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Zeitschrift für christliche Kunst — 5.1892

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1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

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liturgischenVorschriften, eine Berechtigung haben, welche
durch ihre blofse Abweichung von der römischen Praxis
nicht ohne Weiteres zu entkräften ist. — Wenn der
Titel unseres Buches sich auf den Bau, die Möblirung
und Verzierung der Kirchen bezieht, so ist dessen un-
gemein reicher Inhalt damit durchaus nicht erschöpft,
denn die 14 Abtheilungen, in welche es zerfällt, be-
handeln aufserdem die Beleuchtung, die hl. Gefäfse, das
ganze Kulturgeräth, den Kreuzweg, die Anbauten, die
Pontifikalien, die Priestergewänder, die Leichenfeierlich-
keiten, die Devotiousgegenstände und noch vieles An-
dere. Wer über hierauf bezügliche Fragen Belehrung
sucht — welcher Priester bedürfte sie nicht ? — wird
nicht leicht einen vielseitigeren und zuverlässigeren
Rathgeber finden, als dieses Buch, welches leider in
Deutschland nicht seines Gleichen hat. h.

Die Kunstdenkmale des Königreichs Bayern
vom XI. bis zum Ende des XVIII. Jahrh.
Beschrieben und aufgenommen im Auftrage des Kg],
Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schul-
angelegenheiten. I.Band. Die Kunstdenkmal e
des Regierungsbezirkes Oberbayern, bear-
beitet von Gustav von Bezold und Dr. Berthold
Riehl. Mit einem Atlas von 150 bis 170 Licht-
druck- und Photogravüren-Tafeln. Lieferung I.
München 1892, Verlag von Jos. Albert.
Dem Beispiele anderer Staaten folgend, hat das
bayrische Ministerium für Kirchen- und Schulangelegen-
heiten schon im Jahre 1887 beschlossen, alle im öffent-
lichen Besitze befindlichen Kunstdenkmäler des König-
reichs inventarisiren, d. h. beschreiben und die merk-
würdigsten derselben abbilden zu lassen. Eine Kom-
mission längstbewährter Fachmänner stellte sofort die
dafür leitenden Gesichtspunkte fest, die darin gipfeln,
dafs die den dermaligen Bestand an Kunstdenkmälern
im Königreich Bayern vom Anfang des Mittelalters bis
zum Ende des XVIII. Jahrh. umfassende Publikation
ein kunstgeschichtliches Quellenwerk nach der gegen-
ständlichen, nicht nach der urkundlichen literarischen
Seile hin sein und Anzahl wie Mafsstab der Abbil-
dungen so grofs genommen werden soll, dafs für
die letzteren ein besonderer Atlas sich empfehle. Die
praktischen Interessen beherrschen also diese Ver-
öffentlichung und dazu mag es nicht an wichtigen
Gründen fehlen, obwohl die norddeutschen Denk-
mäler-Statistiken durchweg etwas anderen Grundsätzen
folgen. Was die Einleitung sonst noch an allgemeinen
Unterweisungen, zumal über die Entwicklung der
Hauptkunstzweige in Bayern enthält, ist sehr lehrreich
und für das Studium des Werkes von giofser Wichtig-
keit. — Im Uebrigen beschäftigt sich die I. Lieferung
mit der Stadt Ingolstadt, von deren politischer
und kunstgeschichtlicher Vergangenheit sie zunächst
eine recht klare und präzise Darlegung bietet, um
dann die einzelnen Denkmäler, die merkwürdigerweise
erst mit der hochgothischen Periode beginnen, genau
zu beschreiben, unter besonderer Berücksichtigung der
sonst in der Regel etwas vernachlässigten Ikonographie.
Neben der Frauenkirche, die das bedeutendste Bauwerk
Überbayerns aus der gothischen Epoche ist, kommen
besonders die zahlreichen und charakteristischen Grab-

denkmäler zur Geltung, in etwas geringerem Mafse die
Holzliguren und Gemälde. Diese Kategorien sind sämmt-
lich auch in dem 10 Tafeln umfassenden Bilderatlas
vertreten, dessen von Albert gelieferte Lichtdrucke und
von Obernetter besorgte Photogravüren den höchsten
Anforderungen entsprechen. DerFortsetzung des Werkes,
dessen erster, Oberbayern umfassende Band, 15 Lie-
ferungen mit 670 Tafeln enthalten soll, darf mit dem
gröfsten Vertrauen entgegengesehen werden. r.

Der »Glücksrad-Kalender« für 1893, Verlag
des katholischen Waisen-Hülfsvereins in Wien, ist wieder
recht reich an religiösen Bildern, von denen einige
dem f Klein zu danken sind, andere solchen Künstlern,
die ihn mit Geschick nachahmen, ohne ihn zu erreichen.
Während die Figuren durchweg selbst strengeren An-
forderungen genügen, sind die ornamentalen, namentlich
aber die architektonischen Parthien stellenweise etwas
dürftig. Im Uebrigen vereinigen sich Wort und Bild zu
einem lehrreichen und erbaulichen Ensemble. G.

Der Kunstverlag von B. Kühlen in M. Gladbach
hat die recht gefälligen und beliebten Serien seiner
kleinen Farbendruckbilder wieder um die zweite
»Series Carmelitana» vermehrt, 12 delikat durch-
geführte Brustbildchen ohne Umrahmung, und um die
zweite »Series Franciscana«, 12 zumeist oval ein-
gefafste und mit zierlichem Rankenwerk umgebene
Kniestückbildchen, die an ornamentalem und koloristi-
schem Reichthum alle früheren Leistungen übertreffen.
— Von sehr glücklicher, weil ganz einheitlicher Farben-
wirkung ist das Weihnachtsbildchen , welches aus
der Beuroner Kunstschule hervorgegangen, etwas steif
in den Bewegungen und Drapirungen, aber sehr sinnig
und lieblich in Auffassung und Ausdruck ist, ein recht
erbauliches Andachts bild. — Dem früher (Bd. III Sp.
232) bereits besprochenen, von Commans in Folio aus-
geführten Vierzehnnothhelferbild ist nunmehr
auch die Illuminirung, die schon ursprünglich vor-
gesehen war, zu Theil geworden, und diese gereicht
ihm sehr zum Vortheil. Das gut gruppirte und ge-
zeichnete Bild macht mit seinen schwarz eingetragenen
Schatlirungen und feinen Farbenabstufungen, die sich
vom Goldgründe warm abheben, einen ebenso abge-
rundeten und harmonischen als erhabenen und feier-
lichen Eindruck. H.

Der Kunstverlag von Julius Schmidt in Florenz,
dessen Veröffentlichungen hier wiederholt in anerken-
nender Weise zur Anzeige gebracht wurden, hat die
vielverbreiteten sechs Farbendruckbilder der musiziren-
den Engel von Fiesole auch in Miniaturformat
herausgegeben, in welchem sie, den überaus anmuthigen
Inhalt eines kleinen Heftes bildend, als ein allerliebstes
Festgeschenk erscheinen. Der Vorliebe des Publikums
für Engelgestalten kommt derselbe Verlag durch die
Reproduktion des von Andrea del Sarto ge-
malten Tabern akelthürchens entgegen, welches
zwei mit dem Cingulum bekleidete sinnige Engel, die
auf das Tabernakel bezügliche Schrifttafeln in der Hand
halten, in vortrefflicher, durch ihren braunen Ton um so
bestechender wirkender Heliogravüre wiedergibt, h.
 
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