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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 2.1885

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Lindner, Theodor: Dietrich von Riem, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.52690#0533

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Dietrich von Niem. M

angeordnet. Auch die Kirche ſtand durch die Fürſorge der Kaiſer
aufs glänzendſte; die von dieſen eingeſetzten Biſchöfe waren heilige
Männer; wie anders ſieht es jetzt mit den von den Päpſten beförder—
ten aus. Wenn die Urheber des gegenwärtigen Schisma gleich hart
geſtraft würden, wie einſt die ſchlechten Päpſte von den Kaiſern,
dann wäre eine Einigung und Reform der Kirche leicht hergeſtellt.
Eine bittere Klage, wie noch Friedrich J. und II. dem Empor—
kommen der fürſtlichen Gewalt gewehrt, wie aber nun die Fürſten
und Städte Titel und Einkünfte des Kaiſertums an ſich geriſſen
hätten, ſchließt den Hauptteil des merkwürdigen Buches. Der
zweite beſchäftigt ſich beſonders mit den Kreuzzügen, denn die
Wiederaufnahme derſelben war eine Lieblingsidee Dietrichs, die
er auch ſchon früher oft ausgeſprochen hatte. Doch fehlt hier
die rechte Vollendung.

Das Konzil kam wirklich zuſtande. Noch vorher hatte Dietrich
Zeit gefunden, ein Programm aufzuſtellen über die Geſichtspunkte,
von denen die Kirchenreform auszugehen hätte. Seine „Sehr ſchönen
Vorſchläge über die Union und die Reformation an Gliedern und
Haupt“ Zehören zu dem Beſten, was er geſchrieben hat; ohne allzu
große Abſchweifungen und weitläufige theoretiſche Erörterungen,
mit verſtändigem Blick das Wichtigſte und Nächſtliegende erfaſſend,
gehen ſie unmittelbar auf die Sachlage ein; ſie ſind der Nieder—
ſchlag der Erfahrungen eines langen, reichbewegten Lebens. Es ſind
im großen und ganzen die Ideen, welche er ſchon ſeit Jahren erwog.

Er hatte ja den Triumph erlebt, daß der deutſche König wirk—
lich den entſcheidenden Anſtoß gegeben hatte. Wenn auch nur kurz,
kommt er doch nochmals auf ſeine Lieblingsgeſchichte von Otto I.
zurück, und wenn er auch jetzt den ſchreienden Unterſchied der
Kaiſergewalt von damals und heute nicht überſehen kann, ſo
tröſtet er ſich damit, daß trotzdem dem römiſchen Könige oder
Kaiſer von den ihm Untergebenen zu gehorchen ſei. „Damit durch
ſie das allgemeine Wohlſein der ganzen Chriſtenheit auf jede Weiſe
gepflegt werde, müſſen wir immer zu Gott demütige Bitten richten,
daß er ihre Würde zu gutem Erfolge geleiten möge.“ Zwiſchen
Papſt und Kaiſer ſoll fortan ein feſter Bund beſtehen zur Ver—
beſſerung der Kirche und des Imperiums, und der Papſt gehalten
ſein, für die Zurückerwerbung der verlorenen Reichsrechte zu ſorgen.

Dabei bleibt er: alle drei Päpſte müſſen beſeitigt und ein neuer
darf weder durch die Kardinäle noch aus ihnen, ſondern muß von
einem beſonderen Wahlkollegium ernannt werden. Dieſer muß ge—
bunden ſein an die Beſchlüſſe des Konzils, und noch auf demſelben iſt
die Reform der Kurie zu erledigen. Ihr gelten eine lange Reihe von
Vorſchlägen. Alle Reſervationen, Exſpektanzen, Dispenſationen,
Kommenden ſind abzuſchaffen; die Erteilung der Pfründen darf nur
durch die geſetzlich dazu Berechtigten geſchehen, und dabei ſollen
 
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