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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Rahtgens, Hugo: Zur Altersbestimmung des Chorbaus von Groß-St.-Martin zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0167

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1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

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Im Vergleich zu St. Gereon bedeutet die
Apsidenkonstruktion von Groß-St.-Martin ent-
schieden eine weitere Entwicklungsphase. Dort
in St. Gereon allerdings bereits (vielleicht zum
erstenmal) die volle Ausbildung der Zwerg-
galerie mit dem Plattenfries, dagegen in beiden
Geschossen der inneren Apsisrundung Nischen;
hier in St. Martin im Obergeschoß die für
die jüngeren Chorbauten der Kölner Schule

zum Teil sogar die Profile bei beiden Bauten
überein. Allerdings stellt St. Aposteln immer-
hin die reifere Lösung dar, aber offenbar nur
mit einem ganz geringen zeitlichen Vorsprung.
Der hier in Frage kommende Teil des Chores
von St. Gereon ist aber ein Bau der zweiten
Hälfte des XII. Jahrh.0), und derjenige von
St. Aposteln ein solcher nach 1199. Noch die
um 1224 fertiggestellte Außenarchitektur der

GroR-St.-Martin, Gewölbe und Triforium des Mittelschiffs.

charakteristische offene Galerie auf zierlichen
Säulchen. Ferner weisen im Äußern des Chor-
baus von St. Martin namentlich die Rad-
blenden und Vierpaßfenster auf eine erheblich
jüngere Zeit, auf die Wende des XII. Jahrh.
hin. Im Gegensatz zu den noch herben
Formen St. Gereons tritt uns im Chorbau
von St. Martin eine Architektur entgegen, die
gleichsam im Wettbewerb mit St. Aposteln
entstanden erscheint, wie ja auch beide Kirchen
als Dreikonchenanlagen rivalisieren; es stimmen

Chorapsis von St. Kunibert ist rein romanisch,
wenn auch bereits in den Formen erstarrt. Mit
der Datierung zwischen 1185 und 1210 reiht
sich somit der Chorbau von St. Martin vor-
trefilich in die Entwicklungsreihe St. Gereon

6) Vorwiegend wohl im dritten Viertel des Jahr-
hunderts entstanden, wenn auch den Abschluß der
ganzen Bauperiode erst die Weihe des Gereonsaltars im
J. 1191 zu bezeichnen scheint. Zur Datierung des
Chores von St. Gereon vgl. meine Bearbeitung der
Kirche in den »Kunstdenkmalern der Stadt Köln*
II. 1. S. 19 u. 37.


 
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