320 Mitteilungen und Berichte.
erklärt, ſie wolle keinen Anſpruch auf ihn machen, könne ihn gar wohl laſſen,
wolle es aber nicht auf ihr Gewiſſen nehmen, ſondern ihrem Vater folgen.
Eine Konfrontation der Beteiligten führt wegen der Gewiſſensfrage zu keinem
Reſultat. Endlich gibt der Magiſter nach und will einen Entſagungsbrief geben.
Aber zwei Tage darauf werden beide wieder vorgefordert, weil ſie noch eine
Zuſammenkunft unter der Hausthüre gehabt hätten, und nun erklärt Theodora,
wenn der Vater es erlaube, wollten ſie zuſammenbleiben. Doch der alte Cruſius
iſt ſtarrköpfig und verſichert, ſeine Tochter nur einem Manne geben zu wollen,
der ſie ernähren könne.
Das Ende dieſer in Univerſitätsprotokollen gewiß einzig daſtehenden roman—
tiſchen Geſchichte fehlt uns leider, doch bietet uns ein herzogliches Reſtript ! aus
dem Jahre 1591 einen netten Abſchluß für die Verhältniſſe in den beiden
Familien und zugleich eine Art pſychologiſcher Erklärung für das Weſen und
Auftreten der Kinder. Es heißt in dem Reſkript: der Herzog habe durch ſeine
Viſitatoren in glaubwürdige Erfahrung gebracht, daß Dr. Hambergers und Cruſii
Hausfrauen, ſo Schweſtern ſeyen, ſich nicht geziemlich halten, ſondern, wenn ſie
erzürnt, Gott läſtern, übel fluchen, daneben der Trunkenheit nachhangen, ſonder—
lich des Cruſit Weib die Predigt göttlichen Wortes unfleißig beſuche, oftmals
außer der Stadt gen Luſtnau und Derendingen ziehe und ſich unter ſolchem
ziemlich verdächtig mache.
So weit reichen unſere urkundlichen Nachrichten. Die beiden Profeſſoren
mögen ſchwer genug an ihrem Hauskreuz getragen haben.
Bruno Gebhardt.
A. Tholuck, Vorgeſchichte des Rationalismus. L. Das akademiſche Leben des 17. Jahr⸗
hunderts. Berlin 1853. S. 145.
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung von
Haus von Zwiedineck-Südenhorſt in Graz i/ St.
erklärt, ſie wolle keinen Anſpruch auf ihn machen, könne ihn gar wohl laſſen,
wolle es aber nicht auf ihr Gewiſſen nehmen, ſondern ihrem Vater folgen.
Eine Konfrontation der Beteiligten führt wegen der Gewiſſensfrage zu keinem
Reſultat. Endlich gibt der Magiſter nach und will einen Entſagungsbrief geben.
Aber zwei Tage darauf werden beide wieder vorgefordert, weil ſie noch eine
Zuſammenkunft unter der Hausthüre gehabt hätten, und nun erklärt Theodora,
wenn der Vater es erlaube, wollten ſie zuſammenbleiben. Doch der alte Cruſius
iſt ſtarrköpfig und verſichert, ſeine Tochter nur einem Manne geben zu wollen,
der ſie ernähren könne.
Das Ende dieſer in Univerſitätsprotokollen gewiß einzig daſtehenden roman—
tiſchen Geſchichte fehlt uns leider, doch bietet uns ein herzogliches Reſtript ! aus
dem Jahre 1591 einen netten Abſchluß für die Verhältniſſe in den beiden
Familien und zugleich eine Art pſychologiſcher Erklärung für das Weſen und
Auftreten der Kinder. Es heißt in dem Reſkript: der Herzog habe durch ſeine
Viſitatoren in glaubwürdige Erfahrung gebracht, daß Dr. Hambergers und Cruſii
Hausfrauen, ſo Schweſtern ſeyen, ſich nicht geziemlich halten, ſondern, wenn ſie
erzürnt, Gott läſtern, übel fluchen, daneben der Trunkenheit nachhangen, ſonder—
lich des Cruſit Weib die Predigt göttlichen Wortes unfleißig beſuche, oftmals
außer der Stadt gen Luſtnau und Derendingen ziehe und ſich unter ſolchem
ziemlich verdächtig mache.
So weit reichen unſere urkundlichen Nachrichten. Die beiden Profeſſoren
mögen ſchwer genug an ihrem Hauskreuz getragen haben.
Bruno Gebhardt.
A. Tholuck, Vorgeſchichte des Rationalismus. L. Das akademiſche Leben des 17. Jahr⸗
hunderts. Berlin 1853. S. 145.
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung von
Haus von Zwiedineck-Südenhorſt in Graz i/ St.