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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [5]
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Gams, Pius: Die 45 sog. ständigen schwäbischen Klöster in den heutigen Ländern Bayern, Württemberg und Baden bis 1802, [5]: Kloster-Nekrologien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0068

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kaplan entlassen und kehrte ans seine Pfarrei zurück, wo er
anfangs 1796 (nach Neher 1817?) starb. Das Gesangbuch
wurde wieder eingeführt, ferner gesungene Messen des Volkes
beim Hochamt und der Nachmittagsgottesdienst wie unter Her-
zog Karl. Am 25. Juni 1795 verließ Beibimhaus Stutt-
gart wegen Krankheit. Die 3 Hofkapläne Werkmeister,
Mercy, Reiß und deren 2 Hofvikare Pfister und Wiehn
erhielten am 5. März 1796 ihre incultmtes auf 5 Jahre von
Rom aus erneuert durch Vermittlung des Fürstbischofs Maxi-
milian Christoph von Rodt in Konstanz. Herzog Friedrich
hatte von Mömpelgard einen Hofgeistlichen mitgebracht, Fro-
vinus Suidter, frühern Cisterzienser der Abtei Lüzel im
Elsaß, er war meist in Hohenheim. Werkmeister gieng
am 12. Mai 1797 auf die Pfarrei Steinbach.
Am 23. Dezbr. 1797 starb Herzog Friedrich Eugen;
da sein Sohn Herzog Friedrich II. protestantisch erzogen wor-
den war, wurde jetzt die Hofkapelle aufgelöst. Suid-
ter gieng nach Altsteußlingen als Pfarrer, Reiß erhielt
wegen Kränklichkeit den Abschied mit 300 fl. Pension, Wiehn
gieng zuerst in?s Zweibrückische, dann als Vikar nach Stein-
bach zu Werkmeister, Pfister wurde ohne Pension entlassen,
Mayr erhielt die Pfarrei Altingen. Nur Mercy blieb iu
Stuttgart sammt dem statt Wiehns den 15. Juli 1797 ange-
stellten Vikar Bruno Rueß, Frpey war in Ludwigsburg.
An Pfingsten 1798 hielt Mercy, wie früher schon bemerkt
wurde, noch im Betsaal der Akademie, wohin die katholische
Gemeinde von der Hofkapelle des alten Schlosses übersiedelte,
die Einweihungsrede und gieng jetzt für immer ab nach der
Pfarrei Gruol. Wiehn wurde am 24. Juli hernach sein
Nachfolger, der Privatgottesdienst wurde von Herzog Fried-
rich II. in Stuttgart und in Ludwigsburg für die Katholiken
eingeräumt und nur in toro conscientiue die durch die Re-
formation unterbrochene Verbindung mit dem Bischof von Kon-
stanz wieder hergestellt. Am 12. Oktober 1806 erhielten die
Stuttgarter für ihren Kultus die Garnisonskirche, am 1. Okt.
1811 die St. Eberhardskirche. Rueß kam am 13. Januar
1805 auf die Pfarrei Maselheim und Franz Taver Holziu-
g er, Exkonventual von Zwiefalten, trat an seine Stelle. Wiehn
tauschte am 15. April 1806 mit Heinrich Br ent an o in Kirchen
bei Zwiefalten, und letzterer wurde jetzt, den 10. Juni 1806,
erster „geistlicher Rath" und im Oktober 1806 nach Emanation
des Religionsedikts zugleich katholischer „Stadtpfarrer" von
Stuttgart, am 6. August 1808 kam er nach Radolfszell. Er
mußte seine Stelle vertauschen mit Johann Baptist von Keller,
der jetzt als zweiter Stadtpfarrer und zugleich als geistlicher
Rath nach Stuttgart kam und später am 20. Mai 1828 als
erster Bischof von Rottenburg inthronisirt wurde. Kellers
Nachfolger als Stadtpfarrer waren, wie wir früher schon
erwähnten, Sinz, Volz, Ritz, Dann eck er, Zimmerte.
Ein einziger Zeuge aus den alten Zeiten der Hofkapelle existirt noch
in der Gegenwart, nämlich die katholische Schloßkapelle
auf der S.olitude (erbaut 1763—67), ein Kabinettstück
von zierlichstem Rococostil, etwa 11m breit, 21,50 m lang,
7,5 m hoch. An den Schmalseiten sind zwei Emporen, die eine
über dem Eingang ist die Loge des Herzogs Karl mit dessen
Namenszug außen, an der Decke ein X^ims Oei als Fresko-
bild, gegenüber ist die Musiktribüne. In den Ecken der Logen
sind je 2, an den Langseiten der Kapelle je 5 doppelte Säu-
len mit korinthisirenden Kapitalen, darüber ein Architrav und
je 2 kleine sitzende Engel in Stucco, die einen lesend, andere
schreibend oder malend, die meisten aber Leidenswerkzenge
tragend. An den Wänden zwischen den Säulen sind fein ge-
arbeitete Flachreliefs von verschiedenen kirchlichen Emblemen:

Aehren, Trauben, Rauchfaß, Kelch, Missale, Stola, Mitra
und Bischofsstab darstellend. Am Gewölbe mitten ist ein
licht gemaltes, schönes, noch gut erhaltenes Freskobild, nämlich
die Auferstehung Christi, der vom Grabe zum Vater und hl.
Geist emporschwebt, am Grab der Engel und die erschrockenen
Wächter (cfr. Christliches Kunstblatt 1878 S. 15 ff.). Unter-
halb dieses Bildes ist die Stelle noch erkenntlich, wo einstens
der Altar stand, welcher jetzt fehlt. Laut Inschrift rechts
unten am Deckenbild ist es 1766 gemalt von dem berühmten Hof-
maler des Herzogs Karl, Nikolaus Guibal, welcher
im neuen Schloß und im alten Speisesaal der Karlsakademie
zu Stuttgart, in Hohenheim, Ludwigsburg, Mourepos, in
den Kirchen zu Zwiefalten und Gmünd vortreffliche Fresken
gemalt hat. Guibal war ein Angehöriger der Gemeinde der
alten Hofkapelle, ist geb. den 29. November 1725 zu Lune-
ville, gest. 3. November 1784 in Stuttgart laut Eintrag im alten
Todtenbuch der Hofkapelle, den wir hier anfügen: »Oie tertiu
DovemOris p>ie 20 omniOus morientium Zucris munitus
oOüt Dominus Dicolaus Ouibul Ounsvillue uriae Ootlln-
rinAiue nutus 59 unnorum principmlis Lerenissimi Oucis
WirtemOer^ici chctor, uc umbulucri püctorii ckirector
(— Direktor der Gemäldegalerie), «^uem lonZu plltisis con-
sumpsit. Zepultus est in Dolen 6ie 5^ llujus. U. I. k.«
Hiemit beschließen wir unsere Skizze über die Geschichte
der katholischen Pfarreien der zwei schwäbischen Residenzen.
Viele dieser Notizen haben wir nicht ohne Mühe von verschie-
denen Seiten gesammelt; zu unserer Freude haben wir ver-
nommen, daß dieselben da und dort freundliche Aufnahme ge-
funden haben. In den württembergischen Geschichtswerken ist
über diesen Gegenstand nur sehr weniges zu finden. Durch
unfern bescheidenen Vorgang lassen sich andere Leser dieser
Blätter vielleicht dazu bewegen, ältere Aktenstücke aus unserer
Diözesangeschichte aufzusuchen und dem dringenden Wunsch
der Redaktion entsprechend dem „Diözesan-Archiv" einzuver-
leiben. »kutrine facta relerrs pius est lalaor« sagt schon
der alte Ovid. Von mehreren älteren Pfarreien, Kirchen und
Klöstern des Landkapitels Stuttgart werden wir später noch
einige Denkwürdigkeiten berichten.
Die 46 sog. ständigen schwäbischen Klöster
in den heutigen Ländern Bayern, Württemberg
und Baden bis 1802.
Ktoster-Nekrologien
von e. Pius Gams, O. 8. L. zu St. Bonifaz in München.
Mit archivalischen Beiträgen von Otto Rieder, k. Archivsekretär zu
Neuburg a. D.
(Fortsetzung.)
III. Kloster Kaisersheim,
O. Cisterc., gestiftet 1133, aufgehoben 1803.
1) Müller, Franz Taver, von Westhausen (bei Ell-
wangen), geb. 6. Juni 1741, Pr. 1767, 1783 am 23. Okt.
Prälat, wohnte 1812 in Kaisersheim, gest. daselbst 4. Nov.
1817.
2) Dörr, Julian, von Spalt, geb. 18. März 1750,
Pr. 12. Juni 1774, Prior, Prediger, 1812 Pfarrprovisor iu
Niederschönenfeld, gest. in Eichstätt 2. Dez. 1833.
3) Schmidt, Philipp, von Lauingen, geb. 28. Juni 1759,
Pr. 6. Okt. 1783, Subprior, 1812 Kommorant in Kaisers-
heim, früher Professor im Kloster, gest. daselbst 2. Dez. 1828.
4) Tr 0 pp manu, Bernhard, gest. im Kloster 52 Jahre
alt, 17. März 1802.
 
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