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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 2.1885

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Mitteilungen und Berichte
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Distel, Theodor: Eine Fußwaschung des Kaisers auf dem Reichstag zu Regensburg 1653
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https://doi.org/10.11588/diglit.52690#0651

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Mitteilungen und Berichte, 639

Eine Fußwaſchung des Kaiſers auf dem Reichstag zu Regeusburg
1653.

Als ich vor einigen Jahren für den leider zu früh heimgegangenen v. Stintzing
im K. S. Hauptſtaatsarchive die auf den betreffenden Regensburger Reichstag und
den jüngſten Reichsabſchied bezüglichen Akten durchſah, um den Nachweis zu
liefern, daß die ſächſiſchen Geſandten bei der ganzen Reform überhaupt nicht
mitgewirkt haben (vgl. Stintzing⸗-Landsberg!, Geſchichte der deutſchen Rechtswiſſen—
ſchaft, 2. Abt. S. 95), kam ich u. a. auch auf den hier teilweiſe mitzuteilenden
Bericht. In dem „Diarium, ſo ufm Reichstag zu Regensburg gehalten worden
Ao. 1652 —54“ Locat 10225) befindet ſich Bl. 257 ein Originalbericht Heinrich
von Frieſens, Hans Ernſt Piſtoris' und Auguſtin Strauchs an den Kurfürſten
Johann Georg J. in welchem es u. a. (Bl. 258b fpgd.) alſo heißt: (31. März
1653) „Nach geendigter meße kamen i. mt. (der Kaiſer Ferdinand III.) von
den churfürſten zu Cölln, Trier, Pfaltz, marggrafen von Baden, pfaltz Simmern
undt vielen biſchoffen und hohen perſonen begleitet, in die ritterſtube, darinnen
vorhero 12 alte männer, ſo zuſammen 925 jahre macheten, von einem keyſer—
lichen bedienten, nach dem alter und ordnung, wie ſie mit namen aufgezeichnet,
an eine taffel geſetzt waren, ihre mait. ließen ſich nieder auf einen ſtuhl, ſo aber
von der taffel abſeits ſtundt, darauf wurden die eßen aufgetragen, in kleinen
rothen ſchüßeln, welche meiſtentheils ihre königl. mt. in Böhmen, wie auch etliche
die herren churfürſten, von denen pagen namen und ihrer keyſ. mt. überreichten,
die ſie vor einen ieglichen der armen abſonderlich aufn tiſch ſetzeten, und bekam
ein ieder der armen 4 ſchüßeln, wie ſolches verrichtet, hieß ihre maj. ſie eßen
und ſetzten ſich wieder auff ihren ſtuhl. Es war auch vorhin ſchon auf die
taffel vor ieden ein becher wein, krüglein bier und eine höltzerne ſaltzbüchſe, dar—
auf ein roßmarinſtrauch ſtack, geſtellet. Der erſte arme brachte es ihrer keyſ. mt.,
die es ihm geſegneten, annahmen undt wieder wegſetzeten. Wie ſie nun von
denen fürgeſetzten eßen gegeßen, wurden vor eines ieden armen orthe wie
wannen auß der taffel gezogen, darein ihre maj. bey etwa vieren die ſchüßeln
wieder abnahmen und in gedachte wannen fleißig und rathſamb einlegeten, bey
denen übrigen thetens die herren churfürſten und meiſtentheils Churpfaltz, wor—
nach andere ſpeiſen aufgetragen wurden, damit es, wie bey denen erſten, in allen
gehalten wardt, außer, daß ihre mt., wie ſie ſahen, daß bey dem einen die
ſchüßeln etwas ungleich und zu weit von einander ſtunden, dieſelbe zu rechte
ſetzeten.

Wie gleichergeſtalt darvon gegeßen, ward vorgedachter maßen wieder auf—
gehoben und der nachtiſch, ſo in käſe, äpffeln und nüßen beſtandt, aufgeſetzt und
wiederumb weggereumet. Darauff von einem geiſtlichen, ſo ein ſilbernſtückin
pontifical anhatte, die hiſtoria von fußwaſchen Johann. 13 lateiniſch geſungen
wardt, und alß er auf die wortte kam: surrexit a coena et deposuit vestes ete.
erhuben ſich ihre mt. von dero ſtuhl, gaben ihren degen graff Maximilian von
Wallenſtein, nahmen ein tuch und bundens umb, da ward zugleich die taffel
weggeſchoben und zogen die armen einen ſtrumff auß, darunter, alß der eine
nicht ſtracks damit fertig werden konte, halff ihm einer von der cleriſey und
 
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