Die yolnifde Königswahl im ZIahıe 1733,
Von
Adolf Beer,
Die polniſche Königswahl beſchäftigte die Wiener Staatsmänner
jahrelang vor dem Ableben Auguſts II. von Sachſen-Polen. Daß
Frankreich durch die Wahl des Schwiegervaters Ludwigs XV.,
Stanislaus Lesczinsky, der ſchon einmal unter dem Patronate
Karls XII. von Schweden die Krone der Jagellonen getragen
hatte, ſich einen dauernden Einfluß auf den Oſten Europas ſchaffen
wollte, konnte den Nachbarmächten, namentlich aber Oeſterreich,
nicht gleichgültig ſein, das ſich auch nach dem Abſchluſſe des ſpa—
niſchen Erbfolgekrieges noch immer von der franzöſiſchen Politik
bedroht fühlte. Auch die Frage der Erbfolge in den habsburgi—
ſchen Ländern ſelbſt, welche Karl VI. durch die Anerkennung ſeiner
pragmatiſchen Sanktion von ſeiten der europäiſchen Staaten regeln
zu können hoffte, kam dabei in Betracht. Bereits in dem im
Jahre 1725 zwiſchen Spanien und Oeſterreich abgeſchloſſenen
Traktate übernahm erſteres die Verpflichtung, den von dem Kaiſer
vorgeſchlagenen Kandidaten zu unterſtützen und, wenn es nötig
ſein ſollte, eine Geldunterſtützung zu gewähren. Bei den mannig—
fachen Anläufen des Königs von Polen zur Schließung einer
Allianz mit Oeſterreich bildete die Nachfolge des Kurprinzen einen
ſtehenden Verhandlungsgegenſtand, aber die großen Anſprüche
Auguſts hinderten eine Verſtändigung. Nach dem Abſchluſſe des
Vertrags in Herrenhauſen legte Oeſterreich großes Gewicht auf die
Gewinnung Sachſens, und der öſterreichiſche Miniſter Graf Ludwig
Sinzendorf hätte lebhaft die Sendung des ſächſiſchen Premiers
Flemming nach Wien gewünſcht. Der ſächſiſche Hof betraute jedoch
den Kabinettsminiſter Marquis Fleury mit der Führung der Unter—
handlungen.! Sachſen erklärte ſich zu einem Vertragsſchluſſe bereit,
Flemming à Sinaendorf, Varſovie, 21. Nov. 1725. (Hſ.)
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte te, 1885. Heft I. 1
Von
Adolf Beer,
Die polniſche Königswahl beſchäftigte die Wiener Staatsmänner
jahrelang vor dem Ableben Auguſts II. von Sachſen-Polen. Daß
Frankreich durch die Wahl des Schwiegervaters Ludwigs XV.,
Stanislaus Lesczinsky, der ſchon einmal unter dem Patronate
Karls XII. von Schweden die Krone der Jagellonen getragen
hatte, ſich einen dauernden Einfluß auf den Oſten Europas ſchaffen
wollte, konnte den Nachbarmächten, namentlich aber Oeſterreich,
nicht gleichgültig ſein, das ſich auch nach dem Abſchluſſe des ſpa—
niſchen Erbfolgekrieges noch immer von der franzöſiſchen Politik
bedroht fühlte. Auch die Frage der Erbfolge in den habsburgi—
ſchen Ländern ſelbſt, welche Karl VI. durch die Anerkennung ſeiner
pragmatiſchen Sanktion von ſeiten der europäiſchen Staaten regeln
zu können hoffte, kam dabei in Betracht. Bereits in dem im
Jahre 1725 zwiſchen Spanien und Oeſterreich abgeſchloſſenen
Traktate übernahm erſteres die Verpflichtung, den von dem Kaiſer
vorgeſchlagenen Kandidaten zu unterſtützen und, wenn es nötig
ſein ſollte, eine Geldunterſtützung zu gewähren. Bei den mannig—
fachen Anläufen des Königs von Polen zur Schließung einer
Allianz mit Oeſterreich bildete die Nachfolge des Kurprinzen einen
ſtehenden Verhandlungsgegenſtand, aber die großen Anſprüche
Auguſts hinderten eine Verſtändigung. Nach dem Abſchluſſe des
Vertrags in Herrenhauſen legte Oeſterreich großes Gewicht auf die
Gewinnung Sachſens, und der öſterreichiſche Miniſter Graf Ludwig
Sinzendorf hätte lebhaft die Sendung des ſächſiſchen Premiers
Flemming nach Wien gewünſcht. Der ſächſiſche Hof betraute jedoch
den Kabinettsminiſter Marquis Fleury mit der Führung der Unter—
handlungen.! Sachſen erklärte ſich zu einem Vertragsſchluſſe bereit,
Flemming à Sinaendorf, Varſovie, 21. Nov. 1725. (Hſ.)
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte te, 1885. Heft I. 1