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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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295

1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

29Ü

zuverlässigen Abbildungen eine überaus reiche und
mannigfaltige Sammlung von Flachmustern aus den ver-
schiedensten Jahrhunderten, Ländern, Stilarten, Tech-
niken. Der Umstand, dafs sie farblos wiedergegeben
sind, stellt freilich an die Geschicklichkeit und Er-
findungsgabe des Benutzers gewisse Anforderungen,
gestattet aber auch um so mannigfachere Verwendung.
Auch für kirchliche Zwecke kann ihnen grofse und
dankbare Ausbeute entnommen werden, besonders für
Gewebe und Stickereien, für Wand- und Fufsboden-
Dekorationen. Verhältnifsmäfsig am schwächsten ist
in ihnen das deutsche Mittelalter vertreten, namentlich
die so schätzenswerthe frühgothische Periode, deren
eigenartiger, vornehmlich in Wandmalereien und Minia-
luren erhaltener Ornamentenschatz in stärkerem Mafse
hätte herangezogen werden dürfen. Das Inhalts-
verzeichnifs gibt eine kurze Beschreibung der ein-
zelnen Tafeln, von denen bei weitem die meisten
mehrere, viele sogar manche Muster in einer gewissen
Zusammengehörigkeit bieten. Das sehr sorgfältig zu-
sammengestellte Register fafst den Inhalt des Werkes
unter einer grofsenMenge vonBezeichnungen zusammen,
die in Bezug auf Ursprung und Bestimmung, vornehm-
lich aber in Bezug auf Technik die einzelnen Muster
charakterisiren und defswegen auch dem Archäologen
und Kunstfreunde die Benutzung des Werkes wesentlich
erleichtern. B.

Eine Rundreise in Spanien. Ein Führer zu
seinen Denkmalen insbesonders christlicher Kunst
von Johann Graus. Mit zahlreichen Illustrationen.
Würzburg, Verlag von Leo Wörl.
Die sechswöchentliche Keise, welche der durch
seine langjährige Publizistik auf dem Gebiete der christ-
lichen Kunst weitbekannte Konservator und Professor
vor einigen Jahren durch Spanien gemacht hat, galt
vor Allem dem Studium der christlichen Kunstdenk-
mäler, namentlich der Architektur. Die hierbei ge-
wonnenen Eindrücke und Ergebnisse hat der mit einem
vielbewährten, feinen Beobachtungssinn ausgestattete
Verfasser in einem handlichen Bändchen niedergelegt,
welches über die ganze Reise eingehend berichtet und die
sehr instruktive Beschreibung der Kunstdenkmäler durch
eine grofse Anzahl, zum Theil auf eigenen Aufnahmen
beruhender Abbildungen, erläutert, die in zahlreichen
Grundrissen und Ansichten von hervorragenden, zumal
gottesdienstlichen Gebäuden, in Innenwirkungen be-
deutender Kirchen, in Darstellungen interessanter Aus-
stattungsgegenstände, wie Altäre, Chorabschlüsse u. s. w.
bestehen. Auch die in den Museen befindlichen Kunst-
werke erfahren vielfache und sehr sachverständige Be-
rücksichtigung. Da es aufserdem nicht an Hinweisen
auf die reiche geschichtliche Entwickelung des merk-
würdigen Landes, wie auf dessen landschaftliche Reize
fehlt, und die ausführliche Einleitung manche für den
Reisenden in geschäftlicher Hinsicht werthvolle Winke
enthält, so darf das anregend geschriebene Büchlein
als Reisebegleiter um so angelegentlicher empfohlen
werden, als es an zuverlässigen Angaben und belehren-
den Unterweisungen die wenigen für die Reise in
Spanien bestimmten deutschen Handbücher in nicht
unerheblichem Mafse übertrifft. g.

Auswahl von kunstgewerblichen Gegenstän-
den aus der retrospektiven Ausstellung der
allgemeinen Landes- und Jubiläums-Aus-
stellung in Prag 1891. 100 Tafeln in Lichtdruck.
Prag 1892. Herausgegeben von dem kunstgewerb-
lichen Museum.
Dieses Erstlingswerk des vortrefflich besorgten und
geleiteten kunstgewerblichen Museums in Prag ist eine
ebenso interessante und lehrreiche als glanzvolle und
vornehme Publikation. Sie umfafst ein ganzes Hundert
von photographischen Aufnahmen aus der vorigjährigen
Alterthümer-Ausstellung, die von Karl Bellmann in tadel-
losen Lichtdrucken vervielfältigt und von dem Kustos
des Museums Dr. Chytil mit einem kurzen, aber alles
Wesentliche behandelnden durchaus zuverlässigen Texte
begleitet sind. Weniger für die Zwecke des archäo-
logischen Studiums als der kunstgewerblichen Prüfung
wäre einzelnen Gegenständen die Aufnahme in etwas
gröfserem Mafsstabe zu wünschen, zumal auf den grofsen
Foliotafeln manche Abbildungen etwas klein erscheinen.
Fast das ganze kunstgewerbliche Gebiet kommt in
diesen Darstellungen zur Geltung, indem Textilien und
Miniaturen, Bucheinbände und Lederarbeiten, Metall-
arbeiten in Gold und Silber, in Zinn und Eisen, Wehr
und Waffen, Glas und Keramik, Elfenbein- und Holz-
schnitzereien vorgeführt werden. Die Stickereien sind
fast alle von hervorragender Bedeutung, das Trip-
tychon ein wahres Juwel. Auch die Gobbelins sind
sehr kostbar, derjenige mit dem Wappen ein rechtes
Meisterstück. Die Miniaturen bilden eine glänzende
Illustration dieses Kunstzweiges und seiner geschicht-
lichen Entwickelung in Böhmen von der fiühgothischen
Periode bis in die der Spätrenaissance. Die Fassung
des altchristlichen Elfenbeinreliefs zu einem Buchdeckel
scheint zwei Perioden, der spätromanischen und spät-
gothischen anzugehören. Unter den Lederschnitt-
arbeiten nimmt das Monstranzbehältnifs eine hoch-
bedeutsame Stelle ein. Sehr merkwürdig ist das
flache Reliquiar mit den gofhischen Perlmutierreliefs.
Unter den Pokalen zeichnen sich mehrere durch Form
und Technik in ganz besonderem Mafse aus. Die
gothischen Erzeugnisse aus Schmiedeeisen sind unge-
mein edel und die zahlreichen WaffenstUcke ausnahms-
los feine und vornehme Gebilde. Die lange Reihe der
Bergkrystall- und Glasgefäfse repräsentirt eine sehr lehr-
reiche Serie und auch die Möbel sind durchweg elegante
Exemplare. — Durch die musterhafte Veröffentlichung
all' dieser Schätze hat das Prager Museum seinen Be-
strebungen ein glänzendes Denkmal gesetzt und den
kunstgewerblichen Bilderschatz in überaus dankens-
werther Weise vermehrt. A.

Der St. Norbertus Kunstverlag in Wien hat die
von Professor |Johannes Klein herrührenden 14 Kreuz-
weg- und 15 Rosenkranz-Farbendruckbilder,
die bisher nur in theueren Prachtausgaben vorlagen,
in ganz wohlfeiler Volksausgabe herausgegeben. Da
sie vortrefflich komponirt und gezeichnet, auch in
koloristischer Hinsicht, von einigen Härten abgesehen,
gut behandelt, dazu noch mit frommen Texten ver-
sehen sind, so verdienen sie als ebenso erbauliche wie
anmuthige Bildchen die wärmste Empfehlung. H.
 
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