Zudwig I von Bayern und Karl Haller von Hallerſtein.
Von
Karl Theodor Heigel.
„Aus der Tiefe quillt das Licht!“ Welche Fülle von Kunſt—
ſchätzen iſt in den letzten Jahren aus helleniſchem Boden zu Tage
gefördert worden! Die Nationen wetteifern in kühnen Unter—
nehmungen. Die altehrwürdigen Kultus- und Kulturſtätten Delos,
Dodona, Epheſus haben ihre Thore wieder aufgethan, heute für
eine Gemeinde, welche nicht die Götter, aber das Göttliche ſucht.
Was für Winckelmann nur das Ziel frommer Wünſche geweſen,
iſt heute erreicht. Das alte Ilion iſt gefunden; über den Heilig—
tümern am Alpheios wölbt ſich wieder der Himmel; die Hypo—
gäen zu Mykenä, die vermeintlichen Theſauren der Atriden, ſind
als Koͤnigsgräber erkannt; mit den Funden von Pergamon beginnt
eine neue Aera in der Geſchichte der Plaſtik.
Nur das zweite Jahrzehnt unſeres Jahrhunderts war an
ähnlichen glücklichen Entdeckungen annähernd ſo reich wie unſere
Tage, und mit jenen Unternehmungen iſt der Name des kunſt-
ſinnigſten deutſchen Fürſten, Ludwigs 1. von Bayern, aufs innigſte
verknüpft.
Was ſoll man dazu ſagen, wenn Gervinus in ſeiner Geſchichte
des 19. Jahrhunderts behauptet, König Ludwig habe den Mangel
an eigentlichem Kunſtſinn dadurch dargethan, daß er ſich um die Alter—
tümer Griechenlands gar nicht kümmerte! Der Vorwurf wird ſchon
durch die eine Thatſache entkräftet, daß die Wirkſamkeit des Be—
grün ders ſyſtematiſcher Forſchung in Griechenland, Ludwig Roß, auf
die Initiative König Ludwigs zurückzuführen iſt. Aber ſchon viel
früher, als noch wenige im Geiſte Winckelmanns die Denkmäler helle—
niſcher Kunſt hochhielten, war Ludwig bemüht, den Reliquienſchatz der
Antike zu vermehren und der hiſtoriſchen und äſthetifchen Bildung
neue Gebiete zu erſchließen. Er ſelbſt durchforſchte die klaſſiſche
Von
Karl Theodor Heigel.
„Aus der Tiefe quillt das Licht!“ Welche Fülle von Kunſt—
ſchätzen iſt in den letzten Jahren aus helleniſchem Boden zu Tage
gefördert worden! Die Nationen wetteifern in kühnen Unter—
nehmungen. Die altehrwürdigen Kultus- und Kulturſtätten Delos,
Dodona, Epheſus haben ihre Thore wieder aufgethan, heute für
eine Gemeinde, welche nicht die Götter, aber das Göttliche ſucht.
Was für Winckelmann nur das Ziel frommer Wünſche geweſen,
iſt heute erreicht. Das alte Ilion iſt gefunden; über den Heilig—
tümern am Alpheios wölbt ſich wieder der Himmel; die Hypo—
gäen zu Mykenä, die vermeintlichen Theſauren der Atriden, ſind
als Koͤnigsgräber erkannt; mit den Funden von Pergamon beginnt
eine neue Aera in der Geſchichte der Plaſtik.
Nur das zweite Jahrzehnt unſeres Jahrhunderts war an
ähnlichen glücklichen Entdeckungen annähernd ſo reich wie unſere
Tage, und mit jenen Unternehmungen iſt der Name des kunſt-
ſinnigſten deutſchen Fürſten, Ludwigs 1. von Bayern, aufs innigſte
verknüpft.
Was ſoll man dazu ſagen, wenn Gervinus in ſeiner Geſchichte
des 19. Jahrhunderts behauptet, König Ludwig habe den Mangel
an eigentlichem Kunſtſinn dadurch dargethan, daß er ſich um die Alter—
tümer Griechenlands gar nicht kümmerte! Der Vorwurf wird ſchon
durch die eine Thatſache entkräftet, daß die Wirkſamkeit des Be—
grün ders ſyſtematiſcher Forſchung in Griechenland, Ludwig Roß, auf
die Initiative König Ludwigs zurückzuführen iſt. Aber ſchon viel
früher, als noch wenige im Geiſte Winckelmanns die Denkmäler helle—
niſcher Kunſt hochhielten, war Ludwig bemüht, den Reliquienſchatz der
Antike zu vermehren und der hiſtoriſchen und äſthetifchen Bildung
neue Gebiete zu erſchließen. Er ſelbſt durchforſchte die klaſſiſche