Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

DOI Artikel:
Raspe, Theodor: Kirchlicher Kunstbesitz des Oldenburgischen Museums
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0160

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
279

1912.

7.FTTSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

280

nur die Augen sind zu besserer Betonung weiß
und schwarz, die Lippen rot bemalt. Ganz
ähnliche Arbeiten sind für Nordfrankreich
typisch (Mitteilung der Museumsdirektion in
Lund), so daß wir es hier wohl mit einem
eingeführten Besitz zu tun haben.

Auf der in der Abbildung nicht sicht-
baren Langseite ist zwischen vier Aposteln
die Verkündigung in starker Abkürzung dar-
gestellt: Maria steht, daneben flattert ein
Schriftband, der Engel naht mit dem noch
deutlich lesbaren „Ave-Maria" - Schriftband
in der Hand. Für die Zeitbestimmung ist
die Stilisierung der Engelflügel mit dem
scharfen Umschlag und der einen langen
Schwinge wichtig, da sie noch hochgotische
Form hat.

Während sich an den Schmalseiten des
Kastens die Reihe der
Apostel fortsetzt, sind die
Langseiten des Daches mit
zwölf weiblichen Heiligen
geschmückt. Das Gegen-
stück zum Christuskopf
im Sattelgiebel ist abge-
brochen. DerKreuznimbus
dieses Kopfes hebt sich in
schwarzer Zeichnung vom
Goldgrunde ab.

Kelch und Patene.

1438. (Abb 13.)

Zinnerner Osterleuchter.

Westfälisch, 2. Hälfte des XV. Jahrb.. (Abb. 14.)
Unter den Arbeiten aus unedlem Metall
ragt schon durch seine Größe ein Osterleuchter
hervor. Diese in Deutschland nicht gerade
seltenen Leuchter, drei-, fünf- oder sieben-
armig80), sind gewöhnlich aus Bronze oder
Messing gegossen31), während der Oldenburgei
Leuchter — von Neuenkirchen stammend —
Zinnarbeit ist und schon dadurch vor den
anderen Beispielen verdient, in die kunstge-
schichtliche Literatur aufgenommen zu werden.
Sein Stamm wird nicht nur durch die üblichen
Ringwulste, sondern weit reicher durch regel-
mäßige Flachrillen belebt, so daß die ganze
Form ein sehr maßvolles Aussehen und etwas
technisch wie künstlerisch beinahe Vorbildliches
erhält; kein Wunder daher, daß der Leuchter

gerade

tekten

werker

essiert.

moderne Archi-
und Kunsthand-
besonders inter-

Wie der Reliquien-
kasten, stammt auch ein
20 cm hoher Kelch aus dem Jeverlar.de.
Wir veröffentlichen ihn seines eigenartigen
Silberblechstils wegen. Die strahlenförmig
vom Nodus herabreichende Treibarbeit macht
einen etwas unbeholfenen Eindruck; in-
dessen wirkt der Gegensatz des schraf-
fierten Grundes und der ruhigen Flächen
in Wirklichkeit weit besser als auf der Ab-
bildung, zumal da die ausgesparte Inschrift
und der Bogenzackenrand zur Belebung
mithelfen. Die Inschrift in Minuskeln
lautet aufgelöst: Dato anno domint 1438
festo bealo Barlholomei aposloli. Das auf-
gelötete Signaculum stellt den Gekreuzigten,
von den Leidenswerkzeugen umgeben, dar.
Die Patene enthält in gravierten Zwickeln die
Abkürzung von: hoc obtnlit pro nnbis.

Abb. 15. Taufstein. 1. Hälfte XV. Jiihrh

Tauf stein.

Norddeutsch, 1. Hälfte
XV. Jahrh. (Abb. 15.)

Weniger bedeutend als
durch seine kerbschnitt-
artigenVcrzierungen selten,
ist die abgebildete Sand-
steintaufe. Die Flächen
des achtseitigen Beckens
sind gleichmäßig mit
Kreuzrosetten und Lilien-
spitzen gefüllt, Bildungen,
die sich eher im Norden82)
und in anderem Material wiederfinden. Doch
dürfte der Stein einheimische Arbeit aus der
ersten Hälfte des XV. Jahrh. sein.

Doppelfijjair der Madonna und der
St. Anna.

Westfälisch, um ir>20. (Abb. 16 u. 17.)
Als Ergänzung zu einem Aufsatze des
Herausgebers dieser Zeitschrift™) über eine

30) »Zeitschr. f. ein. Kunst-, 1(101, Sp. 334.

31) Bei Lüer-Creutz, a. a. O. sind im Kapitel
Zinnarbeiten keine Osterleuchter erwähnt; Seite 370 ff.
nur Bronzeleuchtet.

■*) Nach gütiger .Mitteilung v. Dr. F. Witte, vgl.
Hildebrand „kyrklige Konsten" (Stockholm), Nr. 243
und 244.

™) 1907, Sp. 97. Abb. auch in Fr. Witte, a.a.O.,
Taf. 31,3 und 41,1.
 
Annotationen