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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 2.1885

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Schneider, J. A.: Eberhard im Bart, erster Herzog von Württemberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.52690#0573

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Eberhard im Fart, erſter Herzog von Württemberg.
Von
3. 2c. Hchueider.

„Mein gnädige Fürſtin und Fraw, Fraw Mechtild, Gräfin zu
Würtemberg ec., gebohrne Pfalzgrävin, iſt eines Sohnes geneſen, ge—
nannt Eberhard (der Aelter), auf Samſtag den 11. Tag Decemb.
in A. 1445. Als nun hochermeldte Fraw Mechtild dieſen Sohn
gebohren: da war mein gnädiger Herr, Graf Ludwig zu Würtem—
berg, nit inheims, ſondern zu Herrenberg. Und ward zu ihrer
Gnaden geſchickt meiner gnädigen Frauen Knecht, Hanß Schneider,
das Bottenbrod zu bringen. Schenckt ihm mein gnädiger Herr zu
Bottenlohn 15 Gulden.“ So berichtet einer der Taufzeugen, der
Propſt Spenlin von Herrenberg. Acht Tage nach ſeiner Geburt
wurde der junge Graf in Urach vom Biſchof Heinrich von Kon—
ſtanz getauft.

Sein Vater, Graf Ludwig, welcher in der Teilung mit ſeinem
Bruder Ulrich dem Vielgeliebten (Nürtingen, den 25. Januar 1442)
den ſogenannten Uracher Anteil der Herrſchaft Wuͤrttemberg er—
halten und ſeinen Sitz in Urach genommen hatte, während ſeinem
Bruder der öſtliche Teil mit dem Sitz in Stuttgart zugefallen war,
war ein ernſtex, chriſtlicher Mann und vortrefflicher Fürſt, der
im Städtekrieg ſich neutral hielt, ſeinem Lande hierdurch viel Elend
erſparte und dasſelbe durch vorteilhafte Käufe mehrte.

Deſſen Gemahlin Mechtild, Tochter des Pfalzgrafen Ludwig,
war eine fromme, verſtändige und hochgebildete Frau; an ihrem
Hofe war ſtrenge Zucht und Sitte. Sie war mit den römiſchen
Schriftſtellern wohl vertraut und ſchrieb lateiniſche Briefe. Auf ihrem
ſpäteren Witwenſitz brachte ſie cinen Vorrat von 94 mittelalter—
lichen Dichterwerken zuſammen. Ihr hatte Hermann von Sachſen—
heim ſeine „Mörin“ gewidmet, ihr Püterich von Reichertshauſen
1462 ſeinen „Ehrenbrief“ zugeſchrieben, und für ſie und ihren
Sohn Eberhard überſetzten Niklas von Wyle, Antonius von Pfore
und Heinrich Stainhövel aus fremden Sprachen. ;

Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte rc., 1885. Heft VIII. 37
 
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