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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 2.1885

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Mitteilungen und Berichte
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Zwiedineck-Südenhorst, Hans von: Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.52690#0888

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876 Mitteilungen und Berichte.

Zur Geſchichte des dreißigjährigen Krieges.

Aus der großen Zahl von Unterſuchungen und Abhandlungen über einzelne
mehr oder minder bedeutende Ereigniſſe und Beziehungen aus der Zeit des
großen deutſchen Krieges, welche in den letzten Jahren den Büchermarkt faſt
beunruhigend überflutet haben, ragt ein Werk hervor, welches ſich eine größere,
umfaſſende Aufgabe geſtellt hat und dieſelbe nicht nur zu löſen verſpricht, ſondern
die in einem ſtarken Anſatze ſtetig wirkender Kraft vollſtändig durchgeführte
Löſung abgeſchloſſen vorlegt. Guſtav Droyſen hat nach langjährigem,
eifrigem Studium und weitausgreifenden Vorarbeiten ſeinem vor fünfzehn Jahren
vollendeten „Guſtav Adolf“ nunmehr den längſt erwarteten „Bernhard von
Weimar“ folgen laſſen, mit deſſen Erſcheinen der hiſtoriſchen Wiſſenſchaft
unſtreitig ein großer und notwendiger Dienſt geleiſtet iſt, ein Dienſt, welchen der
Forſcher und Fachgenoſſe mit dem „wahrheitsliebenden curieuſen Leſer“ gemein—
ſam abzuſtatten hat. Kein Geringerer als Goethe — erwähnt Droyſen in der
Vorrede — hat das Leben des Herzogs erzählen wollen. Aber als er, nachdem
viele „Dokumente und Kollektaneen“ zuſammengebracht waren, daran ging, „den
Scheiterhaufen gedruckter und ungedruckter Nachrichten, Urkunden und Anekdoten
zierlich zuſammenzulegen, auszuſchmücken und eine Menge ſchönen Rauchwerks
und Wohlgeruchs darauf herumzuſtreuen“, um dann dem Publikum „ein erfreu—
liches und heiteres Feuerwerk anzuzünden“, meinte er zu erkennen, „daß es
ſchwer, wenn nicht unmöglich ſein würde, dem Helden eine beſtimmte, anſtändige
Phyſiognomie zu geben“ Er veranlaßte den jungen Jenaer Profeſſor Luden,
ſich an die Arbeit zu machen. Aber auch dieſer ließ ſie fallen, da ihm nach
einjährigen Vorſtudien „kein Entwurf gelang, der ihm über acht Tage genügte“
und der Herzog ihm, „wie er ſich auch ſtellen mochte, weder Schnitt noch Farbe
bekam“. Der Weimarer Archivar Bernhard Röſe hat dann aus dem von Goethe
geſammelten Material mit vielem Fleiß und gutem Willen ein Lebensbild des
Herzogs notdürftig zuſammengeſtellt ¶828 *1829, deſſen Mängel nicht ſo ſehr in
der Verwertung der einzelnen Nachrichten, als in der Beurteilung der allgemeinen
Verhältniſſe zu ſuchen ſind, für welche man zu jener Zeit allerdings noch kein
richtiges Verſtändnis haben konnte. Gerade darin liegt nun Droyſens Stärke,
daß er bei aller liebevollen Hingabe an die Perſänlichkeit, deren Weſen er aus
dem Gedränge einer ſtürmiſch bewegten Zeit voll und ganz herauszugeſtalten
bemüht iſt, ſich doch niemals in kleinliches Flick- und Stückwerk verliert, daß er
mit voller Klarheit ſeine Anſchauung des Zuſammenhanges der einzelnen Vor—
fälle und Erſcheinungen in der möglichſten Kürze und Deutlichkeit auseinander—
ſetzt. Er ſucht nicht mit Abſicht alle Kontroverſen auf, die zu weitſchweifigen
Erörterungen Gelegenheit bieten, ſondern geht gerade und ſicher ſeines Weges.
In unſeren Tagen, in welchen die „Scheiterhaufen von gedruckten und unge—
druckten Nachrichten“ bereits zum Himmel ragen und Schwach- und Kurzſichtigen.
die Ausſicht gänzlich zu rauben drohen, iſt ein ſo tapferes Ausſchreiten, wie es
in Droyſens Art liegt, immer wohlthätig. Es thut weit geringeren Schaden,
 
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