Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

DOI Artikel:
Münzel, Gustav: Die Zeichnung Grünewalds: Der Kopf mit den drei Gesichtern, [2]
DOI Artikel:
Georg, Johann: Einige Beiträge zur christlichen Kunstgeschichte Palästinas
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0143

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
247

1912. ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

248

ständig beschäftigt bei Männern, die ausge-
sprochene Gegner aller Neuerungen, vor allem
natürlich des Antitrinitarismus, gewesen sind.
BeiderallgemeinenVerfolgungdes Antitrinitaris-
mus würde sich Grünewald unmöglich zu einer
Signierung einer antitrinitarischen Zeichnung
verstanden haben. Wäre er aber ein so ent-
schlossener Anhänger der antitrinitarischen
Lehre gewesen, um eine derartige Zeichnung
zu signieren, so hätte er es wohl nicht bei
dieser einen demonstrativen Bekundung seiner
Überzeugung bewenden lassen, und es wäre
ganz unverständlich, wie er bei einer solchen
Sachlage im Dienste heftiger Gegner dieser
Lehre hätte dauernd arbeiten können oder
auch nur hätte arbeiten wollen. Die Tendenz
des Antitrinitarismusmit seiner rationalistischen
Reduktion des Christentums ist einer so glut-
vollen, zum Transzendenten neigenden Natur
wie der Grünewalds vollkommen entgegen-
gesetzt.24)

u) Wäre die Zeichnung antitrinitarisch zu deuten,
so müßte eine Verbindung Grünewalds mit wieder-
täuferischen Ideen in Betracht gezogen werden, da
Antitrinitarismus und Wiedertäufertum im Anfang der
Bewegungen wenigstens miteinander in Verbindung
standen. Daraus ergäbe sich eine weitere große
Schwierigkeit. Das Wiedertäufertum zeigte eine un-
gemein starke Abneigung gegen jede äußere Form des
Kultes, die noch weit über die der Reformierten von
der Richtung Zwingiis hinausging, so daß sie nicht
nur die Ausschmückung der Kirchen ablehnten, sondern
die Gebäude selbst. Mühler, Symbolik. Mainz
1900. S. 477. Eine Zugehörigkeit zu dieser Be-
wegung wäre unvereinbar mit der Lebensarbeit eines
Mannes, die dem Altarbiide gewidmet war. — Die

Man würde ja Grünewald überhaupt nicht
verstehen, wenn die Zeichnung wirklich eine
Verspottung der Trinität wäre, da sie im
schärfsten Gegensatz zu seinen übrigen Werken
stünde, die mit stärkster Innerlichkeit für den
überlieferten Glauben geschaffen sind. Wie
ein Zurückgehen auf die mittelalterliche Ge-
dankenwelt mit ihrem Reichtum symbo-
lischer Beziehungen Aufschluß gegeben hat
über den Sinn des Engelkonzertes, so gewinnt
man auch aus ihr die richtige Deutung für die
Zeichnung mit den drei Köpfen. Grünewald
schließt sich dabei der überlieferten Dar-
stellung des Teuflischen in menschlicher Ge-
stalt an und führt diese Vorstellung aus mit
der charakterisierenden Kraft seiner Zeit und
seiner Persönlichkeit. Er will das Bild des
Teuflischen so gestalten, daß es nicht nur bei
einer äußerlichen Häßlichkeit bleibt, sondern
daßdas Bild der getreue Ausdruck der seelischen
Verfassung ist, er gibt eine psychologische
Vertiefung, wie sie auch bei anderen Teufels-
darstellungen auftritt, z. B. schon auf dem er-
wähnten Bilde des van der Goes. (Vgl. Abb. t>.)
Der Begabung Grunewalds für die Erfassung
des ausdrucksvoll Häßlichen, der darin Dürer
und Lionardo verwandt ist, mußte es gelingen,
in der Zeichnung eine dem satanischen Wesen
adäquate Erscheinung zustande zu bringen.
Freiburg i. B. G. Münzel.

Verbindung Grünewalds mit den Böhmischen Brüdern
käme bei Annahme des antitrinitarischen Charakters
der Zeichnung nicht in Frage, da diese gar nicht anti-
trinitarisch gesinnt waren.

Einige Beiträge zur christlichen Kunstgeschichte Palästinas.

(Mit 7 Abbildungen.)

enn sich auch in Palästina die
wichtigsten Kunstschätze in Jeru-
salem und Bethlehem konzentrieren,
so lohnt es sich doch auch, in
anderen Orten nach solchen zu suchen. Sie
liegen vielleicht nicht so offen da. Aber doch
wird der Freund christlicher Kunst auf manche
ihn erfreuende Sachen stoßen. Ich möchte
in den folgenden Zeilen auf einige solche auf-
merksam machen.

I. In Mar-Saba. Sicher haben viele
schon das malerische Kloster in der wilden
Kidronschlucht besucht. Das Ganze gibt ein
Bild, wie man sich wohl ein Kloster in der

alten monastischen Zeit Palästinas vorstellen
könnte. Und doch dürften die meisten Bauten
nicht auf sehr alte Zeiten zurückgehen. Der
älteste Teil ist sicher der Felsengang, der sich
vor der Zelle des hl. Sabas befindet (siehe
Abb. 1). Man geht wohl nicht fehl, wenn
man annimmt, daß er aus der Zeit des Hei-
ligen stammt, also V. Jahrb. Auf große künst-
lerische Arbeit hat der Erbauer entschieden
keinen Wert gelegt. Der Gang ist in den
nackten Felsen gehauen und weist keinen
Schmuck auf. Leider ist er in neuerer Zeit.
wie so vieles in dem Kloster, weiß getüncht
worden. Dadurch wirkt er wie neu. Dahinter
 
Annotationen