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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 2.1885

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Mitteilungen und Berichte
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Hartfelder, Karl: Heidelberger Studentenleben in alter Zeit: (nach dem "Manuale scholarium")
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https://doi.org/10.11588/diglit.52690#0792

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Mitteilungen und Derichte,

Heidelberger Studentenleben in alter Zeit.
(Nacdhy dem „Manuale scholarium“.) 1

Wenn der unerfahrene Student in der Univerſitätsſtadt ankam, war es eine
ſeiner erſten Aufgaben, unter den Lehrern der hohen Schule einen zu gewinnen,
durch deſſen Vermittelung er immatrikuliert und von dem „Beanium“, das etwa—
mit „Fuchſentum“ oder „Fuchsſein“ zu überſetzen wäre, befreit werden konnte.?
Beſcheiden redete er den Lehrer, der ihm zu dieſem Geſchäfte empfohlen wurde,
mit reverende magister oder reverentia vestra an und trug ihm ſeine Bitte
vor. Dieſem Anſinnen folgte von ſeiten des Lehrers in der Regel ein kurzes
Examen, das ſich aber mehr auf die Herkunft des Beanus und die Vermögens—
verhältniſſe ſeiner Eltern als auf ſeine wiſſenſchaftliche Vorbildung erſtreckte.
War der Profeſſor ein humaner Mann, ſo verſprach er dem Petenten, er wolle
ihn zum Rektor der Schule führen, er ſolle aber nicht ängſtlich ſein, damit die
Furcht ihm nicht im entſcheidenden Augenblicke die Sprache raube. Auch ſolle
er den Eid, den er der Univerſität leiſten müſſe, nicht zu ſchnell leſen, um keinen
ſchlechten Eindruck auf den Vertreter der Univerſität zu machen.

Unmittelbar nach der Aufnahme in die Matrikel folgte ſodann die Verab—
redung, wo und wie die Ablegung des „Beanium“, d. h. „die Fuchstaufe“ er—
folgen ſollte. Das, was heutzutage nur noch in den kleinen Kreiſen der farben—
tragenden Studenten in toller Jugendlaune geübt wird, war alſo vor Zeiten
ein Akt, an dem in erſter Linie die Lehrer, die „magistri“ und „baccalaurei“,
dann auch einige Studenten teilnahmen. Wenn der gewählte Profeſſor ein billig
denkender Mann war, ſo berückſichtigte er bei den Einladungen zu dieſer Feſt—
lichkeit die Vermögensverhältniſſe ſeines Beanus, denn nicht dieſer, wie man
erwarten ſollte, ſondern der Lehrer Iud zu dieſer Feierlichkeit zu Gaſt. Aller-
dings fand dieſelbe auch gewöhnlich in ſeinem Hauſe ſtatt. Zugleich machte er

Herausgegeben von Zarncke, die deutſchen Univerſitäten. I,

2 Der die Univerſität neu Beziehende hieß beanus, was gewöhnlich von bec jaune, d. h.
Gelbſchnabel, abgeleitet wird. Der Zuſtand, in dem er ſich befand, hieß beanium, und die Auf—
hebung desſelben die beania, „Fuchstaufe“. Zarncke, die deutſche Univerſitäten J. S. 227.
 
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