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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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4. Heft
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Rathgen, Bernhard von: Fränkische Prunkwaffen im Museum zu Namur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0102

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82 BERNHARD RATHGEN, FRÄNKISCHE PRUNKWAFFEN IM MUSEUM ZU NAMUR VII. BAND

vorzüglich erhalten. Das etwa 5 mm starke Rund-
eisen ist 110 bezw. 88 cm lang. Bei ersterem ist
die Spitze 4 cm lang, vierkantig pyramidal, genau
wie beim normalen Pilum, mit einer Basisbreite
von 1 cm. Die beiden Widerhaken messen 2,5 cm.
Das Speereisen greift mit mehreren Federn um
den etwa 5 cm starken Holzschaft und diese
werden durch eiserne Ringe an ihn fest angeprefst.
Die drei Angos in Samson zeigen dieselben
Konstruktionsverhältnisse, sie sind 99, 94 und
63 cm lang.

geworden, ebenso die Pfeilspitze, die Franzisca,
die Streitaxt und das Langschwert sind selten,
aber der Scramasax ist stets zahlreich vertreten.
Die Gräber des 6. Jahrhunderts bilden den
Übergang zu diesen beiden Extremen. Der Ango
fehlt schon hier, aber der Stofsspeer, besonders
in der Form des Knebelspiefses3), der Wurfspeer
kommen reichlich vor. Seltener als im 4. und
5. Jahrhundert sind Wurfbeil und Streitaxt, aber
die zweischneidige Spatha ist zahlreicher vorhan-
den und der einschneidige Scramasax tritt auf.


Eine dritte römisch-fränkische Militärstation
war in Furfooz. In ihr fanden sich, ebenso wie
in den beiden vorgenannten, die alle drei auf das
5. Jahrhundert zurückgehen, schwere und leichtere
Stofsspeere, Wurflanzen, Pfeilspitzen, Wurfbeile
und Streitäxte, dagegen fehlen in Eprave und
Furfooz das Langschwert sowie in allen drei das
immer als typisch fränkisch angesprochene Kurz-
schwert, der Scramasax2).
Im Gegensatz hierzu ist in den fränkischen
Gräbern des 7. und 8. Jahrhunderts, welche durch
das Aufkommen der christlichen Embleme der
Zeit nach sicher bestimmbar sind, der Speer selten
2) Bei Eprave sind auf einem abseitigen Friedhofe
27 Scramasaxe gefunden. Dieser Friedhof gehört aber nach-
weislich einer viel jüngeren Zeit an.

Die Franzisca und die Streitaxt machen Form-
verwandlungen durch. In der älteren Zeit sind
sie besonders kräftig und schwer, in der Zwischen-
zeit leichter und eleganter geformt, um zuletzt
plump zu entarten. — Die Streitaxt ist manch-
mal als Waffe verkannt, für ein Arbeitsgerät an-
gesprochen worden. Aber wie in den belgisch-
römischen Gräbern niemals Waffen Vorkommen,
so fehlen in den fränkischen Gräbern alle Ar-
beitsgeräte. Und wenn doch ein Zweifel über den
8) Der Knebel diente nicht zur Verzierung, er sollte
vielmehr, wie heute noch bei der Saufeder, ein zu tiefes
Eindringen in die Wunde verhindern, er erfüllte denselben
Zweck wie die Kugel unter der Spitze der modernen
Kavallerielanze. (S. Diener-Schünberg, Der Knebel an Jagd-
blandwaffen, in dieser Zeitschrift II, 345-)
 
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