat zwei
horizontale, mit gravirten Inschriften versehene
Schriftbänder, welchen durch kleine Ornamente
der gradlinige Charakter glücklich genommen
und durch Vergoldung die Wirkung gesichert
ist. Diese Inschriften lauten:
Sis in corrigendis viliis pie saeviens,
Judicium sine ira tenens,
In fovendis virtuiibus auditorum animos
demulcens,
In tranquillitate severitatis censuram hon
deserens.
Die im Uebrigen ganz glatten silbernen
Röhren erhalten durch diese vergoldeten Ringe,
Spruchbänder und Gravirungen eine leichte Ab-
wechselung und werden oben mit einem ver-
goldeten Modus abgeschlossen, der in seinen
sechs Pasten auf blauem Emailgrund die Buch-
staben des hl. Namens Jesu trägt. Das kleine
Stück runde Röhre über diesem Nodus, wohl
dasjenige Stück des Stabes, welches der Cele-
brant am meisten in der Hand hält, ist eben-
falls Silber und mit vielen vergoldeten gravirten
Ringen unterbrochen, welche die Widmung ent-
halten. Eine kleine Hohlkehle, dem ganzen
Stabe als Abschlufs dienend, mit sechs grün
emaillirten steinverzierten Rosettchen gibt zu-
gleich der Basis zur Aufstellung einer kleinen
einfachen Kapelle die nothwendige Grundfläche.
Diese sechsseitige, einfach und sehr solid ge-
gliederte Kapelle hat in ihrem Hintergrunde
sechs Heiligenbilder in durchsichtigem, reichfar-
bigem Email, die so geschützt angebracht sind,
dafs ihre Beschädigung fast unmöglich ist. Der