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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 2.1885

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Gopčević, Spiridon: Die Flibustier und Boucanier, 1
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52690#0288

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die klihuſtier und Honcanier.
Von
Hpiridion Gopeevit.
2

Eine auffallende Erſcheinung der zweiten Hälfte des 17. Jahr—
hunderts iſt das Auftauchen der Flibuͤſtier und Boucanier. Ver—
gebens ſuchen wir in der Geſchichke nach Vergleichungsmomenten;
höchſtens die ciliciſchen Seeräuber des Altertums zeigen uns etwas
wenigſtens annähernd Aehnliches. Es dürfte ſich daher verlohnen,
über das Weſen und die Organiſation der Flibuſtier und Bou—
canier nähere Unterſuchungen anzuſtellen. Wir folgen dabei haupt—
ſächlich den Aufzeichnungen des Holländers Esquemeling, welcher
von 1666 — 1697 ſelbſt Flibuſtier war und an beinahe allen
Unternehmungen derſelben perſönlich teilnahm. Seine Schilde—
rungen ſind ſo einfach, ſchlicht und naiv, daß aus ihnen unver—
kennbar die Stimme der Wahrheit tönt. Man glaubt ihm ſelbſt
die fabelhafteſten Thaten der Flibuſtier, weil er auch ihre unmenſch—
lichen Grauſamkeiten, Verbrechen und ſchlechten Eigenſchaften un—
umwunden geſteht und ſeine Perſon beſtändig im Hintergrunde hält.

Die Flibuſtier und Boucanier nahmen ihren Urſprung auf
der Inſel St. Chriſtophe, woſelbſt der normanniſche Edelmann
Enambuc 1625 mit 30 Gefährten landete, um Tabak zu bauen.
Mit Hilfe einer um dieſelbe Zeit landenden Schar Engländer
wurden die eingeborenen Karaiben vernichtet; doch drohte der
jungen Kolonie 1629 ein gleiches Schickſal durch die ſpaniſche
Flotte unter Admiral Toledo. Die von den Spaniern vertriebenen
Koloniſten verlegten ſich auf Seeraub und erhielten aus Frankreich
Zuzug. Nachdem ſich auch noch einige Korſaren von Dieppe an—
geſchloſſen, beſchloß man, die Operationsbaſis näher nach Santo
Domingo zu verlegen, um den Spaniern mehr Schaden zufügen
zu können. Die Inſel Tortuga ſchien den Korſaren beſonders
zweckentſprechend. Die ſpaniſche Beſatzung (ein Alförez mit
 
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