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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 2.1885

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Weltrich, Richard: Herzog Karl von Württemberg und seine pädagogischen Schöpfungen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52690#0057

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herzeg Karl von Würktemberg und feine zödagogiſthen
Ichüyfungen.
Von

NRichard Weltrich.!

— Rarl Mexander, Herzog von Württemberg, war im März 1737
aus dem Leben geſchieden. Kaum vier Jahre hatte er das Regi—
ment geführt; aber hochan häufte dieſe kurze Zeit das Maß der
Verwünſchungen und der Thränen des Volkes. Denn Karl Alexander
war es, welcher dem Juden Süß-Oppenheimer, dem Blutſauger,
die Verwaltung des Staats und die Rechte der Bürger preisgab.
Nun, da der Herzog eines plötzlichen Todes geſtorben war, galt
es, die Zukunft des Landes zu ſchützen. Der Erbprinz Karl Eugen,
am 11. Februar 1728 geboren, ſtand noch in Minderjährigkeit;
ſo mußte eine vormundſchaftliche Regierung beſtellt werden. Jud
Süß wurde gehenkt. Den Erbprinzen ſchickte man, damit er ſeine
Ausbildung vervollſtändige und bei Friedrich dem Großen Re—
gierungskunſt ſehe, auf mehrere Jahre nach Berlin. Auch politiſche
Abſichten waren bei dieſer Maßregel im Spiele; man wünſchte den
Einfluß der katholiſchen Mächte Oeſterreich und Frankreich von der
Erziehung des Prinzen fernzuhalten, und andrerſeits nahm Friedrich
der Große gern die Gelegenheit wahr, in Süddeutſchland Verbin—
dungen zu gewinnen.? Der König hegte von den Fähigkeiten
Karl Eugens eine nicht geringe Meinung; er behandelte ihn mit
Auszeichnung, und als er ſich bei Karl VII. für ſeine Mündig—
keitserklärung verwendete, ſtellte er ihm brieflich das Zeugnis aus,
daß er imſtande wäre, noch größere Staaten zu regieren als die—
jenigen, welche die Vorſehung ſeiner Sorgfalt anvertraut habe.

1 Der hier folgende Aufſatz iſt ein Abſchnitt aus der Biographie Schillers,
welche im Verlage der J. G. Eotta'ſchen Buchhandlung zu Stuttgart demnächſt
erſcheinen wird. Alle Rechte des Autors wie des Verlegers auf den nachſtehend
mitgeteilten Text werden ausdrücklich gewahrt.

2 Vgl. den trefflichen Artikel von Paui Stälin über Karl Eugen, H. v. W.
in Band XV der Allgem. Deutſchen Biographie.
 
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