Mitteilungen und Btrichtt.
Zur Geſchichte Karls V.
Das vorliegende! Werk zählt nicht zu denjenigen, welche unſer Wiſſen durch
Veröffentlichung ſeither unbekannter Urkunden bereichern wollen. Nicht ganz zwar
hat Baumgarten ſich auf die Verarbeitung des ſchon gedruckten Materials be—
ſchränkt; er hat z. B. aus dem in Paris befindlichen Briefwechſel des Grafen Carpi
einiges für die Monate Mai und Juni 1521 mitgeteilt, was auf die Entſtehung.
des Bündniſſes zwiſchen Karl V. und Leo X. neues Licht wirft; ſonſt aber
hat er es für an der Zeit gehalten, ein Geſamtbild Karls V. und ſeiner Re—
gierung zu entwerfen, was ſeit Robertſon, das heißt alſo ſeit 116 Jahren, nie—
mand mehr verſucht hat. Baumgarten iſt ſich wohl bewußt, daß er damit der
„kategoriſchen Forderung der heutigen Wiſſenſchaft“ nicht genügt, nach der „eine
hiſtoriſche Darſtellung auf einer möglichſt vollſtändigen Verwertung des urkund—
lichen Materials beruhen ſoll, des ungedruckten ebenſogut wie des gedruckten“;
aber er weiß ebenſo, daß, wenn er die fremden und deutſchen Archive in
dem an ſich wünſchenswerten Umfange für die Geſchichte Karls V. hätte be—
nutzen wollen, er genötigt geweſen ſein öwürde, nicht bloß ziemlich lange auf
ſeine Lehrthätigkeit zu verzichten, ſondern auch ſich mit der Herſtellung einer
Quellenpublikation oder einer Monographie zu begnügen. Deren aber gibt es
ſchon eine erdrückende Maſſe; geleſen werden ſie nur von den Spezialforſchern,
für die allgemeine Bildung ſind ſie ſo gut wie belanglos, und doch kann
auch der ſtrengſte Spezialiſt nicht beſtreiten, daß Quellenpublikationen nicht um
ihrer ſelbſt willen erfolgen und Monographien nicht bloß den Zweck haben, irgend
eine Einzelheit aufzuklären, ſondern den, daß ſie durch dieſe Aufklärung den Zu—
ſammenhang der geſchichtlichen Entwickelung ſelbſt aufhellen ſollen. Wenn alle
ſolche wiſſenſchaftlichen Detailarbeiten, deren Unerläßlichkeit ja an ſich außer
Zweifel ſteht, jahrzehntelang ſo gut wie unbenutzt daliegen und am Ende
durch ihre Maſſenhaftigkeit den Hiſtoriker ſelbſt erdrücken, ſo iſt das für das
wirkliche geſchichtliche Wiſſen wenig förderlich. Aus dieſen Gründen hielt Baum—
Baumgarten, H., Geſchichte Karls V. Erſter Band. Stuttgart, 1885. XVI und
536 Eeiten.
Zur Geſchichte Karls V.
Das vorliegende! Werk zählt nicht zu denjenigen, welche unſer Wiſſen durch
Veröffentlichung ſeither unbekannter Urkunden bereichern wollen. Nicht ganz zwar
hat Baumgarten ſich auf die Verarbeitung des ſchon gedruckten Materials be—
ſchränkt; er hat z. B. aus dem in Paris befindlichen Briefwechſel des Grafen Carpi
einiges für die Monate Mai und Juni 1521 mitgeteilt, was auf die Entſtehung.
des Bündniſſes zwiſchen Karl V. und Leo X. neues Licht wirft; ſonſt aber
hat er es für an der Zeit gehalten, ein Geſamtbild Karls V. und ſeiner Re—
gierung zu entwerfen, was ſeit Robertſon, das heißt alſo ſeit 116 Jahren, nie—
mand mehr verſucht hat. Baumgarten iſt ſich wohl bewußt, daß er damit der
„kategoriſchen Forderung der heutigen Wiſſenſchaft“ nicht genügt, nach der „eine
hiſtoriſche Darſtellung auf einer möglichſt vollſtändigen Verwertung des urkund—
lichen Materials beruhen ſoll, des ungedruckten ebenſogut wie des gedruckten“;
aber er weiß ebenſo, daß, wenn er die fremden und deutſchen Archive in
dem an ſich wünſchenswerten Umfange für die Geſchichte Karls V. hätte be—
nutzen wollen, er genötigt geweſen ſein öwürde, nicht bloß ziemlich lange auf
ſeine Lehrthätigkeit zu verzichten, ſondern auch ſich mit der Herſtellung einer
Quellenpublikation oder einer Monographie zu begnügen. Deren aber gibt es
ſchon eine erdrückende Maſſe; geleſen werden ſie nur von den Spezialforſchern,
für die allgemeine Bildung ſind ſie ſo gut wie belanglos, und doch kann
auch der ſtrengſte Spezialiſt nicht beſtreiten, daß Quellenpublikationen nicht um
ihrer ſelbſt willen erfolgen und Monographien nicht bloß den Zweck haben, irgend
eine Einzelheit aufzuklären, ſondern den, daß ſie durch dieſe Aufklärung den Zu—
ſammenhang der geſchichtlichen Entwickelung ſelbſt aufhellen ſollen. Wenn alle
ſolche wiſſenſchaftlichen Detailarbeiten, deren Unerläßlichkeit ja an ſich außer
Zweifel ſteht, jahrzehntelang ſo gut wie unbenutzt daliegen und am Ende
durch ihre Maſſenhaftigkeit den Hiſtoriker ſelbſt erdrücken, ſo iſt das für das
wirkliche geſchichtliche Wiſſen wenig förderlich. Aus dieſen Gründen hielt Baum—
Baumgarten, H., Geſchichte Karls V. Erſter Band. Stuttgart, 1885. XVI und
536 Eeiten.