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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Steinbrecht, Conrad: Beiträge zur Kunstgeschichte der Burg Heilsberg im Ermland
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0027

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1912. - ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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gebrachte Waisenanstalt als Erholungsraum
und zu kleinen Veranstaltungen dient, eine
würdige Bemalung zu geben; denn der
letzte weiße Anstrich mit unschöner hand-
werksmäßiger Landschaftsmalerei blätterte ab
und ließ allerlei ältere und jüngere Malereien
zum Vorschein kommen. Diese sollten staffel-
weise freigelegt und verzeichnet werden, um
zu sehen, welcher von ihnen man sich bei
einer Neubemalung anzuschließen habe. ')

Die Untersuchung gestaltete sich nun da-
durch etwas verwickelt, daß man auf An-
zeichen von baulichen Änderungen stieß,
welche der Raum im Laufe der Jahrhunderte
durchgemacht hat.

Wände und Gewölbe waren einheitlich mit
einem feinen grauen Putz überzogen.

Ehe man diese Halle zum erstenmal be-
malte, hat man sie durch zwei Querwände
in drei Teile geteilt. Die eine Querwand, —
bei A des Grundrisses Abb. 2 —, steht noch,
die andre befand sich einst bei B; denn hier
ist an Wänden und Gewölbe ein Putzstreifen
in Wandstärke unbemalt geblieben. Der letzte
dreijochige Raum wird den Speiseremter dar-
gestellt haben, von welchem in den ordinantia
castri Heilsberg (abgefaßt in der Zeit von
1461—1476 von einem Hausgenossen der
Bischöfe — SS. rer. Warm. Bd. I. S. 314 -)
die Rede ist.

Abb. l.

Im nachstehenden sollen die verschiedenen
Bauzustände des Remters und die entsprechende
Bemalung von der ältesten Zeit beginnend der
Reihe nach beschrieben werden.

Es wird vorausgeschickt, daß das Schloß
vom Bischof Joh. I. (1350—55) gegründet,
von Joh. II. (1355—7-2, äußerlich vollendet,
von Heinrich III. (1373 —1 Ulli im Innern
fertig gestellt ist. —

Die große Remterhalle im ersten Bauzu-
stand, also wie sie etwa 1380 fertig wurde,
reichte von der Kapelle bis zur Schlußwand
hinter dem Hauptturm. Sie war 27 m lang
bei 7 Vi m Breite und zählte 6 Gewölbjoche.

1) Der Auftrag erging an den Berichterstatter. Es
war dabei der Kunstmaler A. Falberg-Friedrichthagen
beschäftigt.

In diesem Bauzustand, der also der zweite
ist, erhielt der Remterflügel seine erste Be-
malung. Und zwar wurde der dreijochige
Remter selbst wie Bein zweijochiger Neben-
raum nach gleichem Muster bemalt, nämlich
mit kleinen grünen und roten Kacheln, welche
mit zierlichem freihändig ausgeführten Blatt-
gerank belebt sind. Die Hauptfarben — das
helle Grün und Rot — setzen «ich in den
Gewölbrippen fort, die Kappen dazwischen

sind blau. Die Malerei ist recht sorgfältig
ausgeführt und sitzt fest auf dem glatten Putz.
Sie gehört nach allen technischen und stili-
stischen Merkmalen noch dem XIV. |ahrh. an.
Der Eindruck dieser kai 'heiartigen Be-
malung ist zunächst ein befremdlicher (Abb. 3),
man ist aus deutschen Denkmälern und auch
 
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