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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Oidtmann, Heinrich: Alte Glasmalereien aus der Pfarrkirche zu Monreal bei Mayen
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Hasak, Max: Haltbare Farben für die Ausmalung von Kirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0212

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379

1912. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Ni. 11.

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Fischblasen und das Bild von Gott-Vater
unterzubringen, abgesehen davon, daß die
Pfarrkirche zu Monreal sich kaum dazu ver-
stehen dürfte, ihren kostbaren Schatz abzu-
treten. Unter solchen Umständen, wo sich
auf beiden Seiten recht nahe liegende und
durchaus verständliche Wünsche beziehungs-
weise Interessen widerstreiten, wäre vielleicht
die Lösung in Erwägung zu ziehen, zunächst

in Monreal eine recht getreue Nachbildung der
sechs Felder von Capellen anzubringen. Auf
diese Weise würde einerseits den berechtigten
und auch sehr begreiflichen Wünschen der
Pfarrgemeinde zu Monreal entsprochen, ander-
seits aber auch dem Interesse weiter Kreise
von Gelehrten und Kunstfreunden in ge-
bührender Weise gedient.

Linnich. Heinrich Oidtmann.

Haltbare Farben für die Ausmalung von Kirchen.

eber haltbare Farben zu verfügen,
ist für den Kirchenbauer von be-
sonderer Wichtigkeit. Nach lang-
jährigen und verschiedenartigen
Erfahrungen kann ich den Käsekalk als Binde-
mittel auf das allerbeste und uneingeschränkt
empfehlen. Man nimmt einen Teil weißen
Käse, wie man ihn auf dem Markt täglich
erhält (in Schlesien Quarg genannt), dazu
zweibisdreiTeile Weißkalk undrührt beide ver-
mittels Wasser zu einem Brei zusammen, so
daß man ihn mit dem Pinsel bequem als
Farbe aufstreichen kann. Es ist der alte Leim
der Zimmerleute, die, so lange die Zünlte be-
standen, nur kalt leimen durften, im Gegen-
satz zu den Tischlern, welche heiß leimen.
In dieses Bindemittel mischt man die Farbe
oder die Farben, welche die Tönung hergeben.
Zu diesem Zweck eignen sich jedoch nur
solche Farben, die nicht durch den Kalk zer-
setzt und entfärbt werden. Solche Farben
sind zumeist die in der Natur vorkommenden
Erd- und Pflanzenfarben, wie z. B. Kobalt,
Caputmortuum, Ocker, Krapp, Indigo und
ähnliche.

Das Bindemittel, der Käsekalk klebt sehr
heftig und erhärtet bald, so daß man nicht
viel im voraus einrühren darf.

Der erste, von welchem ich dieses Ver-
fahren lernte, der Maler Herr Hermann Ratsch,
verlangte für das Bild im Treppenhaus meiner
Reichsbank hier am Hausvogtei-Platz, daß der
alte Putz abgeschlagen und frischer Putz her-
gestellt würde. Auf diesen malte er dann
nach einiger Zeit. Wie schön sich dieses
Bild erhalten hat und wie angenehm die
Farbengebung ist, davon kann sich ein jeder
leicht überzeugen, da der Eintritt am Haus-
vogtei-Platz für alle offen steht. Trotzdem
Hunderte täglich durch dieses Treppenhaus
hindurchgehen und die Außenluft, ob trocken

oder naß, daran vorbeistreicht, (im Winter
ist das Treppenhaus auch geheizt), hat sich
das Bild doch unverändert erhalten und läßt
sich leicht abstauben, wenn auf der glasur-
artigen Farbe überhaupt Staub haftet.

Bei dem Erweiterungsbau der Stadtpfarr-
kirche in Leobschütz handelte es sich dann
darum, auf frischen wie auf alten Putz zu
streichen. Die alten Gewölbe waren aus-
geflickt worden. Den gesamten Putz abzu-
schlagen, hätte große Kosten verursacht. So
wurde denn der alte Putz ausgebessert und
auf ihn mit der Käsefarbe gemalt. Auch dort
bewährte sich das Verfahren ausgezeichnet
trotz des verschiedenartigen Putzes.

Da ich das Schwarzweiden der weißen
Fugen im Äußeren der Ziegelbauten längst
unangenehm empfand, so versuchte ich bei
den Häusern von Corpus-Christi in der Torner
Straße zu Berlin die Fugen sofort nach ihrer
Ausfugung mit Kalkmörtel durch einen Maurer
mit Käsekalk überstreichen zu lassen. Um
das grelle Weiß etwas zu dämpfen, habe ich
Ocker hinzumischen lassen. Auch für diesen
Zweck, also im äußeren, hat sich die Färbung
sehr gut gehalten. Die Fugen sind nicht
schwarz geworden.

Da ich glaubte wahrgenommen zu haben,
daß dieser Käsekalk selbst bei der größten
Kälte das Wasser sehr schnell band und
daher die Fugen wie die Putzflächen nicht
zerfroren, so habe ich dann bei der Kreuz-
kirche zu Wilmersdorf, als wir mit dem reich
durchbrochenen Ziergiebel erst im Dezember
und Januar am mauern waren, darauf ge-
halten, daß die Fugen der Fialen sofort mit
Käsekalk überstrichen wurden. Als dann im
Januar der plötzliche Wetterumschlag mit
schneidendem Ostwind eintrat, ist kein Mauer-
teil erfroren. Allerdings war dem Mauermörtel
etwas Zement zugesetzt worden, so daß beides,
 
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