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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Programm und Einladung zum Abonnement auf das Diözesan-Archiv
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Zingeler, Karl Theodor: Eine kirchliche Buße von 1524
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0010

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Daher ist das Diözesail Archiv von allgemeinem lind größtem Fnleresse nicht mir für den Klerus,
sondern für alle Vereise, ganz besonders oon hohem, immer mehr an wach senden Wertste für Studien-,
Kapitels-, Psarr-, Herrschafts-, Schul -, Volts-Bibliotheken w'., historische, archäologische, 2 e se-
iend andere Vereine w., nnd zivar nicht nnr in Württemberg, sondern auch in den geographisch und geschichtlich
mitbetbciligten Briedern Bayern, Baden, H o h e u z o l l e r u , Schweiz, Oesterreich, Ol saß rc.
Da sür arebioalische Studien re. wie sür bestmöglichen rascheee eind großen technischen Vertrieb von Preßorganen
eine Zentrale hentzeitage viele Vorzüge hat, erscheint oon Neujahr an, der Gleichheit und Einfachheit wegen, auch das
„Pastoralblatt" mit dem neuen „Diözesan Archiv" in der schwäbischen Metropole Stuttgart (Druck und Expedition
der Attiengesellsebast „deutsches Voltsblatt"). Während das „Archiv" per Post nur als organische Beilage mit dem
„Pastoralblatt" zugleich bezogen werden tann, ist es einzeln sür sich um den gleichen Preis durch alle Buchhand-
lungen und gegen srantirte Einsendung des außerordentlich billigen, nur bei großem Absatz möglichen
Betrags von 1 Bll. 20 Pf. halbjährlich direkt von der Expedition des „Deutschen Volksblatts" in Stuttgart zu beziehen.
Zu recht zahlreichem Abonnement ladet höslichst ein
Pfarrer Dr. Hofele.

Eine ln restliche Duste von INS!.
Mitgetheilt von Nr. Zingeler, f. Archiv-Assessor zu SigmarIngen.
Am 10. Mai 1511 erschlug (Lras Felir von Werdenberg
den schon lange mit ilnn in bitterer Feindschaft lebenden Onaseu
Andreas oon Bonnenberg, Bruchsessen von Waldbnrg, unweit
dessen Sitzes Sebeer ans freiem Felde bei Hundersingen. Diese
rbat H erregte für eine Zeit, wie die damalige, wo der Land
friede allerdings prollamirt, jedocll wenig geachtet wurde, und
der noch sehr rauflustige Adel lieber zur Selbsthilfe griff, als
den langwierigen Weg der Klage beim Neichstannnergerichte
einschlng, ungemeines Aussehen, und führte zu einem hart-
näckigen Prozesse zwischen dem Eraseu von Werdeuberg, dessen
Bruder Ohristoph, der letzte seines berühmten (Geschlechtes, da-
mals zu Sigmaringen saß und Herr der (Grafschaften Sig
maringen nnd Heiligenberg war nnd den Verwandten' des Er-
schlagenen, besonders dem Wnebsessen Wilhelm von Waldbnrg,
der eine rochler des Erasen Andreas zur Frau halte und
seinem 'Deller Wuchses; (Borg von Waldburg, dem Banernjörg.
Saß fünfundzwanzig Jahre datierte dieser Streit; er beschäf-
tigte Kaiser und Stände nnd bildete auf mehreren Neicbstagen
den (Gegenstand lebhafter Erörterungen. Erst nach dem Tode
des Werdenberg, der ans dem Neichstage zu Augsburg 15.00
in Aussehen erregender Weise starb, kam die Angelegenheit end
lull zur Nnbe. Sie Kläger, welche mit außerordentlicher
Zähigkeit ihr Ziel verfolgten, erreichten ihre Absicht, den Erase»
als Mörder, wie sie ihn bezeichneten, bestraft zu sehen, jedoch
niebt. Einerseits herrschte bezüglich der Dhat, trotz vieler Be-
weise gegen den Werdenberg, doch immerhin Zweifel, ob sie
mit lleberlegnng, mit Absicht, ans wirtlich menclllerische Weise
geschehen sei, oder ob sie nnr als ein Alt der Nolbwebr, wie
Eras Zetir sie darslellle, betrachtet werden müsse. Andererseits
stand der Angeklagte bei Kaiser Mar in hohen« Ansehen nnd
genop dessen Gunst in ganz besonderer Weise, ein Umstand,
der sür die Kläger nnd ihren Anhang Erklärung bot, daß ihr
Eegner straflos blieb.
Kaiser Mar nahm seinen Günstling offenkundig in Schutz
und ertheilte ilnn unterm 7. März 1514 einen Absolutions-
bries, der denselben nebst Genossen von aller Strafe los nnd
ledig sprach nnd jedem, der dem Grasen wegen dieser Dhat
Unbill zusügen werde, mit harter Pöu bedrohte, „doch Vorbe-
halten, daß derselb gras Zetir von Werdennberg solchem vu-

Z Tie Literatur über den Werdeiiberg-Sonnenberg'schen Fall ist
lehr zahlreich. Am ausführlichsten bespricht ihn neben der Ziinmrischen
Ehromk die Pappeuheun'sche „Ehrvnik der Truchsessen van Waldbnrg"
I. und II. Erschöpfend ist jedoch keine der Darstellungen, auch nicht die
van Vanotii, der die beiden Lünetten in seiner „Geschichte der Grafen
van Manlfari und Werdenberg" benützte.

geuerlichen (zufälligen) todtslag au demselben graf Enudrisseu
von Sonnenberg begangen der seel zu hayl puessen vud bessern
soll nach vnnser ertanntnuß." Die Kommission, welche mit
der Feststellung dieser Buße beauftragt war, brauchte lauge
Zeit, bis daß sie unter sich selbst und mit den Parteien
einig war.
' 152-1 wird die Buße endlich festgestellt. Vauotti thut
derselben in seiner Geschichte der Grasen von Montfort und
Werdenberg Erwähnung, ohne sie jedoch ausführlich und genau
mitzulheilen. Den nachfolgenden Wortlaut entnehmen wir einem
Schriftstück im f. sürslenbergischeu Archiv zu Douaueschiugeu.
Es ist wohl dasjenige Exemplar, das dem Werdeuberg zuge-
stellt wurde, wenigstens eine gleichzeitige Abschrift des Originals.
„Hernach verinerckt, was graff Felix mit bus vud anderm
vmb die entlvbung willen an wylaud grast Andresseu begangen,
thnn vud volsurn soll.
Ftem zum ersten soll grast Felix grast Andresseu zu Nied-
lingeu in der statt, wie hernach volgt busseu.
Ftem grast Felix soll haben am bischoff vud ii gesurft
prelateu, die die Hi hochämpter singend vud viiii geyfflet abbt,
darzu Hundert Priester, die daruuder meßs lesent.
Item so graff Felix die bnßs thnn will vud die bischoff,
prelateu vud Priester by ainauder hat, wie oben verzaichuet, so
soll am abendl ain lange vigyli vnd darnach das röchen H mit
dem placebo, wie sich gebürt gehalten werden.
Ftem darzu soll gras Felir ain Hebel, wie im fand Schwaben
der bruch ist, mit 1 nr tertzeu ordnen, der jede ain Pfund
wachs, darzu iiii bomtertzeu, der jede i Zentner haben.
Flein vor dem höbet soll ain baue fBar) mit aim schwartzeu
samatin tuch iiii ein lang vnd iii samatiu braitiu i brait über-
legt vnd iiii banr tertzen, jede och i Zentners schwer, wie ob-
slett, gestellt iverden. Welch samatin tuch nachmals die truch-
sässeu milsainpt allen tertzen, so nach der bnßs vberblybeu zum
dienst gots in tirchen, wa jene geliebt zu gebrncheu vud zu
brennen verordnen vnd geben mögen.
Ftem so die vigili am abent gesungen Wirt, wie obstet,
D In einer Urkunde des Klosters Beuron von 1479 heißt es ähn-
lich: Zu den vier Fronfasten sollen „an der Mittwochen zu nacht sonil
vnser des eonnents vnd eaplcin sein . . . ain vigile sinken, darnach de»,
ir begrebnus vor dem gemelten aitnr rechen mit gesprochen Placebo vnd
darnach sollendt >vir ain satne singen." Was heißt dieses röchen resp.
rechen? Die Vesper für Verstorbene beginnt mit dem Wocte „klacebo",
die Vigil aber mit den Worten: Kegem, cui omoia vivunt etc. Es
liegt nahe das Wort rechen mit regem in Verbindung zu bringen, die
Ze'itfolge der Gebete ist in beiden Fällen dieser Annahme jedoch wider-
sprechend. Dem rechen maß eine andere Bedeutung zn Grunde liegen.
Auffallend ist, das; auch ein geistlicher Schreiber, wie zweifelsohne der
Verfasser der Benroner Urkunde war, das Wort in dieser Form braucht,
die, mag es bedeuten, was es will, eine Verballhornirnng ist, aber in
Schwaben gebräuchlich war.
 
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