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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Raspe, Theodor: Kirchlicher Kunstbesitz des Oldenburgischen Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0157

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273

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 8.

274

Härten des älteren romanischen Holzstils ziem-
lich unvermittelt zutage treten, so bringt doch
die stoffliche Behandlung des Mantelüberwurfs
mit den 1 e i ch t eren, elegan ten Falten
und die Art, wie die Gewandmasse vom
Schöße herabfließt, die endgültige Abkehr vom
monumentalfeierlichen Heiligenbild. Am Ge-
sichte der Maria fällt das Oval des Um-
risses und die schmale Vornehmheit der Züge
(man betrachte daraufhin die Lippen und
die Nasenflügel) auf, wie sie an olden-
burgischen und auch an den meisten west-

um die Figur weiter über die Jahrhundert-
wende hinaus datieren zu können; sehr lehr-
reich ist ein Vergleich mit den niederrhei-
nischen und westfälischen Madonnen der
ersten Hälfte des XIII. Jahrh. in der Samm-
lung Schnütgen und in den Museen zu Dort-
mund und Münster27).

Das Sedilenprofil war ebenso wie die vier
Kronenzacken mit Holznägeln angesetzt ge-
wesen. Die untere Plinthe, mit der die
Gesamthöhe der Figur 91 cm beträgt, ist nicht
aus demselben Holzblock gearbeitet.

Abb. 12. Reliquienkasten aus Holz. Mitte XV. Jahrh.

fälischen Skulpturen nicht üblich ist. Am
Christkinde wird, wie eigentlich in allen
allen Fällen der Madonnendarstellung, zuerst
die deutliche Absicht des Schnitzers sichtbar,
natürliche Bewegung und allerhand kleine
Lebenszüge anzubringen; das Spie! über-
trieben aufgeworfener Lippen verrät
diese Wärme noch mehr als die Bewegung
der Beine, von denen das eine ange-
zogen, das andere gegen den Schoß ge-
stemmt ist, obwohl diese es sind, die der
ganzen Körperhaltung das Steife, Hoheits-
volle nehmen.

Im übrigen ist jedoch die Entfernung von
der Stilauffassung des XII. Jahrh. zu gering,

Holzfigur des hl. Ansgarius.

Niederrheinisch-westfälisch, 2. Hälfte des XIII. Jahrh.
(Abb. 7.)

Drei Eichenholzfiguren, St. Ansgar, ein
sitzender Apostel und St. Katharina, stammen
aus derselben Kirche, Westerstede, gehören
aber verschiedenen gotischen Perioden an.
Restaurationen sind noch nicht an ihnen vor-
genommen.

In der Ans^arli^ur (87 cm hoch) ist die
plastische Entwicklung stark zurückgeblieben,

-7) Fr. Witte, „Die Skulpturen der Sammlung
Schnütgen" (1912) Taf. 2 1,2 und Zeitschr. „"Westfalen"
(1910), Taf. 9.
 
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