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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Arntz, Ludwig: Wegekreuz und Wegebild, [3]
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Haupt, Richard: Eine karolingische Kirche weit im Norden
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0091

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149

1912.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 4.

150

Tuffstein im Jahre 1409 errichtet worden.
Neben der Hauptnische, deren Stabgewände
später in Basaltlava erneuert worden, sind an
den Ecken zwei laternenartige, feingegliederte
Ecknischen mit vorspringender Verdachung
angebracht. Das nach rückwärts fallende,
teilweise zerstörte Pultdach ist nur mit kehl-
förmig abschließenden Platten abgedeckt. In
der Mitte des Frontgesimses steht ein Kreuz
mit Winkelmaßwerk; unterhalb desselben ist
die Schriftplatte mit Jahreszahl und Wid-
mung eingelassen. — Im XVII. Jahrh. ent-
wickelt sich ein ziemlich fester Typus der
Andachtsnischen und Heiligenhäuschen, der
an beliebten Wallfahrtswegen häufig wieder-
kehrt und mit dem volkstümlichen- Namen
,.Kniefall" (monumentum lapsus domini) be-
zeichnet wird. Vom Wallfahrtswege von
Poppeisdorf nach dem Kreuzberge ist die
unter 100 aufgezeichnete Stationsnische ent-
nommen; charakteristisch ist die durchgehende
Altarplatte mit der Jahreszahl 1664 Der
flache, gemauerte und verputzte Giebel trägt
ein kleines, geschmiedetes Kreuz. Der recht-
eckige Grundriß herrscht im allgemeinen vor,
so auch bei dein Heili<renhäuschen in Leche-

nich (vgl. VIII. 99), welches in Backsteinen
gemauert und rungbogig abgedeckt und mit
einem schmiedeeisernen Kreuz bekrönt ist.
Wie häufig:, so bildet auch hier das ceschmie-
dete Stabgitter den einzigen, aber sehr wirk
samen Schmuck des kleinen Bauwerkes. Sel-
tenersind Heiligenhäuschen mit quadratischem
Grundriß. Ein gefälliges Beispiel dieser Art
ist das von Nieder-Cassel (vgl. VIII, 102), mit
Lisenengliederung in Ziegeln ausgeführt und
mit geschwungener Haube abgedeckt. Das
im ganzen verputzte Häuschen trägt die Jahres-
zahl 178(S. Bemerkenswert ist der konsol-
artige runde Vorsprung der Nischenplatte, wie
er an den Andachtskreuzen des XVIII. Jahrh.
üblich ist. Ganz reizvoll können Bildnischen
oder Heiligenhäuschen wirken, wenn sie ge-
legentlich in geschickter Weise in Haus oder
Hof eingebaut werden, eine praktische Lösung,
die bei der rasch fortschreitenden Entwicklung
der Ortschaften, Dörfer und Städte entschieden
zu empfehlen ist. Das zur Feldkapelle erweiterte
Heiligenhäuschen fällt aus dem Rahmen dieser
Abhandlung und muß einer besonderen Wür-
digung vorbehalten bleiben. (Schluß folgt)
Köln. Ludwig Arn tz.

Eine karolingische Kirche weit im Norden.

(Mit 7 Abbildungen.)

m 15. im Lenzmonde 810 begann
man zu Itzehoe den durch
Kaiser Karl angeordneten Bau der
Burg. Sie hatte die Stelle zu
sichern, wo der Verkehr über den Störfluß
ging, an dem einzigen, das Land durchschnei-
denden Heerwege, zwischen Hamburg und
dem Eiderübergange bei Rendsburg.

Die Anlegung war das Siegel auf die
Unterwerfung der Sachsen in ihrer Urheimat,
denLandender Hülsten und Stormarn. Sie
wurden durch die Unterwerfung christlicher
Ordnung teilhaft, d. h. mit Kirchen und Prie-
stern versehen. In Friesland zählten die Gaue
durchschnittlich?—S Kirchspiele; im Holsten-
gau hatte man neun (falls die zehnte Kirche,
die zu Itzehoe selbst, wie man annimmt,
erst nachträglich gegründet ist). Ihre ecclesia
rnater war die St. Bonifazius geweihte zu
Sc h enefeld ; sie hatte unter den holstischen
denselben Rang wie unter den ditmarsischen
Meldorf, unter den stormarischen Hamburg.
Hamburg ward s:(l bischöflicher Sitz; von

Meldorf hören wir, daß, ehe das geschah,
W Ulrich, der zweite Erzbischof von Bremen
(804—33), diesen namhaftesten Ort Ditmar-
schens beim Visitieren der Kirchen häufig be-
suchte. Als der große Ad albert im XI.
Jahrh. seine neuen Bistümer begründen wollte,
bestimmte er für den Holstengau zum Sitze
des Bischofs H ei 1 igensted ten (vielleicht
den Kirchort, vielleicht auch nur im allge-
meinen das dortige Kirchspiel, zu dem ja auch
Itzehoe gehört haben wird). Heiligenstedten
liegt am schiffbaren Flusse etwas abwärts von
Itzehoe und seiner Burg. Das Vorhandensein
der dortigen Kirche zu Anschars Zeit wird
durch die Mitteilung bezeugt, daß sie dieser
mit wertvollen Reliquien begabt hat. die er
aus dem'Fra n kenreiche mitbrachte.

Ober die Beschaffenheit der auf Befehl
des Kaisers gebauten Kirchen läßt sich nur
eben sagen, daß sie sich ergab aus der Größe
der Mittel, der Leistungsfähigkeit der Hand-
werker, der Beschaffenheit der Baustoffe;
dazu kommt die Hauptsache: Kraft, Wille
 
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