die Anglückstage von Mantua,
Von
H. p. Zwiedineck-Hüdenhorſt.
Mantua liegt nicht an einer Hauptlinie der landezühlichen
italieniſchen Reiſerouten, bei Tage erreicht man es nur in Perſonen—
Zügen, denen man in einer fo einförmigen, alſo langweilenden
Gegend, wie es die Strecke ModengVerona iſt, gern aus dem
Wege geht. Von dem modernen Mantua wexden ſich wenige
unſerer Leſer eine Vorſtellung machen, und was bedeutet es auch?
Eine Landſtadt, umſchloſſen von einem Ringe verfallender Befeſti—
gungen, eine Landſtadt mit Getreidehandel, Gerbereien, Mühlen,
Pferdemärkten, elenden Gaſthäuſern, aber einex ungewöhnlich großen
Zahl gut erhaltener Kirchen, ruinenhafter Paläſte und altertüm⸗
ſcher Bauwerke. Wo aber wären dit, letzteren auf italiſchem
Boͤden nicht zu finden? Um ihrer willen ſetzen ſich behagliche
Reiſende doch nicht gerne der Sumpfluft aus, die hier nux zu
häufig böſe Fieber im Gefolge hat. Man verſchmerzt es, die Corte
Imperiale, S. Andrea, den Palazzo Te und die Accademia Vir—
giliana nicht geſehen zu haben, wenn man den Po oder die Etſch
wieder hinter fich hat und die geſunde Luft atmet, die vom Apennin
oder von den Alßen her weht. Die hiſtoriſche Erinnerung reicht für
Mantua im allgemeinen auch nicht ſehr weit zurück, man beſinnt
ſich allenfalls, daß Mantua dereinſt den feſteſten Punkt des Feſtungs⸗
viereckes gebildet hat, in welchem Oeſterreich ſeine letzten italieniſchen
Beſitzungen verteidigen zu können gehofft hatte, man denkt an die
Todesſtaͤtte des vielbeſungenen Andreas Hofer, an die Ausdauer
des braven, aber unglücklichen General Wurmſer, der den Platz
neun Monaͤte gegen den jungen Bonaparte hielt, und ſchließlich
dämmert in dem Kenner der „Emilia Galotti“ oder des „Rigoletto“
eine ziemlich unſichere Vorſtellung von dem lockeren Hofleben der
Gonzaga auͤf, „die hier in dem Schloſſe gehauſet“.
Von
H. p. Zwiedineck-Hüdenhorſt.
Mantua liegt nicht an einer Hauptlinie der landezühlichen
italieniſchen Reiſerouten, bei Tage erreicht man es nur in Perſonen—
Zügen, denen man in einer fo einförmigen, alſo langweilenden
Gegend, wie es die Strecke ModengVerona iſt, gern aus dem
Wege geht. Von dem modernen Mantua wexden ſich wenige
unſerer Leſer eine Vorſtellung machen, und was bedeutet es auch?
Eine Landſtadt, umſchloſſen von einem Ringe verfallender Befeſti—
gungen, eine Landſtadt mit Getreidehandel, Gerbereien, Mühlen,
Pferdemärkten, elenden Gaſthäuſern, aber einex ungewöhnlich großen
Zahl gut erhaltener Kirchen, ruinenhafter Paläſte und altertüm⸗
ſcher Bauwerke. Wo aber wären dit, letzteren auf italiſchem
Boͤden nicht zu finden? Um ihrer willen ſetzen ſich behagliche
Reiſende doch nicht gerne der Sumpfluft aus, die hier nux zu
häufig böſe Fieber im Gefolge hat. Man verſchmerzt es, die Corte
Imperiale, S. Andrea, den Palazzo Te und die Accademia Vir—
giliana nicht geſehen zu haben, wenn man den Po oder die Etſch
wieder hinter fich hat und die geſunde Luft atmet, die vom Apennin
oder von den Alßen her weht. Die hiſtoriſche Erinnerung reicht für
Mantua im allgemeinen auch nicht ſehr weit zurück, man beſinnt
ſich allenfalls, daß Mantua dereinſt den feſteſten Punkt des Feſtungs⸗
viereckes gebildet hat, in welchem Oeſterreich ſeine letzten italieniſchen
Beſitzungen verteidigen zu können gehofft hatte, man denkt an die
Todesſtaͤtte des vielbeſungenen Andreas Hofer, an die Ausdauer
des braven, aber unglücklichen General Wurmſer, der den Platz
neun Monaͤte gegen den jungen Bonaparte hielt, und ſchließlich
dämmert in dem Kenner der „Emilia Galotti“ oder des „Rigoletto“
eine ziemlich unſichere Vorſtellung von dem lockeren Hofleben der
Gonzaga auͤf, „die hier in dem Schloſſe gehauſet“.