Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

DOI Artikel:
Witte, Fritz: Die Deckplatte eines romanischen Tragaltars
DOI Artikel:
Atz, Karl: Über schmiedeeiserne Grabkreuze
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0225

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
333

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. H.

334

wem. Da muß der Rahmen mit seinen Male-
reien aushelfen und er tut es auch. Er ist
schwarz lackiert, und auf dem schwarzen Grunde
hat eine nicht ungeschickte Hand die Knie-
stücke der meisten Heiligen gemalt, die in
der Inschrift genannt sind. Am Kopfe fallen
die Bilder der beiden Apostel Paulus und
Philippus besonders auf, weil sie zu Seiten
eines Ostensoriums angebracht sind, das in
der Reihe der Reliquien wohl das Stück
vom Grabe Christi bezeichnen soll. Der Cha-
rakter der Malerei weist nach Süddeutschland,
speziell nach Tirol. In die Ecken des Rah-

mens sind 4 Wappen hineinkomponiert, die
leider bis auf eines nicht zu bestimmen waren;
dieses eine aber gehört der Familie v. Tach-
grub in Tirol an. Damit dürfte auch die Her-
kunft des Rahmens genügend testgelegt sein.

Schon aus der Form der dicken Elfenbein-
platte, die am Rande zur Unterseite (Schrift-
seite) hin sich schräg erbreitert, geht hervor,
daß sie ursprünglich in einen anderen Rahmen,
wahrscheinlich von Metall, eingelassen war;
sie wird das Mittelstück eines Tragaltardeckels
gebildet haben.

Berlin. Fritz Witte.

Über schmiedeeiserne Grabkreuze.

(Mit Abbildung )

!ie Kreuzesform, welche als Sinnbild
des Christentums gilt, ward von
allen christlichen Künstlern stets
mit Vorliebe behandelt. Aus diesem
Grunde entstanden viele Werke, welche in
ihrer Form das Kreuz zur Grundlage haben.
Allerlei Material wurde hierzu verwendet und
somit ist es auch Aufgabe der Eisenarbeiter,
besonders der Schmiede, geworden, aus dem
für ihre Werke verwendeten Materiale Kreuze
für Kirchen- und Turmdächer und dergleichen
herzustellen. Außer an dem Kirchengebäude
konnte es wohl keinen passenderen Ort zur
Aufstellung von Kreuzen geben, als die ge-
weihte Ruhestätte der Christen, der Friedhof.
Damit ein Grabkreuz aus Eisen eine kunst-
gewerbliche Bedeutung darstelle und in der
Tat schön genannt werden könne, müssen daran
jene großen Vorzüge wahrer Kunst ersicht-
lich sein, welche die Eigenschaften und Eigen-
tümlichkeiten des verwendeten Materials be-
rücksichtigen, und zwar wirklich, nicht bloß
aus trügerischem Schein. Diese Vorzüge treten
uns bei den alten Schmiede- und Schlosser-
arbeiten in Wirklichkeit entgegen.

Ein Rückschlag, ein förmliches Absterben
der Schmiedekunst trat aber ein, als die häu-
fige, ja fast allseitige Anwendung des Guß-
eisens Platz griff und die freie Bearbeitung
des Eisens mit dem Hammer verdrängte. Das,
was dem Schmiedehandwerk noch blieb, ist
unscheinbar, ohne Schwung, ohne Zierlichkeit,
ohne Schmuck. Erst seit der Mitte des
XIX. Jahrh. erwachte wieder die Schmiede-

kunst aus dem Schlummer. Dies läßt sich
auch an Grabkreuzen deutlich wahrnehmen.
Es wurden die guten alten Arbeiten studiert
und neue Aufträge nach gleicher Behandlung
und Technik mit gutem Erfolge ausgeführt.

Da sich, wie oben bemerkt, das Kreuzes-
zeichen als Grabesschmuck vorzugsweise eignet,
so fanden wir früher die Friedhöfe, vor-
nehmlich auf dem Lande, mit mehr oder
minder reichen, in Schmiedeeisen ausgeführten
Kreuzen wie übersät.

Zugrunde gelegt finden wir am Grabkreuze
die sogenannte lateinische Kreuzesform, an
welcher der untere Balken bedeutend länger
als einer der Querbalken ist. Sehr oft steigt
der obere Arm höher hinauf wie je ein Quer-
arm, um das Ganze als schwungvollen, hoch-
strebenden Bau erscheinen zulassen. Es werden
aber auch die drei oberen Arme gleich lang
genommen und bilden dann bald eine übereck
gestellte Figur oder eine Rund- und Art
Sonnenform. Verwendet sind flache, quadra-
tische und andere Eisenstangen, und der
untere Teil des Längebalkens wird zum Teil
zierlich gedreht, um einen recht flotten
Kreuzesstamm zu bilden.

Die Enden der Querbalken erfahren stets
irgendeine ornamentale Behandlung. Am
häufigsten kehrt an ihnen die stilisierte Lilie
wieder, bald in reiner Form, bald in den ver-
schiedensten Umbildungen. Nicht selten
sieht man eine mehrblättrige Rose aufgesetzt;
ferner laufen die beiden Arme in ein Drei-
blatt aus. Reicheren Schmuck erhält gewöhn-
 
Annotationen