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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 7.1915-1917

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5. Heft
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Engel, Bernhard: Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordensgebiet, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39949#0157

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5. HEFT

BERNHARD ENGEL, WAFFENGESCHICHTLICHE STUDIEN

137


Abb 3
derte dazu mitgewirkt. Für uns
kommt davon das Folgende in Be-
tracht2) :
A. Vier Original-Stech-
rüstungen. Die Georgsbrüder-
schaft, die Gründerin des Artus-
hofes, nahm nur die vornehmsten
Bürger in ihre Reihen auf und ver-
langte noch 1414, dafs selbst die
einzuführenden Gäste zu Schildes-
amt geboren oder dazu erwählt
sein mufsten. Zweifellos hat diese
Brüderschaft von vornherein auch
Turniere veranstaltet; urkundlich
nachweisbar ist jedoch für Danzig
ein Turnier erst im Jahre 1457 bei
Gelegenheit der Anwesenheit des
Königs Kasimir von Polen. Da-
bei wurde einem der Beteiligten
ein Finger abgestochen. — Als
iurnierdank werden gelegentlich
folgende Gegenstände erwähnt:
i486 eine silberne Schale in Gestalt
eines Schiffes, 1488 eine silberne
Spange, 1494 eine Pavese. Weiter
2) Die Abbildungen sind nicht obigen
Werken entnommen, vielmehr sind die
photographischen Aufnahmen eigens für
den gegenwärtigen Aufsatz hergestellt
worden.

erfahren wir, dafs auf den Ausgang mancher Stechen Wetten
abgeschlossen wurden. Die zu den Stechen benutzten Rüstungen
scheinen schon frühzeitig Eigentum der Brüderschaft gewesen
zu sein, es wurden nämlich 1483 drei Harnische aufgehängt,
von denen zwei beim Reiten gedient hatten und einer in dem-
selben Jahre nach dem Ableben des Bürgermeisters Philipp
Bischof, seinem Testamente gemäfs, der Georgsbrüderschaft
zugefallen war. Auch andere Gemeinschaften, Banken ge-
nannt, welche allmählich Teilhaberinnen des Artushofes ge-
worden waren, besafsen Stechharnische, welche sie den Brüdern
gegen Bezahlung zur Verfügung stellten. So hatte 1557 die
Reinholdsbank vier solcher Harnische.
Gegenwärtig befinden sich im Artushofe noch vier Stech-
zeuge, die leider so hoch hängen, dafs ich selbst mit der aller-
gröfsten Leiter nur bis zu den zu unterst angebrachten Schilden
gelangen konnte. Eine genauere Beschreibung ist daher un-
möglich, und ich mufs im wesentlichen auf die Abbildungen
(Abb. 1 und 2) verweisen; nur folgendes sei hinzugefügt: Alle
Rüstungen sind vorzüglich erhalten, zurzeit schwarz lackiert.
Der edel geformte Helm ist auf die einfache Brust auf-
geschraubt, ebenso unten das Magenblech mit drei bis fünf
Bauchreifen, an deren untersten die teils geschobenen, teils
steifen Beintaschen sitzen. Die grofsen Achselhöhlscheiben
(Schwebescheiben) verdecken den Anschlufs des Oberarm-

Abb. 4
 
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