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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Vogts, Hans: Kölner Hauskapellen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0116

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1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

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der auch das schmucke Spitzbogentor beim
Hause Rheingasse 36 in ähnlicher Bauweise
errichtete6).

Vielleicht kann man annehmen, daß häufig
die Benutzung eines Raumes als Hauskapelle
andere Zwecke nicht ausschloß, besonders den
einer Schatzkammer oder eines Archivs; dazu
eigneten sich ja die Kapellen
schon durch die feuersichere
Bauart mit starken Mauern und
gewölbten Decken. So finden
wir auf dem Plan eines Hauses
an der Minoritenstraße aus dem
XVIII. Jahrh. einen im Seiten-
flügel gelegenen Raum, der
nach seiner ganzen Art durch-
aus den in Köln bezeugten
Kapellen glich,
als „archivium"
bezeichnet.

Mögen aber
auch manche
Räume mit Un-
recht zuweilen
als Hauskapellen
bezeichnet wor-
den sein, so sind
doch anderseits
in Köln so viele
wirkliche Haus-
kap eilen er-
halten oder
wenigstens im
Bilde bekannt,
wie in keiner
andern nord-
deutschen, viel-
leicht sogar in
keiner zweiten
deutschen Stadt.
Zuerst werden
Hauskapellen in den Wohnbauten der
hohen Geistlichen und in den Ab-
steigequartieren und Höfen aus-
wärtiger Stifter und Praelaten ge-
nannt, wie die Lambertuskapelle der Dom-
dechanei (1076), die Quintinskapelle der
Gereonsdechanei (1131), die Heribertskapelle

6) Diese undweitere Einzelnachrichten werden in der
Arbeit des Verfassers über das .,Kölner Wohnhaus
bis zum Anfang des XIX. Jahrh"., die im Laufe
dieses Jahres erscheinen wird, mit den Quellen auf-
geführt werden.

" Fä.rK.

Abb. 1. Kapelle des Karaperhofs, Grundrili und Innenansicht
(nach Reidiensperger).

im Hofe der Abtei Deutz, die Aegidiuskapelle
im Siegburger Hofe (1200) u. a. In derPropstei
des Severinsstiftes wird zwar keine Kapelle,
aber doch ein Altar erwähnt (1267)7). Die vor-
nehmste und größte dieser Kapellen war jeden-
falls wohl die des Erzbischöflichen Hofes:
der dem hl. Johannes dem Evangelisten ge-
weihte Bau, solange sich die
Residenz des Erzbischofs neben
dem Dom (auf der Nordseite
des Domhofs) befand; die
Thomaskapelle, als durch
Rainald von Dassel der neue
Palast des erzbischöflichen
Hofes gegenüber errichtet war.
Ob diese Kapellen gleich den
Palastkapellen aus derselben
Zeit in Rheda,
Landsberg i. W.,
Nürnberg u. a.
a. O. Doppel-
kapellen waren ?
Das einzig Nähe-
re, was wir von
der ältesten An-
lage der Thomas-
kapelle erfahren,
ist die Nachricht,
daß der Erz-
bischof von einer
Kammer des

Obergeschosses
aus dem Gottes-
dienst beiwohn-
te8) : entweder
war also eine

Doppelanlage
vorhanden oder
eine Empore oder
Loge, die durch
ein Fenster mit
der Kapelle verbunden war. Die beiden
Palastkapellen wurden schon im Mittelalter
wesentlich verändert: die Johanniskapelle
nach einer gründlichen Verwüstung durch
die aufständischen Kölner vom Jahre 1074"),
die Thomaskapelle nach einem Einsturz im
Jahre 144910). Im Jahre 1687 erfuhr die
Thomaskapelle einen abermaligen Umbau;

7) Keussen, »Topographie«, I, S. 103*.

8) Keussen, »Topographie«, 11, Sp. '292b.
') Keussen, »Topographie«, II, Sp. 29öb.
10) Gelenius, a. a. O., S. 651.
 
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