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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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4. Heft
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Forrer, Robert: Die eiserne Hand von Balbronn (Elsaß)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0124

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104

R. FORRER, DIE EISERNE HAND VON BALBRONN

VII BAND

tung-, da der Feind immer die Hand des Fähn-
richs abzuhauen trachtete, um die Fahne zu er-
beuten. — Die echte eiserne rechte Hand des Götz
von Berlichingen (J- 1562), die ihm von einem
nicht bekannten Instrumentenmacher in bewunde-
rungswürdiger Weise nach dem Verlust der rechten
Hand bei der Belagerung von Landshut angefer-
tigt worden (Abb. ebd. p. 839), wird zu Jagstfeld,
einem Dorfe Württembergs im Neckarkreise, auf-
bewahrt.“

erhalten und beweglich gewesen sein. Auf ihn
wurde der Eisenarm aufgeschoben und hier durch
Lederriemen, die unter der rechten Achsel durch-
gezogen worden sein mögen, festgehalten. Die
Öse im Armgehäuse, durch welche dieser Riemen
gezogen wurde, ist im Original erhalten und in
den Abbildungen deutlich sichtbar.
Der Ellbogen war ganz nach Art der Rüstungs-
ellbogen geschmiedet, innen aber trägt er ein 4 cm
Durchmesser haltendes und 1,6 cm starkes, also


Abb. 3


Abb. 4


Abb. 5

Blanke Rekonstruktion der eisernen Hand von Baibronn.
Museum elsässischer Altertümer zu Strafsburg und Hohkönigsburg

Was Demmin da von den eisernen Armen der
Fähnriche erzählt, ist wohl mehr Fabel als Wissen-
schaft. Keinesfalls trifft das auf unsere linke Hand
von Baibronn zu und die von ihm abgebildete
Sigmaringer scheint in die gleiche Gruppe zu ge-
hören. Wie die Balbronner funktionierte, lassen
die erhaltenen Reste und noch besser die durch
den kunstreichen Strafsburger Schlosser v. Zschokk
hergestellte genaue Nachbildung vorzüglich er-
kennen. (Die Originalreste sind in Abb. 1 u. 2, die
nach denselben angefertigte blanke Kopie in Abb.
3, 4, 5 abgebildet; eine zweite Kopie hat v. Zschokk
gleichzeitig für die Hohkönigsburg angefertigt).
Deutlich erkennt man, dafs unserem Balbronner
Junker nicht blofs die linke Hand, sondern auch
der linke Vorderarm mitsamt dem Ellbogengelenk
fehlte. Aber der Oberarm mufs als Stumpf noch

sehr widerstandsfähiges Zahnrad. In dieses greift eine
Eisenschiene ein, die gestattet, den Unterarm ganz
analog einem gesunden Arm in verschieden spitze
Winkel einzustellen. Das Einstellen mufste die ge-
sunde rechte Hand besorgen, aber es liefs sich
mit grofser Raschheit und ohne besondere Kraft-
anstrengung vollziehen. Sollte der Arm oder die
Hand der Brust nähergerückt werden, so zog der
Reiter die linke Hand mit leisem Ruck an sich
und dank der Stellfeder blieben Arm und Hand
in der neuen Stellung. Wollte der Träger den
Arm wieder strecken, so zog er an dem Knopfe
oberhalb des Handgelenkes und infolge seines
eigenen Gewichtes bog sich der Arm wieder ge-
rade. Diese Vorrichtung fehlt der Eisenhand Ber-
lichingens wie der Sigmaringer Hand, denn in
beiden Fällen müssen die Träger noch das Eli-
 
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