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1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 11.
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über die Schwelle der seitlichen Obertore
und die lichte Höhe der Mittelpforte. An den
drei anderen Seiten begrenzten die Teilungs-
linien oben und unten die lichte Öffnung der
unteren Fenster4).
Es ist nicht zu verwundern, wenn nach
dem Gesagten die den ganzen Bau so be-
herrschende Sohlenhöhe der unteren Fenster
auch die Abmessung der monolithen Säulen
und der Pfeiler im Inneren bestimmte, deren
Basis und Kapitell gleich hoch waren. (Abb. 1.)
Westfront. Somit besaß die weiträumige Pracht-
halle im ganzen 40 Öffnungen. Diese Zahl
lag auch den Hauptmaßen des Bauwerkes zu-
grunde. Es war 3 X 40 Fuß lang und breit
und rings an den Mauern 2 X 40 Fuß hoch.
Stellen wir nun dem rheinischen Römer-
bau die großartigste romanische Säulenbasilika
des Rheinlandes gegenüber. Ich meine die
im Jahre 1030 von Kaiser Konrad IL ge-
gründete Benediktinerabteikirche von Limburg
an der Haardt. (Abb. 4.)
Abb. 3. Seitenansicht
Der Ansatz der oberen Fenster war gleich
der Seitenlänge des äußeren Zentralquadrates.
(Vgl. Abb. 1.) Im einzelnen hatten sie die
Dimensionen der obersten Fenster an der
4) Es sei mir gestattet darauf hinzuweisen, daß die
erwähnte doppelte goldene Teilung in der be-
schriebenen Weise an der Idealgestalt des mensch-
lichen Körpers genau wiederkehrt. Die Entfernung
von der Fußsohle bis zum Ellbogen bildet den Maior, der
Rest bis zur Scheitelhöhe den Minor. Umgekehrt er-
gißt die Lange vom Scheitel bis zu den Fingerspitzen
wi.de, einen Maior und der Rest bis zur Fußsohle
einen Minor. Wie die Teilungslinien des goldenen
Schnittes am menschlichen Körpei den Vorderarm, so
begrenzen sie am römischen Bau die unteren Fenster
der Nord-, Ost- und Südseite.
der römischen Anlage.
Die Urzelle des Baues ist auch hier das
Quadrat, die Schnittfläche der Arme der Kreuz-
kirche. Merkwürdigerweise ist das Einheits-
maß hier klassischer gefaßt a's am Römerbau.
Es reicht von der Mitte zur Mitte der Pfeiler
und beträgt 42 Fuß. Chor und Querschiffs-
flügel bilden je ein reines Quadrat aus dieser
Seitenlänge. Ihre Verdoppelung ergibt die
lichte Breite des dreischiffigen Langhauses.
Nun verläßt der Architekt das erste Maß
und verwendet zunächst die lichte Weite des
Mittel- und Querschiffes, die 38 Fuß beträgt.
Die Verdoppelung der Innenweite bestimmt
die Höhe der beiden Hauptschiffe. Ein ein-
faches durchlaufendes Gesimse über den Ar-
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über die Schwelle der seitlichen Obertore
und die lichte Höhe der Mittelpforte. An den
drei anderen Seiten begrenzten die Teilungs-
linien oben und unten die lichte Öffnung der
unteren Fenster4).
Es ist nicht zu verwundern, wenn nach
dem Gesagten die den ganzen Bau so be-
herrschende Sohlenhöhe der unteren Fenster
auch die Abmessung der monolithen Säulen
und der Pfeiler im Inneren bestimmte, deren
Basis und Kapitell gleich hoch waren. (Abb. 1.)
Westfront. Somit besaß die weiträumige Pracht-
halle im ganzen 40 Öffnungen. Diese Zahl
lag auch den Hauptmaßen des Bauwerkes zu-
grunde. Es war 3 X 40 Fuß lang und breit
und rings an den Mauern 2 X 40 Fuß hoch.
Stellen wir nun dem rheinischen Römer-
bau die großartigste romanische Säulenbasilika
des Rheinlandes gegenüber. Ich meine die
im Jahre 1030 von Kaiser Konrad IL ge-
gründete Benediktinerabteikirche von Limburg
an der Haardt. (Abb. 4.)
Abb. 3. Seitenansicht
Der Ansatz der oberen Fenster war gleich
der Seitenlänge des äußeren Zentralquadrates.
(Vgl. Abb. 1.) Im einzelnen hatten sie die
Dimensionen der obersten Fenster an der
4) Es sei mir gestattet darauf hinzuweisen, daß die
erwähnte doppelte goldene Teilung in der be-
schriebenen Weise an der Idealgestalt des mensch-
lichen Körpers genau wiederkehrt. Die Entfernung
von der Fußsohle bis zum Ellbogen bildet den Maior, der
Rest bis zur Scheitelhöhe den Minor. Umgekehrt er-
gißt die Lange vom Scheitel bis zu den Fingerspitzen
wi.de, einen Maior und der Rest bis zur Fußsohle
einen Minor. Wie die Teilungslinien des goldenen
Schnittes am menschlichen Körpei den Vorderarm, so
begrenzen sie am römischen Bau die unteren Fenster
der Nord-, Ost- und Südseite.
der römischen Anlage.
Die Urzelle des Baues ist auch hier das
Quadrat, die Schnittfläche der Arme der Kreuz-
kirche. Merkwürdigerweise ist das Einheits-
maß hier klassischer gefaßt a's am Römerbau.
Es reicht von der Mitte zur Mitte der Pfeiler
und beträgt 42 Fuß. Chor und Querschiffs-
flügel bilden je ein reines Quadrat aus dieser
Seitenlänge. Ihre Verdoppelung ergibt die
lichte Breite des dreischiffigen Langhauses.
Nun verläßt der Architekt das erste Maß
und verwendet zunächst die lichte Weite des
Mittel- und Querschiffes, die 38 Fuß beträgt.
Die Verdoppelung der Innenweite bestimmt
die Höhe der beiden Hauptschiffe. Ein ein-
faches durchlaufendes Gesimse über den Ar-