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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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4. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0129

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4. HEFT

FACHNOTIZEN

109

Die Breite desThorner Helms am unteren Rande
beträgt 22 cm, am oberen 19,5 cm; die Längen
überschreiten diese Mafse nur um ein weniges.
Der untere Teil des Helms hat vorn einen
rechteckigen Gesichtsausschnitt von 11,2 cm Breite
und 6,2 cm Höhe. Die unteren Ecken sind abge-
bröckelt; sie dürften — wie in der Nachbildung —
abgerundet gewesen sein. Der untere Helmrand
war den vorhandenen Resten zufolge gerade ab-
geschnitten. Rings um den Rand und Gesichts-
ausschnitt laufen kleine Futterlöcher. In Höhe
des oberen Randes des Gesichtsausschnittes (diesen
jedoch nicht inbegriffen) sehen wir in gröfseren
Abständen von einander Nietkloben zur Befesti-

sonderlich ist an ihm in erster Linie der Aufbau
aus einem zylindrischen unteren und einem kegel-
förmigen oberen Teil mit der über der Helmmitte
liegenden Spitze, während die Beckenhaube ge-
wöhnlich aus einem einheitlich gewölbten Stück
mit rückwärts liegender Spitze besteht. -Indes
finde ich bei Demmin S. 404*) und 5142) zwei
ähnlich geformte Helme, die sich von dem unseren
im wesentlichen nur dadurch unterscheiden, dafs
bei ihnen der kegelförmige obere Teil nicht zu
einer Spitze ausgezogen ist. Der Helm S. 514 be-
sitzt zudem ein Klappvisier, welches mit dem Sturz
des Thorner Helmes eine gewisse Ähnlichkeit hat;
leider ist die Abbildung bei Demmin etwas dürftig,


1 2 3
Beckenhaube; Thorn, Polnisches Museum. 1 Original, 2 u. 3 Reproduktion

gung der aus Ringgeflecht bestehenden Helm-
brürine. Vgl. Boeheim, Waffenkunde, Abb. 17—19.
Vor dem Gesichtsausschnitt liegt statt des
sonst üblichen Visiers ein Helmsturz, der zum Auf-
klappen und zugleich zum Abstecken eingerichtet
ist. Oben legt er sich mit einem schmalen Stück
glatt an die Helmwand an, mit seinem kannelierten
Hauptteil jedoch, der keinerlei Öffnungen zeigt,
springt er scharf vor. Der untere Rand ist ge-


rade abgeschnitten und liegt nur 2 cm höher als
der untere Helmrand, sodafs das Gesicht zwar
gegen Hiebe von oben gut geschützt, andererseits
aber der Blick geradeaus stark beeinträchtigt war.
Der Sturz ist besonders stark vom Rost mitge-
nommen und kann gegenwärtig nur durch eine
auf der Abbildung sichtbare Schnur in seiner Lage
erhalten werden.
Ich habe den Helm als Beckenhaube bezeichnet
und glaube darin nicht gefehlt zu haben. Ab-

eine bessere steht mir jedoch nicht zur Verfügung.
Weiter bringt Demmin auf S. 388 und 389 zwei
„italienische Ritter aus dem 14. Jahrhundert, nach
einer mit Holzformen aus freier Hand in roten
und schwarzen Ölfarben bedruchten Leinwand, im
Besitze des Herrn Odet in Sitten“. Diese Ritter
tragen Beckenhauben mit „Augenschirmen“, wie
Demmin sie nennt, welche dem Sturz des Thorner
Helmes durchaus verwandt erscheinen.
Hat sonach unser Helm im Westen Gegen-
stücke, so möchte ich ihn doch seiner ganzen Er-
scheinung nach als eine in Anlehnung an deutsche
Vorbilder von einem slavischen Meister gefertigte
Arbeit ansehen. Als Zeit kommt wohl nur das
14. Jahrhundert in Frage, eine genauere Bestim-
mung möchte ich jedoch mangels weiterer Ver-
gleichsstücke bis auf weiteres nicht treffen.
Bernhard Engel.
Ritterschlag vor der Schlacht. Dafs nach
siegreich beendeter Feldschlacht der höchste Fürst
oder der oberste Feldhauptmann zur Belohnung
für hervorragende Tapferkeit den Ritterschlag
„Burgundischer Ritter, nach den Buchmalereien einer
für den Herzog von Burgund, Johann den Unerschrockenen
(1404—1419), verfaisten römischen Geschichte.“
B) „Nach der Hochbildnerei eines Grabmals in der Kirche
St. Castor zu Koblenz.“
 
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