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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 2.1885

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Jeep, Ludwig: Der Kaiser Diokletian und seine Stellung in der Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.52690#0124

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Drr Knifer Diokletian und feine Itellung in der Geſthichte.
Von
S. 2. Jeep.

Unter den großen Männern, welche in der Geſchichte bis zum
heutigen Tage oft ſehr falſch beurteilt werden, iſt einer der her—
vorragendſten dex römiſche Kaiſer Diokletianus. Gerade in der
neueren Zeit iſt ſein Name wieder vielfach mißbraucht worden, um
die Geſetze, welche beſtimmt waren, das Verhältnis zwiſchen
Staat und Kirche zu regeln, als eine gewaltthätige und barbaxiſche
Verfolgung der chriſtlichen Kirche im allgemeinen zu bezeichnen.
Das Wort von der Didkletianiſchen Kirchenverfolgung iſt immer
und immer wieder aufgetaucht. Man hat ſich irrig gewöhnt, unter
dieſer Periode ſich eine Zeit der äußerſten Willkür, Ungerechtigkeit,
Grauſamkeit vorzuſtellen und den Urheber derſelben, den römiſchen
Kaiſer Diokletianus, als eine Ausgeburt aller Bosheit und Scheuß—
lichkeit zu betrachten. Wenn man die, welche das Schlagwort von
der Didkletianiſchen Chriſtenverfolgung ſo oft zu ihrem Nutzen
verwendet haben, fragen würde, was ſie denn eigentlich faktiſch
vom Diokletianus wüßten, ich glaube, es würden viele von ihnen
bei nicht allzu ſcharfem Verhör ſehr bald in die unerwünſchteſte
Lage kommen.

Es iſt aber für den Forſcher beſonders Pflicht, gerade die
Irrtümer zu beſeitigen, die geeignet ſind, ſelbſt in der Gegenwart
nachzuwirken. Und dieſe Pflicht wird zu einer angenehmen Arbeit,
wenn ſich mit der Belehrung zugleich die Gerechtigkeit verbindet,
indem das Andenken eines großen Mannes rehabilitiert wird, auf
dem die Erde nicht leicht geruht, jondern 11 Jahrtauſende mit
unerbittlichem Drucke gelaſtet hat.

Diokletianus ſteht zwiſchen zwei Weltaltern und ihren Kulturen.
Er iſt der letzte ganz heidniſche Imperator; die kurze Unterbrechung
der Regierung des edlen Julianus iſt nur eine romantiſche Epiſode,
 
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